Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
Vom Netzwerk:
Mann, der sich mit dem Hind Div vergleichen ließ.
    Über den Schultern seines prächtig bestickten Gewandes aus Goldbrokat lag ein Überwurf aus Zobel, gesäumt von Smaragden und roter, golddurchwirkter Seide. Um seine Mitte schlang sich eine breite, rote, mit Goldfaden bestickte Schärpe. Darüber trug er einen schwarzen, mit Staatssiegeln geschmückten Gürtel, an dem eine vergoldete Lederscheide hing. Ein Säbel mit juwelenverziertem Griff steckte darin.
    Japonica fühlte sich sofort zu diesem edlen Fremden hingezogen. Es war ein Gefühl der Vertrautheit, das sie sich wohl einbildete, ihr aber so etwas vermittelte wie ein Brief aus der Heimat. Als er sie am anderen Ende des Raumes erblickte und auf sie zuschritt, versank sie in einem Knicks, als würde sie ihren eigenen Souverän begrüßen. Die Konvention machte sie zur Engländerin, doch war sie geborene Perserin.
    »Wer ist diese Dame?«, hörte sie ihn auf Persisch einen seiner Begleiter fragen.
    Ihren Kopf respektvoll gesenkt haltend, ergriff sie dennoch die Gelegenheit, selbst auf Persisch zu antworten. »Eine Dienerin aus Bushire, burra sahib, der Ihr tausend Ehren erweist, indem Ihr sie wahrnehmt.«
    Sie sah, wie er erschrocken zurückwich. Auf seine saphirblauen spitz zulaufenden Lederslipper starrend, hörte sie aus dem Gemurmel der umstehenden Männer Missbilligung heraus. Japonica hatte die Regeln der Etikette verletzt, indem sie ihn direkt ansprach -, doch war es ihr ganz natürlich erschienen.
    Vor ihren Augen tauchte eine Hand auf. Groß, glatt wie die eines Mädchens und mit einem Türkisring geschmückt, dessen Stein so groß war, dass er das erste Glied dreier Finger verdeckte. »Erhebt Euch, memsahib!«
    Sie ergriff die dargebotene Hand und richtete sich auf, hielt aber den Blick gesenkt. Auch hütete sie sich, noch ein Wort verlauten zu lassen, da sie das Gefühl hatte, der ganze Raum beobachte sie und den Mirza.
    Der Mirza wollte mehr über sie erfahren. »Ihr tragt keinen Schleier, memsahib. Seid Ihr wirklich eine Landsmännin?«
    »Der Geburt und dem Herzen, wenn auch nicht der Nationalität, nach.« Schließlich wagte sie, seinem Blick zu begegnen. »Zu den Freuden des Reisens gehört die Wahrnehmung fremder Länder und Lebensweisen. Ist die englische Sitte nicht jener vorzuziehen, die eine Frau hinter ihrem Schleier versteckt hält?«
    Es überraschte sie, als alle den Atem anhielten, da sie ihre Entgegnung nicht beleidigend gemeint hatte. Orientalen bewunderten Frauen, die auf ihre Art klug und verlockend waren - solange sie nicht den Zorn des Gemahls erregten.
    Sie sah ein bestätigendes Zwinkern in den Tiefen der Augen des Mirza. »Die englische Sitte gefällt mir in der Tat auch. Eine verschleierte Frau mit gesenktem Blick ist wie ein gefangener Vogel. Lässt man sie frei, fehlt ihr meistens die Kraft, im Rosengarten umherzuflattern.« Er neigte sich zu ihr, sodass sein Bart ihrem Gesicht ganz nahe kam, und rezitierte auf Persisch: »>Die Welt hab' ich umsegelt und Schönheiten geschaut, die mir das Herz geraubt - doch keine war dir gleich!<«
    »Ach, dann stimmt es also, dass >ein Freund die Stimme des Freundes erkennt.<« Das bekannte persische Sprichwort zauberte Entzücken auf seine angenehmen Züge.
    »Albamdolillah valmenah! Man präsentiert mir eine Dame, die mit mir plaudert, als wäre ich in der Heimat.« Er legte den Kopf in den Nacken und ließ ein Lachen ertönen - so eindrucksvoll wie er selbst -, das den Raum mit seinem Dröhnen erfüllte.
    Seine Gefolgschaft lächelte ebenfalls entspannt. Solange dem Mirza die ungewöhnliche Art der Dame gefiel, sollte es ihnen recht sein.
    »Wer ist sie?«, hört sie den Mirza fragen, diesmal in einem Englisch mit schwerem Akzent.
    »Darf ich Lady Abbott vorstellen, Exzellenz«, sagte nun Lord Sinclair, obwohl Japonica nicht bemerkt hatte, dass er sich ihr wieder genähert hatte. »Witwe Lord Abbotts, des fünften Viscount of Shrewsbury, eines ehemaligen Mitglieds des Direktoriums der East India Company.«
    »Ach, von Adel also«, hörte sie den Mirza wohlwollend sagen. »Perfekt.«
    Sie hätte zu gern Devlyn angeschaut, um zu sehen, ob er ihr Vorgehen billigte; doch er stand hinter ihr, und sie wollte den Mirza nicht beleidigen, indem sie sich umdrehte.
    Der Mirza sah aus dem Augenwinkel auf sie hinab. Seine Miene war gebieterisch und lebhaft zugleich. »In Persien wird eine kluge Frau zuweilen mit ihrem Gewicht in Gold belohnt, memsahib!«
    »Dann werde ich heute tüchtig dinieren,

Weitere Kostenlose Bücher