Arabellas Geheimnis
Waldboden entdeckt hatte. Arabella zog ihn auf eine Weise an, wie er es sich vor seiner Reise nach Böhmen nicht hätte vorstellen können. Und die Tatsache, dass eine Frau einen solchen Einfluss auf ihn ausübte, gefiel ihm gar nicht.
Doch sie nickte nur und wandte sich zum Gehen.
„Da ist ein Trank neben Eurem Bett, wenn Ihr wieder schlafen wollt.“ Sie senkte den Blick zu Boden, und Tristan hatte das Gefühl, dass sie sich erinnerte, wie ineinander verschlungen sie aufgewacht waren.
Auch ihn würde diese Erinnerung heute nicht loslassen, zusammen mit einer überwältigenden Wut bei dem Gedanken, ein anderer Mann könnte Arabella angefasst haben. Er musste sich bald von ihrem Zauber befreien, denn in London würden sie sich trennen.
„Erst einmal nicht.“ Er setzte sich auf, um nach seiner Tunika zu greifen und runzelte die Stirn, als er sah, wie Arabella zur Tür eilte. Während er im Fieberrausch daniederlag, hatte sie sich intensiv um ihn gekümmert, aber jetzt lief sie beim Anblick seiner nackten Brust davon? „Was ist das für eine Art von Heilerin, die einem verletzten Mann nicht beim Ankleiden hilft?“
Er hatte eine scharfe Erwiderung oder eine andere leidenschaftliche Reaktion erwartet. Deshalb war er erstaunt, dass sie ihn jetzt offen anblickte.
„Dadurch, dass ich Euch pflegte, habe ich meine Ehre wahrscheinlich ebenso verletzt wie Euer Feind Euren Rücken, Sir. Ich ahnte nicht, dass ich mir durch mein Handeln die Feindschaft der Menschen Eures kalten kleinen Landes zuziehen würde.“ Sie schloss die Tür hinter sich und überließ Tristan der Frage, was in diesen letzten paar Tagen geschehen war, dass nun in den Augen einer wilden Frau, die einst ihr eigenes Messer bei sich trug und den Wald zu ihrem Zuhause gemacht hatte, ein ängstlicher Schimmer lag.
Und unwillkürlich dachte er, dass es von Annes königlichem Hofstaat gar nicht so falsch war zu versuchen, seine c hovihani zu zähmen und eine Edelfrau aus ihr zu machen.
11. KAPITEL
Einige Tage später in London sah Arabella sehnsüchtig auf die offene Truhe neben ihrem Bett, die den größten Teil ihres Besitzes enthielt.
Sie wusste, dass das Verlangen fortzulaufen, ein kindisches Ansinnen war, das sie ignorieren musste. Aber beim Himmel, sie konnte nicht anders, als ein paar Augenblicke lang in Gedanken diesem Wunsch nachzugeben, bevor sie zum Abendessen mit der Prinzessin zu erscheinen hatte. Ihr Traum von Freiheit war vielleicht das Einzige, weswegen Arabella ihre Zunge im Zaum hielt und ihren Stolz hinunterschluckte, während sie sich nach nichts mehr sehnte, als durch die Wälder zu laufen, den Wind in ihren Haaren und die Erde unter ihren Füßen zu spüren.
Arabella ließ den Deckel der Truhe zufallen, sperrte damit für die nächsten paar Stunden auch ihre Träume weg und eilte aus ihrer Kammer und den Gang hinunter, der, wie sie hoffte, zum großen Saal der Burg führte. Ihr kurzer Aufenthalt in Prag hatte sie auf die Größe von Burgen und Kathedralen vorbereitet, aber sie staunte immer noch über die Schönheit von Westminster und war von London bezaubert. In drei Tagen sollten König Richard und Prinzessin Anne in der mächtigen Kathedrale getraut werden. Heute Abend speisten sie gemeinsam in der eindrucksvollen Halle von Windsor Castle.
Während sie sich ihren Weg durch das Schloss suchte, kam sie an einigen Hofdamen vorbei. Seit Tristan verletzt worden war, schienen sie sich alle von ihr abgewandt zu haben. Auch zuvor war Arabella von ihnen nicht völlig akzeptiert worden, doch jetzt wurde sie von den Frauen gemieden – bis auf die Prinzessin und Maria. Arabella brauchte die Anerkennung der Hofdamen nicht, und doch verletzte es sie ein wenig. Wenigstens Simon Percival hatte sich widerwillig bei ihr entschuldigt, nachdem Tristan ihm erklärt hatte, was Arabella im Wald bei Calais zugestoßen war.
Während sie jetzt unbemerkt auf einem Stuhl an einem Tisch im hinteren Teil der Halle Platz nahm, musterte sie die versammelte Gesellschaft. Sie suchte Tristan. Prinzessin Anne und König Richard saßen erhöht auf einem Podest. Ihre glücklichen Gesichter spiegelten offen ihre gegenseitige Zuneigung wider. Maria hatte sich neben Simon Percival niedergelassen. Arabella wusste, dass die beiden sich in den letzten vierzehn Tagen nähergekommen waren. Doch selbst als an den Tischen bereits das Essen gereicht wurde, entdeckte Arabella Tristan immer noch nicht. Ob er seinen Besitz vom König erhalten hatte? War er, nachdem er
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