Arabische Nächte
Brust. »Jetzt spielt es keine Rolle mehr. Wichtig ist nur, dass ich einen Fehler beging und ihn seither durch jede neue Entscheidung vergrößerte. Ich möchte fort. Jamie verdient etwas Besseres, als die Londoner Gesellschaft ihm bietet.«
Devlyn fühlte sich von ihrem Argument völlig besiegt. Allerdings musste er darauf noch eine Antwort finden. »Ich werde dich nicht aufhalten. Sag mir nur, wohin du gehst...«
»Nein.« Japonica schwankte und fasste Halt suchend nach der Sessellehne. Der feindselig e Blick, den sie ihm zuwarf, hielt Devlyn davon ab, ihr Hilfe anzubieten. »Ich sehe keine Notwendigkeit dafür. Warum willst ausgerechnet du mich wieder sehen? Jamie braucht seine Mutter. Er war zu lange ohne sie, während sie versuchte, eine Welt in Ordnung zu bringen, der es bestimmt scheint, zur Hölle zu fahren!« Wieder schwankte sie, und inzwischen war ihre Stimme fast unhörbar. »Ich bin so müde. Unsäglich müde.«
Diesmal handelte Devlyn und war rasch zur Stelle, um sie am Arm zu fassen und sie in den Sessel zu drücken.
Er kniete vor ihr nieder und nahm ihr Kinn in die heile Hand. »Eine richtige kleine Märtyrerin«, bedauerte er. »Ich bin so müde. Ich kann dir gar nicht sagen, wie«, äffte er ihren matten Ton nach und wurde belohnt, als ihr heiße Röte in die bleichen Wangen stieg. Zorn war besser als Verzweiflung.
Japonica schob seine Hand weg. »Ich möchte ein Leben ohne dich!« Sie hatte das vage Gefühl, ihre letzte Chance auf Sicherheit loszulassen. »Da ich nichts von dir will, schlage ich mich auf eigene Faust durch. Morgen reise ich mit Jamie und Aggie ab. Nur um eines bitte ich dich.«
Sie drehte sich zu dem Mann um, der ihr so nahe war, dass sie nur die Hand auszustrecken und seine Wange zu berühren brauchte. Und der einzige Mann auf der Welt, den sie verachten und verabscheuen sollte, der einzige auch, den sie je geliebt hatte, erwiderte ihren Blick mit sanfter Zuversicht. »Du darfst nie den Versuch machen, mich zu finden. Niemals.«
Devlyn lächelte. Er konnte ihr nicht gleichgültig sein, so verzweifelt, wie sie aussah ... »Nimm deinen Sohn mit, wenn du musst - aber du sollst wissen, dass er auch mein Sohn ist und dass ich zu gegebener Zeit kommen und fordern werde, was mein ist. Alles, was mir zusteht.«
»Ich bete, dass du es nicht tust«, sagte sie verzagt und schloss die Augen.
»Gegenwärtig, ja. Ich weiß. Aber nach einer Weile werden wir beide anders empfinden.« Er berührte kurz ihre Wange und obwohl sie zurückzuckte, hielt er seine Handfläche noch einen Moment an ihre kühle Haut. »Wahrscheinlich wurdest du nie richtig umworben. Leider verstehe ich von dieser Kunst zu wenig ...«
Als sie den Kopf hob, lächelte er direkt in ihre erschrockenen braunen Augen. »Meinst du, ich wüsste nicht, wie schwer dies alles war? Dass es auch jetzt noch zu viel ist?« Er küsste sie so sanft, dass sie das Gefühl hatte, ihr würde das Herz zerspringen. »Bis auf eine andere Zeit, bahia!«
Hewlett-Packard
22
Surrey, April
Der Morgen war kühl, verhieß aber die Wärme und Frische eines schönen Frühlingstages. Das Land stand in voller Blüte, natürlicher und gezüchteter, von den Büscheln roter Lichtnelken über frischgrüne Farnwedel bis zu rosa Rhododendronhecken. Gelbe und weiße Narzissen, im zarten Lufthauch nickend, säumten die Auffahrt zum Herrenhaus. Im Rondell standen auf kräftigen Stängeln Iris in prächtigem Blau, Purpur und Gold. In der Mitte des Ovals blühten Kamelien mit dichten Blütenblättern wie ein Rosengarten. Künstlich gereifte Orangen-und Zitronenbäume flankierten in Töpfen die Treppe zu Croesus Hall und entsandten ihre köstlichen Düfte.
All dies und vieles andere war arrangiert worden, um für die Hochzeit, die hier stattfinden sollte, einen malerischen Rahmen zu schaffen. So unkonventionell wie erwartet, würde die mittlere Shrewsbury— Tochter, Miss Alyssum Abbott, mit Charles Repington, jüngstem Sohn eines Baronet und gegenwärtigem Pfarrherrn von Ufton Nervet, in den heiligen Stand der Ehe treten.
Im Dorf war man sich einig, dass Miss Alyssums hinreißender Gesang, gefolgt von seiner aufrüttelnden Predigt über die Heilige Familie am Christtag die Anstöße waren, die schließlich zu diesem glücklichen Ereignis führten. Ein paar Nörgler fanden es zwar unpassend, dass nicht die zwei älteren Schwestern zuerst unter die Haube gekommen waren, doch alle anderen freuten sich mit dem Pfarrer und seiner reizenden Braut.
Außerdem
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