Arabellas Geheimnis
…“
„Sein Leben wird dein Können als Heilerin beweisen. Du könntest angeklagt werden, aber seine Genesung würde jede Abklage auf Schadenszauber widerlegen.“
„Und wenn er stirbt …“
„Das darf er nicht.“
Arabella dachte nicht länger über die Sache nach, denn Tristan schien nach etwas zu verlangen.
„Ich lasse dich allein“, sagte Maria und eilte zur Kammertür. „Und ich werde mit Simon sprechen.
Nachdem Maria gegangen war, schob Arabella hinter ihr wieder den Riegel vor.
„ Chovihani .“
Tristans graue Augen glänzten unnatürlich, als er sie jetzt auf Arabella richtete.
Sie sank neben ihm auf das Bett nieder und gestattete es ihm, dass er ihr mit fiebriger Hand über Wangen und Lippen strich.
„Wusstet Ihr nicht, dass ich Euch folgen würde?“, fragte er. Erschöpft vom Sprechen und von der Bewegung schloss er die Augen.
„Doch.“ Ihr war klar, dass er Calais meinte. In seinen Fieberträumen schien er diese Zeit wieder zu durchleben. „Aber ich hatte nicht vor, die Gruppe zu verlassen. Rosalyn wollte mit mir sprechen, und ich glaubte, sie wollte Frieden mit mir schließen.“
„Vertraut niemandem.“
Zum wohl tausendsten Mal wischte sie ihm die Stirn und die Brust mit einem feuchten Tuch ab. Immer wieder murmelte er etwas Unverständliches vor sich hin, bis Arabella schließlich ein Wort deutlich heraushören konnte.
„Singe.“
Und das tat sie. Sie sang die schönen böhmischen Schlaflieder, die sie aus ihrer Kindheit kannte. Und es war ihr gleich, was irgendeine herumschleichende Magd darüber denken mochte. Sie unterbrach ihren Gesang nicht ein einziges Mal, bis das Fieber kurz vor Anbruch der Morgendämmerung sank, und sie an Tristans Seite in einen erschöpften Schlummer fiel.
Tristans Träume waren von solch verbotener, aber angenehmer Art, dass er die Augen nicht öffnete, obwohl ihm das helle Sonnenlicht das Gesicht wärmte. Die weibliche Gestalt neben ihm reckte sich träge, als wollte sie ihn dazu auffordern, im Bett zu verweilen. Und wenn ihm vor Erschöpfung auch alles wehtat, so floss unwillkürlich sein Blut schneller durch die Adern, als er ihre üppigen Formen unter seinen Händen fühlte.
Er roch den Blumenduft ihres Haars und schob ihr sanft die Locken aus dem Gesicht. Sanft küsste er sie auf den Kopf.
Arabella. Er erkannte sie an ihrem Duft, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wie sie den Weg in sein Bett gefunden hatte. Natürlich war alles nur ein Traum. Und da er das wusste, was machte es da, wenn er die Hand unter ihren Rock gleiten ließ, um ihre schlanken Beine zu streicheln?
Bei seiner Berührung stöhnte sie leise auf. Der Klang rührte ihn so tief wie eine körperliche Liebkosung. Sie bewegte sich in seinen Armen und rieb die Hüften an seinen Schenkeln.
Wie eine Welle überkam ihn der Wunsch, sie zu besitzen. Voller Verlangen presste er sich gegen ihren schönen Leib. Er ließ seine Hand höher gleiten, umfasste ihre vollen Brüste – bis ein glühender Schmerz durch seine Schulter schoss.
Blitzartig war der Traum vorbei. Feuer schien in seinem Körper zu wüten, und die süße weibliche Gestalt verschwand.
„Tristan?“
Die Stimme, die ihn rief, schien wirklich zu sein, und er zwang sich, die Augen zu öffnen. Das Haar vom Schlaf zerzaust, mit verrutschtem Rock sah er sie auf sich herunterblicken. Die Erkenntnis, dass sie neben ihm geschlafen hatte, vertrieb die noch verbliebenen Schmerzen, von denen er eben noch gequält worden war.
„Ihr wart in meinem Bett, und ich war leider zu schwach, es zu genießen.“ Seine Stimme klang rau in Arabellas Ohren. Die Anstrengung des Sprechens tat seiner trockenen Kehle weh.
„Ganz im Gegenteil. Eher glaube ich, dass Ihr es vielleicht ein wenig zu sehr genossen habt.“ Sie strich sich das Gewand glatt und rückte den Ausschnitt zurecht. „Ich fürchte, wir beide taten das.“
„Ich träumte von Euch. Ihr habt für mich gesungen.“ Tristan wünschte, er wäre noch ein wenig länger in diesen Träumen gefangen gewesen.
„Das war kein Traum. Genauso wenig, wie die Tatsache, dass ich in Eurem Bett lag.“ Ihre Wangen leuchteten in solch tiefem Rot, dass er fast bereute, die Hand unter ihren Rock geschoben zu haben.
Fast.
„Arabella.“ Er merkte, wie viel Zeit zwischen den einzelnen Worten verging, die er zu einem ganzen Satz zusammenfügen wollte. Aber er konnte seine Gedanken nur mit Mühe sammeln, so, als habe er noch immer starkes Fieber. „Ich weiß nicht, wie Ihr in
Weitere Kostenlose Bücher