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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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linken Hand. »Wie alt sind Sie?«
    »Ich bin einundzwanzig.«
    »Einundzwanzig!«
    Er musterte sie eingehend. Nach dem Wenigen zu schließen, das man unter dem graubraunen, schlecht sitzenden Kleid ahnen konnte, war ihre Figur jugendlich straff. Das nicht weiter auffallende Gesicht, das ihn anstarrte, hätte ganz hübsch sein können, trüge es nicht einen so aufgewühlten Ausdruck. Wie verletzlich sie war, die Unterlippe wie ein Stück von einer reifen Erdbeere in ihren perlweißen Zähnen. Was hatte dieses rührende Vögelchen verleitet, einen Mann zu heiraten, der mehr als doppelt so alt war?
    Die Antwort fiel ihm rasch ein. Geld. Natürlich. Mr. Simmons hatte die Umstände von Lord Abbotts zweiter Ehe erwähnt. Sie hatte einen Sterbenden seines Geldes wegen geheiratet. In der Regel waren solche Frauen Abenteurerinnen, raffinierte Verführerinnen mit skandalösem Ruf, die die Eitelkeit ältlicher Lebemänner ausnutzten. Diese Lady aber strafte diese Regel Lügen. Der Hauch lustiger Sommersprossen auf der Nase verlieh ihr einen gewissen Charme, und die Intelligenz in ihren schönen Augen war gewiss ein Attribut zu ihren Gunsten. Doch insgesamt fehlte ihr der Stil oder die Schönheit, die die niedrigeren Instinkte eines Mannes ansprachen. Was machte dann ihren Reiz aus?
    Devlyn rutschte ein wenig tiefer in seinen Sessel und senkte die Lider. »Erzählen Sie mir mehr über den fraglichen Abend.«
    Ohne zu ahnen, welcher Argwohn sich in ihm regte, berichtete Japonica aus ihrer Sicht von den Ereignissen. Sie ließ nur die zwei wichtigen Tatsachen aus, die seine Neugierde reizen könnten - dass sie in ihm den Hind Div vermutete und dass sie sich nur auf Persisch unterhalten hatten.
    »Ist das ... alles?«
    »Was sonst sollte es geben?«
    Er sah ihr Erröten. Sie wollte also nicht davon sprechen, dass sie in sein Bett gestiegen war. Und er war seines Erinnerungsvermögens so unsicher, dass er zweifelte, ob es klug war, diese Einzelheit zu erwähnen. So unschuldig, wie sie aussah, fiel sie womöglich in Ohnmacht. Doch ihre offenkundig gute Gesundheit sprach wiederum dagegen.
    Nach längerem Schweigen, während Harz zischend aus einer Ritze in einem Scheit drang, nahm er erneut den Faden auf. »Ich leide an Kopfschmerzen. Zuweilen bin ich nicht ... ganz Herr meiner selbst.« Er zögerte, als fiele es ihm schwer, die Worte zu äußern.
    »Gedächtnislücken und Anfälle - keine anderen Symptome?«
    Insgeheim lächelte er. Wie rasch sie sich auf die Information stürzte, nein, sogar nachhalf, dass er mehr preisgab - zweifellos in der Hoffnung, dieses Wissen für eigene Zwecke zu nutzen. Er hatte Recht, ihr zu misstrauen, wenn er auch die Neigung zum genauen Gegenteil verspürte. Ja, darauf beruhte ihre Tücke - auf scheinbarer Hilfsbereitschaft, hinter der sich in Wahrheit die Falschheit einer Schlange verbarg.
    Er stand auf, trat drei Schritte auf sie zu und hielt ihr den rechten Arm vors Gesicht, dass der mit Nadeln zugehaltene Ärmel fast ihre Nase streifte. »Mein Gebrechen ist Ihnen sicher nicht entgangen.«
    Japonica zögerte. Er dräute vor ihr wie ein Rachegott. Die goldenen Augen waren das einzig Lebendige in seinem gespenstisch bleichen Gesicht. »Sie kennen meine Antwort. Ich habe Ihre Wunden selbst verbunden.«
    Ihre Entgegnung schien seine Wut zu reizen. Er nestelte an den Sicherheitsnadeln des Ärmels, zerrte und zog an der Manschette, bis sein Stumpf frei lag. Diesmal bückte er sich und brachte seinen Blick auf gleiche Höhe mit ihrem, als er ihr den entblößten Arm hinhielt. »Erschreckt es Sie ... finden Sie es ekelhaft? Oder dies hier?« Er berührte die Narbe, die seine Stirn zweiteilte. »Lügen Sie nicht! Ich würde es merken.«
    Sie schaute erst seinen verstümmelten Arm und dann mit traurigem Blick ihn an. »Das Unbehagen, das der Anblick mir einflößen mag, ist nicht zu vergleichen mit jenem, dem Sie täglich ausgesetzt sind.«
    Während er ihren offenen Zügen begegnete, wurde Devlyn das unbehagliche Gefühl nicht los, dass er sich unfair verhielt. Weil seine Erinnerung ihn im Stich ließ, traute er ihr nicht. Doch dieses rührende Vögelchen schien sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
    Ohne etwas von seinen Überlegungen zu ahnen, streckte sie die Hand aus und berührte sein Gelenk, wo die entzündete Wunde am Verheilen war. »Haben Sie ständig Schmerzen?«
    Er zuckte zurück, als hätte sie Krallen in ihn geschlagen. »Sparen Sie sich Ihr Mitleid!«
    Lag diese Reaktion in seiner

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