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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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Sie, Lady Abbott, wir wollen uns London stellen!«

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    17
    Die Fassade des Hauses in der Mansfield Street war durch Fackeln hell erleuchtet. Die auf der anderen Straßenseite von Ordnungshütern im Zaum gehaltenen Schaulustigen bestaunten ehrfürchtig die Lüster aus Kristall, Gold und Silber, die durch die Fenster strahlten. Es brannten mehr Kerzen, als vierzig Haushalte im East End in einem Jahr zu verbrauchen pflegten. Diener in neuen scharlachroten Livreen flankierten den Eingang. Die Livreen waren von der britischen Regierung für den ausschließlichen Gebrauch derer geliefert worden, die im Dienste des Mirza standen. Von den Zaungästen wurde dies ausführlich kommentiert, da Rot dem König und dem Thronfolger vorbehalten war. Die Frauen bemerkten neiderfüllt die zwei Reihen breiter Goldlitze, die unter den Jacken funkelten. Westen in Grün und Gold standen bei den Dandys zur Zeit in hoher Gunst. Und alle bewunderten die mit Goldborten geschmückten Dreispitze. So viel Reverenz einem ausländischen Botschafter gegenüber war unerhört und heizte natürlich das Verlangen an, einen Blick auf diesen geheimnisvollen Mann aus Persien zu erhaschen.
    So wie das Publikum immer größer wurde, wuchs auch die Zahl der Lakaien, die herbeieilten, um die Gäste zu empfangen, die vor dem Haus den Equipagen entstiegen.
    »Was für ein Haus ist das?«, fragte Japonica, als sich ihr hilfreiche Hände entgegenreckten.
    »Sagte ich es nicht?«, erwiderte Devlyn obenhin. »Wir speisen heute als Gäste Seiner Exzellenz Abul Hassan Khans.«
    »Des persischen Botschafters?«
    Er lächelte über ihre ungläubige Miene. Wie konnte jemand, der so willensstark und klug war, gleichzeitig einem Moment wie diesem so ausgeliefert wirken? Wie gern hätte er ihr mit einem Finger über die Wange gestrichen ... stattdessen sagte er nur: »Mut, bahia!«
    Man führte sie in einen von unzähligen Kerzen strahlend erhellten Raum, deren Licht die schimmernde Wandverkleidung und unzählige Spiegel zurückwarfen und vervielfachten. Mit Devlyn an ihrer Seite wurde Japonica in rascher Folge einer Reihe von Gentlemen vorgestellt, von denen viele in Uniform erschienen waren, unter ihnen die Lieutenants Hemphill und Winslow, die ihr zulächelten, aber Distanz wie die anderen wahrten.
    Erst als sie sich der letzten Gruppe näherten, dämmerte ihr, dass sie die einzige anwesende Dame war. Hatte der Klatsch sich so rasch verbreitet, dass die Herren ihre Gemahlinnen lieber zu Hause gelassen hatten, um ihnen nicht ihre beleidigende Gegenwart zuzumuten? Oder gab es eine einfachere Erklärung? Da sie bürgerlicher Herkunft war, wollten die Damen mit ihr vielleicht nicht bekannt gemacht werden, sodass sie nicht in Kreise eindrang, in die sie nicht gehörte.
    »Bin ich hier die einzige Dame?«, fragte sie unruhig den Mann an ihrer Seite.
    Devlyn blickte auf sie hinunter. »Wenn dem so ist, werden die Gentlemen dankbar dafür sein, da sie ihre Aufmerksamkeit nicht zwischen Ihnen und ihren Gattinnen teilen müssen.«
    Seine Erwiderung beantwortete zwar ihre Frage nicht; doch fiel ihr auf, dass er seine Worte ungewohnt charmant gewählt hatte, anstatt sie als dumm zu schelten. Wollte er ihr Mut machen? Es sei denn, auch er war enttäuscht über die Wirkung der Gerüchte, die seine Tante ins Haus geschleppt und an ihrem Tisch fallen gelassen hatte wie eine stolze Katze, die eine tote Maus präsentiert.
    »Ich bringe Ihnen ein Glas Mandelmilch«, fiel ihm plötzlich ein und er verließ sie, ehe sie protestieren konnte.
    Eilig ging er hinaus, und ihr Blick schweifte über die versammelten und miteinander ins Gespräch vertieften Herren, wobei sie sich fragte, ob sie den Rest des Abends auf sich selbst gestellt bleiben würde. Lange brauchte sie nicht auf Antwort zu warten. Die Türen zum Portal öffneten sich, der Butler in Paradelivree nahm Aufstellung und kündigte an: »Seine Exzellenz, der persische Botschafter Abul Hassan Khan!«
    Schwere Düfte teuren Räucherwerks schwebten dem Würdenträger voraus, der nun den Saal betrat und so exotisch war wie sein Name.
    Er überragte seine Begleiter um Haupteslänge. Sein dichter schwarzer Bart, der sich sträubte und von duftenden Ölen geglättet wurde, verlieh ihm ein wildes Aussehen. Doch Japonica entdeckte in seinen unter schweren Lidern liegenden dunklen Augen Intelligenz und Humor, die seine Eleganz und Jugendlichkeit ergänzten. Ein Mann voller Vitalität, der einem Bewunderung abnötigte. Der erste

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