ARALORN - Der Verrat (German Edition)
zu besprechen.«
Sie hatte sich zwar nicht mal warm gemacht und eigentlich vorgehabt, noch ein wenig mit Falhart zu üben. Doch sie zog den wahren Kampf jedem Training vor.
»Natürlich, Lord Kisrah. So werde ich denn den Ort meiner Niederlage verlassen, während sich mein Bezwinger wieder der Buchhaltung zuwenden kann.«
Das triumphierende Grinsen in Falharts Gesicht erlosch. »Danke, dass du mich dran erinnerst. Aber vergiss nicht, du schuldest mir noch drei Kupferlinge.« Er sah zu, wie sie in ihrer Geldbörse herumwühlte und sagte: »Doppelter Einsatz oder nichts, morgen um die gleiche Zeit?«
Seine Stimme verriet Aralorn, dass er etwas im Schilde führte. »Fünf Kupferlinge und keinen mehr«, sagte sie.
»Ist recht, Federgewicht.«
So schnell hatte ihr Bruder noch nie eingelenkt. Ja, er hatte definitiv was vor. Sie sah ihn stirnrunzelnd an.
Falhart grinste wieder. »Dann werde ich mal wieder zurück zu meinen Kontobüchern gehen.« Sprach’s und verabschiedete sich.
Kisrah reichte ihr seinen Arm. Aralorn legte ihren Stock neben dem Stallgebäude ab und schüttelte den Kopf. »Ihr wollt mich im Moment gewiss nicht berühren«, meinte sie, während sie ihr Wams, das Übergewand und das Cape anlegte. »Spart Euch die Etikette für einen Tag auf, an dem ich nicht verschwitzt bin.«
Er verbeugte sich leicht, wobei die langen Bänder in seinem Haar hin und her flatterten, und ließ den Arm wieder elegant sinken. »Wie Ihr wünscht, Lady Aralorn.«
»Wir könnten in die Gärten gehen«, schlug sie vor und kraulte Wolf hinter einem Ohr.
Flankiert von Kisrah und Wolf, machte sich Aralorn auf den Weg zu Irrennas Stolz und Freude.
Im Sommer waren die Gärten einfach wunderschön, doch im Winter war hier nicht mehr zu sehen als frostbedeckte nackte Zweige und graue Strünke, die sich durch den Schnee schoben. Immerhin waren die Wege vom Schnee befreit worden, sodass sie ungehindert umhergehen konnten.
»Ich weiß, es ist kalt hier«, entschuldigte sich Aralorn. »Aber im Winter kommt niemand her, das ist das Gute daran.«
Kisrah hob eine Augenbraue. »Und warum sind wir gestern nicht gleich hierhergegangen, anstatt uns in einen halben Schneesturm zu begeben?«
»Weil Ihr jetzt wisst, wer Wolf ist«, sagte sie. »Ich wusste nicht, wie Ihr auf diese Mitteilung reagieren würdet. Es ist einfacher, eine Leiche außerhalb der Feste loszuwerden, wisst Ihr.«
Kisrah hielt inne. »Ich würde jetzt lachen, wenn ich nicht den Verdacht hätte, dass es Euch ernst war mit dem, was ihr sagtet.«
»Vielleicht ein bisschen«, meinte sie. »Kommt, gehen wir weiter, während wir reden. Das wird uns warm halten.« Sie ging davon aus, dass der Onkel ihnen gefolgt war und in seiner Vogelgestalt gerade seine Kreise um den Garten zog.
»Hast du Falharts Gesicht gesehen?«, fragte Wolf. »Er denkt, du hast ihn gewinnen lassen.«
»Und was denkst du?«, fragte sie geradeheraus.
»Ich denke, du wurdest zu übermütig und hast deshalb verloren.«
»Du kennst mich wirklich gut«, musste sie zugeben.
Kisrah sah Wolf stirnrunzelnd an. »Seid Ihr wirklich sicher, dass Ihr Cain seid?«
Wolf neigte den Kopf, als wenn er darüber nachdachte. »Ja, bin ich.«
So spazierten sie eine Weile zwischen den schlafenden Blumenbeeten her. Aralorn drehte ihr verschwitztes Gesicht in die kalte Luft, während sie neben dem Erzmagier ausschritt, dankbar, dass es an diesem Morgen windstill war.
»Ich habe über unser gestriges Gespräch nachgedacht«, sagte Kisrah schließlich. »Am Ende bleibt nur eine Antwort: Schwarze Magie ist böse Magie. Aus dem Schlechten kann niemals Gutes erwachsen – und Gutes kann ich hier in keinster Weise erkennen. Aber ich kann den Bann nicht brechen. Wenn Ihr in der Lage seid, es zu tun, helfe ich Euch gern, wo immer ich kann. Ich weiß, dass Nevyn einer der Magier ist, die an diesem Zauber mitgewirkt haben, aber es muss noch einen weiteren geben.«
»Den kennen wir«, sagte Aralorn. »Es ist mein Bruder Gerem.«
»Gerem?«
»Manchmal zeigt sich eine Magiebegabung nicht vor Eintritt der Pubertät«, erklärte Wolf.
»Aber Nevyn hätte es dennoch merken müssen«, sagte Kisrah. »Er hätte es mir erzählt.«
Aralorn schürzte die Lippen. »Nevyn ist meinem Bruder sehr zugetan. Glaubt Ihr, er würde es zulassen, dass jemand, den er mag, die gleichen Qualen durchlebt wie er selbst?«
»Es wäre in jedem Fall eine sehr ernste Angelegenheit«, meinte Kisrah leise. »Ungeübte Magier sind eine Gefahr für sich
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