Arabiens Stunde der Wahrheit
Aggression der Syrer stattfände. Die Familie Assad ist ein ungeliebter, aber verläÃlicher Nachbar.
Um zu beweisen, daà die Situation sich sehr schnell ändern und dramatisieren könnte, falls die eiserne Faust der jetzigen MachtÂhaber durch andere, unberechenbare Kräfte abgelöst würde, erteiltedie Regierung von Damaskus geballten Gruppen von paÂlästinensischen Flüchtlingen die Order, ihre Lager zu verlassen und geÂgen die israelische Grenze vorzudringen. Durch tödliche SchüsÂse der israelischen Grenztruppen wurden sie gestoppt. Was würde geschehen, falls sich nach dem Sturz Bashar el-Assads ein salafiÂstischer Flügel sunnitischer Fanatiker in Damaskus durchsetzen und weit über die Grenzen der syrischen Republik ein nahöstliches ÂTohuwabohu veranstalten würde?
Am Beispiel Syriens läÃt sich in aller Objektivität feststellen, daà Amerika seinem militärischen »overstretch« und der damit verbundenen Finanzbelastung nicht mehr gewachsen ist. Ein zusätzlicher Orient-Feldzug kommt für Washington nicht in Frage. Die rhetorische »Betroffenheit« über die Menschenrechtsverletzungen Bashar el-Assads, die die europäischen Staaten â mit der Bundesrepublik an der Spitze â zur Schau stellen, ihre Forderungen nach Sanktionen gegen Damaskus erweisen sich angesichts der militärischen Bedeutungslosigkeit unseres Kontinents als Bestätigung der eigenen Ohnmacht. Da besitzt eine Stellungnahme des türkischen Regierungschefs ErdogËan ein ganz anderes Gewicht, und im Weltsicherheitsrat verfügen RuÃland und China mit ihrem Vetorecht über die entscheidende Mitsprache.
Saudische Panzer in Bahrein
Die amerikanische Regierung habe sich in das Bett des Teufels begeben, könnte der frühere CIA-Agent Robert Baer, ein erwiesener Kenner der islamischen Welt, schreiben. In seinem Buch Sleeping with the devil übt er bittere Kritik an der engen Bindung und Komplizenschaft, die zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Königreich Saudi-Arabien bestehen. Für Baer ist die radikal-islamische Doktrin, die von einer Legion wahhabitischer HaÃprediger rund um die Welt propagiert und mit dem Ãberfluà vonPetrodollars ihres Königreichs finanziert wird, eine weit gröÃere Bedrohung für den Westen und die moderaten Muslime als die Islamische Republik Iran, die man als den fünften Reiter der Apokalypse darzustellen sucht. Ausgerechnet der Staat, dessen unversöhnliche Interpretation des Korans und dessen grausame Anwendung der Scharia die Terrorjustiz der afghanischen Taleban übertreffen, ist der Vorzugsverbündete der USA und jetzt offenbar auch der Bundesrepublik Deutschland geworden. Was immer in Teheran angestiftet wird, es handelt sich bei der »Khomeini-Revolution« allenfalls um den Versuch, den numerisch und geographisch begrenzten Glaubensflügel der Schiiten zu stärken und von seinen sunnitischen Unterdrückern zu befreien. Eine unbegrenzte Expansionsmöglichkeit ist der »Partei Alis« nicht geboten, während der intolerante Extremismus von Salafiya und Wahhabismus rund um den Erdball Widerhall findet.
Als ein jüdischer Orientexperte der mächtigen Rand Corporation, mit dem ich mich gelegentlich in Washington traf, die These vertrat, man hätte die Operation »Desert Storm« besser gegen die Âunberechenbare und erpresserische Prinzengarde der saudischen Dynastie vorgetragen als gegen den waidwunden irakischen Diktator Saddam Hussein, wurde er umgehend entlassen. Ein Hinweis des saudischen Königs Abdullah, eines greisen Sohnes des imponieÂrenden Staatsgründers Abdul Aziz Ibn Saud, man könne zwischen Juden und Palästinensern eventuell zu einem Kompromià kommen, in dem Israel sich auf die »grüne Linie«, auf die Grenzen von 1967, zurückzöge, wurde als grandioser Beitrag zum Frieden im Heiligen Land gepriesen. Dabei hatte der Gründer der palästinensischen Hamas-Bewegung, der gelähmte Scheikh Yassin, mir in Gaza kurz vor seiner Tötung durch eine israelische Rakete als ÂVoraussetzung für die Ausrufung eines unbegrenzten Waffenstillstands, einer »Hudna«, ein ähnliches Konzept vorgetragen. In beiden Fällen wäre das Schicksal, die Zugehörigkeit der heiligen Stadt Jerusalem weiterhin der unüberwindbare »Skandal«, der Stein des AnstoÃes geblieben.
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