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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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etwas wie ein Alchimist, da Sie sich darauf verstehen, beispielsweise Wein allerlei beizumengen.«
    Sein Stirnrunzeln wurde finsterer. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was Sie meinen.«
    Japonica zwinkerte. War dies eine neue Trickvariante, um sie in eine Falle zu locken? Oder wollte er sie beschämen, indem er sie dazu brachte, als Erste auszusprechen, dass er sie verführt hatte? Eine besondere Bösartigkeit...
    Sie verschränkte die zitternden Finger, fest entschlossen, nicht in die Position des Bauernopfers beim Schach zu geraten, in dem er Meister war. »Sehr gut, sprechen wir von Ereignissen, die nicht so lange zurückliegen. Erinnern Sie sich noch, wie ich unlängst in Ihr Schlafzimmer kam? Wie Ihre Schreie das ganze Haus weckten? Wissen Sie noch, wie wir sprachen und dass ich ... ?« Das Erstaunen in seinem Blick steigerte sich mit jedem Wort, bis sie sich fragte, was er damit bezweckte. »Sie erinnern sich?«
    Sein Blick entglitt ihrem, denn er schickte sich an, einen Humidor auf einem Tisch in der Nähe zu öffnen. In aller Ruhe wählte er eine Zigarre aus und blickte dann auf, um sie mit seinem eigenartig glänzenden Blick festzunageln. »Madam, wenn mir nicht das bisschen Verstand, das in meinem Schädel Platz hat, verloren ging, würde ich schwören, dass ich Sie noch nie zuvor gesehen habe.«
    Forschend suchte Japonica in seiner Miene nach einer Andeutung von Spott, dem Schimmern im Auge eines Lügners, dem selbstzufriedenen Blick des abgefeimten Betrügers - entdeckte jedoch nichts davon. »Sie wollen mich glauben machen, dass Sie sich an nichts erinnern? Gar nichts?«
    Er schaute in die entgegengesetzte Richtung. »Infolge meiner Verwundungen habe ich leider Gedächtnislücken.« Wieder begegnete er ihrem Blick mit einem Übermaß an Gefühl, und sie erkannte die Wahrheit. Er wusste nichts von der Vergangenheit.
    Bestürzt über seine Enthüllung, starrte sie mit leicht geöffnetem Mund vor sich hin, während sie das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Konnte man ihm glauben? Der Hind Div war ein Meister des Verwirrspiels und der Täuschung. Wenn es aber stimmte, dass er mit seinem Gedächtnis jede Erinnerung an sie verloren hatte, dann war von ihm nichts zu befürchten.
    Oder vielleicht irrte sie sich, und er war gar nicht der Hind Div.
    Mit geschlossenen Augen versuchte sie, sich auf seine Züge damals zu konzentrieren. Wenn seine hageren Wangen Streifen trügen und das harte Kinn von einem dünnen Bärtchen betont wäre, würde sie dann ...
    »Wo sind wir einander das erste Mal begegnet?«
    »Was?« Wachsam blickte sie auf. Er war näher gekommen. Diese Augen - sie hätte geschworen, dass sie sie schon mal gesehen hatte.
    »Sie sagten, wir wären miteinander bekannt.« Seine Kinnmuskeln traten momentan hervor und entspannten sich wieder. »Wo trafen wir uns denn?«
    Panik erfasste Japonica. Die Kehle wurde ihr eng. Ganz ruhig, Mädchen. Fast glaubte sie, die Stimme ihres Vaters zu hören, der sie so oft ermahnte, sich in Ruhe zu besinnen, ehe sie voreilig einen Fehler machte. Für einen Rückzug war es nicht zu spät. Alle ihre Geheimnisse blieben gewahrt. Seine Schwäche gereichte ihr zum Vorteil.
    Sie richtete sich auf ihrem Sitz ein wenig auf. »Ehe ich antworte, würde ich gerne Ihnen eine Frage stellen.« Er starrte sie nur an. »Peinigen Sie solche ... Gedächtnislücken oft?«
    Vor dieser Frage schreckte Devlyn körperlich zurück. Noch nie hatte jemand es gewagt, ihn so direkt nach seiner Schwäche zu fragen.
    »Ich habe Sie gekränkt.« Sie sagte es in ruhigem und gefasstem Ton. »Verzeihung! Es war mir nicht klar, dass Sie so empfindlich sind.«
    »Empfindlich?«
    Devlyn starrte sie an. Er wünschte nun, er hätte besser auf-gepasst, als der Anwalt ihm lang und breit geschildert hatte, wie aus ihr eine Dowager Viscountess wurde; doch hatte er sich am Höhepunkt eines Kampfes mit nicht existierenden Erinnerungen befunden, die in blindem Schmerz eruptierten, sobald er Mayfair erreichte. Sie also war es, die sich in jener Nacht in seinem Zimmer befunden hatte. War sie tatsächlich in sein Bett geschlüpft? Sie schien ihm keine leichtfertige Person zu sein.
    Im Gegenteil, offensichtlich verkroch sie sich bei der kleinsten Verlegenheit in sich selbst. Hier gab es ungereimte Dinge, die er plötzlich verstehen wollte.
    Mittlerweile hatte er es gar nicht mehr eilig, sie loszuwerden und ließ sich ihr gegenüber nieder, eine unangezündete Zigarre zwischen den Fingern der

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