Arabische Nächte

überraschte Winslow.
    »Gesundheit!«, rief Devlyn mit gekräuselten Mundwinkeln.
    Als er sich erhoben hatte, blickte Winslow um sich und registrierte zum ersten Mal das Fehlen der Vorhänge und Teppiche sowie den aufdringlichen Geruch von Kampfer und Möbelpolitur. »Was hast du vor, Sinclair? Kein Mensch stellt im Dezember sein Haus auf den Kopf.«
    »Frühjahrsputz«, seufzte Sinclair. »Die Idee der Viscountess!«
    Howe fing an, sich für dieses Gespräch zu erwärmen. »Ist sie der Grund, dass du uns unterwegs verlassen hast?«
    »Das kann ich nicht sagen, da ich sie noch nicht gesehen habe.«
    »Wie bitte?«, tönten die vier Männer erstaunt im Chor.
    »Nicht einmal eine kurze Begrüßung?«, hakte Winslow nach.
    »Sie bleibt für sich. Genau wie ich.« Devlyn wünschte, er hätte das Thema nicht angeschnitten. »Es gibt fünf Töchter, die ihre Aufmerksamkeit beanspruchen.«
    »Fünf?«, stieß Howe hervor. »Ach, du große Güte! Sie muss entweder überreif oder zu einer Dörrpflaume vertrocknet sein. Beides ist nicht nach meinem Geschmack.«
    »Trotzdem könnte noch ein Funken glühen ...«, überlegte Frampton.
    »Oder Verzweiflung«, meinte Hemphill. »Witwen sind oft besonders locker.«
    »So wie übrig gebliebene alte Jungfern«, bemerkte Howe spöttisch. »Die sind so dankbar für die Aufmerksamkeit eines Mannes, dass sie alles tun. Und ich meine wirklich alles.«
    Während die andern über diesen derben Witz lachten, drehte Devlyn den Kopf, da er hörte, wie die Tür zum Salon geöffnet wurde. Eine junge Frau in einem schlichten Sarsenettkleid, auf dem Kopf eine Morgenhaube, trat ein. »Der Raum ist noch nicht für Empfänge fertig!«
    Er war konsterniert, als er sah, dass sie sich nicht hinausscheuchen ließ. »Verzeihen Sie, Lord Sinclair, aber da Sie nun einmal Besuch haben, dachte ich, Sie könnten mich mit Ihren Freunden bekannt machen.«
    Verärgert stand Devlyn auf. »Warum sollte ich?«
    Sie schloss die Tür hinter sich. »Weil ich neu in London bin und es Ihre Pflicht ist, mich hier einzuführen.«
    »Lass sie dableiben, Sinclair!« Howe war aufgestanden und grinste breit. »Deine Gastfreundschaft ist doch ein wenig langweilig. Ich ziehe weibliche Gesellschaft vor.«
    Devlyn sah die junge Frau, die es wagte, sich über seine Autorität hinwegzusetzen, aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich empfange Gouvernanten nicht.«
    Momentan starrte sie ihn erstaunt an, dann klärte sich ihre Miene. »Aber natürlich können Sie es nicht wissen, da wir einander nicht vorgestellt wurden.« Lächelnd straffte sie die Schultern und reichte Devlyn die Hand. »Ich bin Japonica Abbott.«
    »Die Viscountess Abbott?« Devlyn war so verblüfft, dass er die Worte kaum herausbrachte und ihre ausgestreckte Hand mitten in der Luft schweben ließ. Diese >Witwe< mit fünf Töchtern mochte kaum älter als zwanzig sein.
    »Dieselbe, Lord Sinclair!« Die überraschten Mienen seiner Kameraden entlockten ihr ein weiteres Lächeln. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Gewiss!« Howe und Frampton sprangen auf und boten ihr ihre Plätze an.
    Auch Devlyn reagierte rasch. Zielstrebig stampfte er zur Tür, durch die sie eben eingetreten war, und legte die Hand auf die Klinke. »Meine Herren, da Sie gerade gehen wollten, mache ich es kurz. Lady Abbott, darf ich Ihnen Colonel Hemphill und die Lieutenants Winslow, Howe und Frampton vorstellen. Meine Herren, die Viscountess Shrewsbury!«
    Die tiefe Verbeugung der Herren erwiderte sie mit einem Knicks. Devlyn war nicht sicher, wer ärgerlicher und enttäuschter war, sie oder die Offiziere. Die Gesichter aller zeigten jedenfalls eine plötzliche Röte.
    Als hätte er nichts bemerkt, öffnete Devlyn die Türflügel und sagte: »Guten Tag, meine Herren! Ich werde zum Dinner in der Mansfield Street erscheinen. Bersham wird Sie hinausbegleiten!«
    Da sie keine andere Wahl hatten, setzten sie sich mit bedauerndem Gemurmel in Bewegung - alle, bis auf Howe.
    Er näherte sich der Viscountess und griff nach ihrer Hand. »Nun sind wir bekannt, Lady Abbott. Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung.«
    Als Howe ihr die Hand mit großer Geste küsste, registrierte Devlyn befriedigt, dass sie errötete und seinem Kameraden ihre Rechte hastig entzog. Also doch keine hoffnungslose Gans! Howe war ein richtiger Schuft, was Frauen betraf.
    Devlyn ließ sich Zeit mit dem Schließen der Türen. Also von dieser Person hatte Bersham ihm berichtet - diejenige, die sich seiner in seiner ersten Nacht