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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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»Vergewaltigung ist ein hartes Wort.«
    »Auch eine harte Tat«, befand er.
    Sie fasste sich an die Wange. »Ich wünschte, es wäre so einfach. Schade, dass ich es nicht genau erklären kann, denn eigentlich wehrte ich mich nicht. Ich glaube nicht, dass ich mich wehrte. Ich war neugierig ... einfach neugierig.« Das Wort endete in einem bedauernden Seufzer.
    »Aber man hat deinen Willen beeinflusst...« Er sagte es tonlos und ohne den Balsam des Mitleids.
    »Ja.« Zum ersten Mal blickte sie sich um. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Die sollte eine Frau immer haben!«
    Sie starrte seine Silhouette an und fragte sich, ob er wirklich meinte, was er so strikt äußerte. Er hatte das Wort Frau und nicht Dame gebraucht. Bis zu ihrer Heirat war sie nicht das, was die Gesellschaft eine Dame genannt hätte. Ob er ahnte, wie viel die Unterscheidung für sie bedeutete? Oder kam es daher, dass er ohne das Wissen um die ausgelöschte Erinnerung sprach, in der er die Rolle ihres Schänders spielte? »Wie kommt es, dass ein Mann einer Frau das antut?«
    »Vielleicht fürchtete er sie. Oder er wollte sie bestrafen. Oder er hielt sie für eine andere, als sie war.« Er zog die Schultern hoch. »Aber ich möchte keinen Fremden verteidigen.«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte sie, diesmal langsamer. Doch es wurde Zeit, sich Gewissheit zu verschaffen.
    Sie kam zu ihm, und ihr Blick suchte in der Finsternis seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Auf Armeslänge entfernt, sah sie seine Augen wie Flammen in seinem verschatteten Gesicht leuchten. Es war ein Augenblick der Wahrheit, dachte sie, für den sie sich erst am Jüngsten Tag würde rechtfertigen müssen. »Er lebte in Bagdad, und wurde Hind Div genannt.«
    »Der Name ist mir bekannt.«
    »Ja?« Sie hatte das Gefühl, gleich würde sie ein Blitz treffen, so stark war das Kribbeln, das sie im ganzen Körper verspürte.
    »Er fällt mir manchmal im Traum ein.« Wie entrückt er sich anhörte, obwohl er direkt vor ihr stand. »Ein körperloses Wesen mit dem Antlitz eines Tschita. Ich dachte, es müsse eine Ausgeburt meines verwirrten Verstandes sein.« Seine Miene war düster und zeigte seine Zweifel, ob sein Verstand funktionierte. »Ich wusste nicht, dass es einen Mann dieses Namens wirklich gab.«
    »Viele wollten ihn nicht als richtigen Menschen sehen«, entgegnete sie. »Sie sagten, er sei ein Zauberer. Einige glaubten, er sei ein Geist, andere hielten ihn für den Teufel.«
    »Wie kommt es, dass du ihn kanntest?«
    »Ich wurde zu ihm geschickt, damit ich ihn überrede, Lord Abbott die Flucht aus Bagdad zu ermöglichen, als die Franzosen kamen. Mein Geld wollte er nicht, sondern anderen Lohn.«
    »Deine Jungfräulichkeit gegen Leben!«
    Ihre Unschuld für drei Menschenleben? So hatte sie es nicht gesehen. »Das war nicht das Übereinkommen, das wir trafen ... anfangs.«
    Devlyn trat einen Schritt auf sie zu und verringerte die Distanz um die Hälfte. »Kein Wunder, dass du keinem Mann traust. Deshalb traust du auch deiner Anziehungskraft nicht. Sie kam dich wohl teuer zu stehen.«
    »Meine Anziehungskraft?« Da sie befürchtete, vor ihm in Tränen auszubrechen, lachte sie auf. »Spiel nicht mit mir. Ich bin unscheinbar. So gewöhnlich wie ein irdener Topf, den keiner beachtet. Ich kenne ...«
    »... du kennst deinen Wert nicht.« Er strich ihr mit dem Finger über die Wange. »Zünde eine Kerze an, Lady!«
    Sie kam seiner Aufforderung nach und machte sich an dem Kerzenleuchter auf dem Kamin zu schaffen. Die plötzliche Helligkeit ließ sie zwinkern, doch war der Raum groß und die einzelne Flamme störte die Intimität seiner Winkel nicht.
    Aber als sie zurückblickte, schien der Mann vor ihr sich völlig verändert zu haben. Die flackernde Kerzenflamme betonte die Konturen seines Gesichtes. Schatten schärften die zwei Lachfalten, die seinen Mund wie Bartspuren begrenzten. Sie füllten die tiefen Augenhöhlen mit Schwärze, als wären sie mit Kohle nachgezeichnet. Momentan sah sie nicht Lord Sinclair, sondern das fantastische Äußere des Hind Div.
    »Bitte«, flüsterte sie wie erstickt vor Angst, und wandte sich ab.
    »Was ist?«, hörte sie Lord Sinclair sagen. Seine tiefe Stimme hallte wie ein körperloses Geräusch im Raum wider.
    Ohne Grund lauerten Tränen hinter ihren Augen, wiewohl absurde Momente davor sie zum Lachen gereizt hatten. Doch schien keines dieser Gefühle direkt mit ihr verbunden. Sie entsprangen einer anderen Quelle und bedrängten sie. Der warme feste

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