Arabische Nächte
die Tür zuschlagen konnte. Sie erspähte nur eines seiner Augen, das zornig blitzte. »Meine Geduld ist am Ende. Ich möchte allein mit dir sprechen. Wenn du dich weigerst, werden wir uns durch diese verdammte Tür anschreien, aber zuhören wirst du mir. Jetzt! Also - wie soll es sein?«
Von den Umständen in die Enge getrieben, ließ Japonica die Tür los und trat zurück, ohne sich auch nur zu bemühen, ihre Wut zu verbergen, als zuerst Lady Simms in einem Creme-und-Lavendel-Tailleur an ihr vorüberschwebte und dann Lord Sinclair, der in einem neuen Anzug aus feinem schwarzen Tuch so unheimlich wirkte wie das Gewölk eines Tropenunwetters.
»Du brauchst Hut, Mantel und festes Schuhwerk«, ordnete er ohne Einleitung an. »Ich erwarte dich unten.am Portal. Du hast fünf Minuten Zeit.« Er tippte an seine Taschenuhr. »Fünf.«
»Was für ein fescher Bursche er geworden ist«, bemerkte Lady Simms, als Devlyn gegangen war. »Nie habe ich bemerkt, dass er sich etwas aus modischer Kleidung macht.« Sie sah Japonica scharf an. »Das ist Ihr Werk. Verderben Sie sich nicht alles, Mädchen.«
»Nun«, sagte sie lächelnd, als sie sich zu Aggie umdrehte.
»Geben Sie mir dieses Äffchen, das ohne Unterlass greint und krakeelt.«
Exakt fünf Minuten später stapfte Japonica neben Lord Sinclair einen freigeschaufelten Weg zu einem kleinen Pavillon vorwärts, der sich im rückwärtigen Teil des Gartens befand. Sie staunte, als sie sah, dass die Jalousien heruntergelassen waren und drinnen ein Feuer brannte.
Devlyn beobachtete sie genau, als sie dahinmarschierten, obwohl er darauf achtete, dass sie seinen Blick nicht bemerkte. Sie wirkte kleiner, als er sie in Erinnerung hatte, reservierter, seiner Reichweite entzogen. In wenigen kurzen Wochen hatte sie die Bescheidenheit einer Gouvernante abgelegt und zeigte nun die hoheitsvolle Haltung einer Dame von Stand. Während er Ersteres ärgerlich fand, verachtete er Letzteres. Das war auch nicht die Frau, die er beim Dinner im Hause des Mirza zum ersten Mal in ihrer Schönheit kennen gelernt und später in den Armen gehalten hatte.
Er wünschte sich sehr, diese unnahbare Haltung zu durchbrechen, wusste aber, dass er sie nicht bedrängen durfte, wenn sie nicht die Flucht ergreifen und für immer verloren sein sollte.
»Also«, begann er, als sie sich in einem der Sessel vor dem Feuer niedergelassen hatte. »Ich möchte wissen, was für Pläne du hast.«
»Pläne?« Es war nicht die Frage, die Japoni ca erwartet hatte. »Ich gehe.«
»Aha!« Er blieb ein Stück entfernt stehen, als wolle er ihr nicht zu nahe kommen. »Willst du in einem Monat gehen oder erst im Frühling, wenn das Tauwetter einsetzt?«
»Noch heute.« Die Erklärung erstaunte sie fast so sehr wie ihn.
Seine dunklen Brauen schössen hoch. »Du kannst heute Abend nicht mehr losfahren.«
Japonica faltete die behandschuhten Hände im Schoß. »Hör zu, ich werde selbst entscheiden, was ich kann oder nicht.«
Er starrte sie an. »Wo willst du hin?« Seine Stimme klang wieder ausdruckslos und er rührte sich nicht. Die braungoldenen Augen waren das einzig Lebendige in seinem Gesicht.
»Es hat nichts mit dir zu tun«, erklärte sie schroff. »Entgegen allem Anschein und trotz deiner ungebetenen Einmischung hat es nur mit meinem Wunsch zu tun, endlich ein neues Leben zu beginnen.«
»Dann könntest du wenigstens bis morgen warten.«
»Nein!« Japonica stand auf, drehte sich von ihm weg. »Guten Gewissens kann ich keine Nacht mehr mit dir unter einem Dach verbringen.«
Devlyn entnahm diesem Geständnis den ersten Hoffnungsschimmer. »Sehr gut. Dann räume ich das Feld.«
»Das wirst du sicher nicht!« Sie wandte sich aufgebracht zu ihm um. »Du bist der Gutsherr und ich der Eindringling. Eine unhaltbare Situation - die mit jeder Stunde, die wir hier zusammen sind, mehr Verdacht erregt.«
»Wann haben wir beide uns jemals um die verdammte Meinung anderer Leute gekümmert?«
»Du sollst nicht vor mir fluchen«, mäkelte sie.
»Ich werde so gotteslästerlich fluchen, dass das Dach einfällt, wenn du dich so altjüngferlich benimmst!«, brüllte er.
»Tu, was du willst«, konterte sie spröde. »Es ist dein Zuhause.«
Er trat einen Schritt auf sie zu. »Manchmal glaube ich, ich sollte dich einfach entführen. Dann können wir uns in aller Ruhe anschreien und anbrüllen, bis wir diese Leidenschaft, die so oft als Wut bezeichnet wird, befriedigt haben.«
Hastig stand sie auf. »Das wagst du, zu mir zu sagen?
Weitere Kostenlose Bücher