ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Möglichkeit, mit der ein ae’Magi fehlgeleitete Zauberwirker lahmlegen kann, Gerem. Sozusagen der letzte Ausweg.«
Er schien auf eine Antwort von Wolf zu warten, doch als die nicht erfolgte, sprach er weiter: »Wie dem auch sei, er sagte, er hätte Eure Macht unterschätzt und auch die Stärke, die Euch die schwarze Magie verliehen hatte, denn sein Zauber wurde umgekehrt. Das war der Augenblick, an dem Ihr hättet aufhören können, Cain. Doch er sagte, Ihr hättet den Zauber so lange aufrechterhalten, um noch etwas Spöttisches hinzuzufügen – ich hab vergessen, was es war –, und ihn dann getötet.«
Er glaubte daran , dachte Aralorn, zumindest bis zu diesem Moment.
»Tatsächlich«, sagte Aralorn ruhig, »ist es nicht so gewesen, wie Ihr denkt, Lord Kisrah. Ich war nämlich da. Wolf hat Geoffrey nicht getötet, und ich auch nicht.« Sie wollte den Anwesenden schon das eine oder andere über den letzten ae’Magi offenbaren, als sie aus den Augenwinkeln heraus bemerkte, wie Wolf unmerklich den Kopf schüttelte. Er hatte recht. Sie musste sich vorsehen, um nicht das heraufzubeschwören, was vom Charisma-Zauber vielleicht noch übrig war. »Er wurde von den Uriah getötet.«
Kisrah starrte sie an, aber sie senkte nicht den Blick.
»Nur der ae’Magi, Wolf und ich waren dort in jener Nacht, als er starb«, fuhr sie leise fort. »Wenn also Geoffrey Euer Besucher war, dann hat er meinen Vater in Lebensgefahr gebracht – und ihr drei wärt ohne Wolfs Unterstützung niemals in der Lage, den Zauberbann, unter welchem der Löwe steht, zu brechen. Ihr habt das Wort einer Göttin, dass mein Vater sterben wird, wenn der Zauber nicht bald von ihm genommen wird. Euer Traumwandler hat euch veranlasst, schwarze Magie auf einen unschuldigen Mann zu wirken – ich frage: Würde das ein guter Mensch tun? Wenn es nicht Geoffrey war, dann kann die fragliche Person auch nicht mehr darüber wissen, was in jener Nacht geschehen ist, als ihr.«
Kisrah rieb sich die Augen. »In jedem Fall ist Geoffreys Version der Geschichte die, an die ich glaubte, als er mich bat, ein bisschen Magie für ihn zu wirken. Der Zauber war gegen Euch gerichtet, Cain. Er sollte Euch nicht töten, Euch nur dingfest machen für die Gerichtsbarkeit des Magierrats. Ich erklärte mich einverstanden. Geoffrey sagte mir, ich müsse einen Geheimraum in seinen Gemächern aufsuchen. Das tat ich, und ich fand auch das Schwert, das er dort versteckt hatte. Den Anweisungen folgend, die er mir gegeben hatte, beschrieb ich das Schwert mit den von ihm gewünschten Runen. Runenzauber sind nicht meine Stärke, und der, den er von mir verlangte, war kompliziert und mir gänzlich unbekannt. Es erforderte all meine Konzentration. Als ich die letzte Reihe fertiggestellt hatte, packte mich etwas an der Schulter.«
Er holte tief Luft. »Ich fuhr herum. Ein Uriah stand direkt hinter mir. In einem unkontrollierten Reflex enthauptete ich ihn an Ort und Stelle – in diesem Moment floss Magie in die Runen, mit denen ich die Waffe gerade beschrieben hatte.« Kisrah schloss die Augen. »Ich wusste nicht, dass für den Zauber Blutmagie vonnöten war. Zumindest nicht zu jenem Zeitpunkt. Ich redetet mir ein, dass es ein dummer Zufall gewesen war, der den Zauber in einen schwarzen Zauber verwandelt hatte. Ich wollte das Schwert zerstören, bot ihm an, etwas anderes für ihn zu verzaubern – irgendetwas anderes.«
Der Erzmagier seufzte. »Er meinte, das Schwert wäre der einzig sichere Köder. Und dass die schwarze Magie vielleicht zu unserem Vorteil arbeiten würde. Selbst die Meisterzauber hatten Cain nicht halten können; möglicherweise würde man schwarze Magie nur mit schwarzer Magie begegnen können. Geoffrey verstand sich schon immer darauf, seine Interessen am Ende auch durchzusetzen – mit ehrlichen oder unehrlichen Mitteln.« Er unterbrach sich, als ob seine eigenen Worte ihn überraschten. »In dem Moment, da ich begriff, dass er die schwarze Magie von vornherein hatte benutzen wollen, hatte ich mich schon in mein Schicksal ergeben. Aber vielleicht hätte ich ihm so oder so geholfen.«
»Hat Geoffrey Euch aufgetragen, das Schwert hierherzuschicken, oder habt Ihr es ihm vorgeschlagen?«, wollte Aralorn wissen. Als der Erzmagier gestorben war, hatte er gewusst, dass sie und Wolf ein Paar waren – aber sie war sich sicher, dass er sie, Aralorn, nicht mit Lammfeste in Verbindung gebracht hatte. Sie hatte stets großen Wert darauf gelegt, dass die Leute nichts über ihre
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