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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Nevyn Aussicht auf große Macht, und Geoffrey hätte einen solchen Zauberer niemals in seiner Nähe geduldet, ohne ihn unter seinen Charisma-Zauber zu stellen. Vielleicht besaß Nevyn ja auch so einen Ring, wie Kisrah ihn trug. Oder ein anderes Schmuckstück, das ihm der ae’Magi zum Geschenk gemacht hatte.
    Sie fragte sich, wie lange es wohl gedauert haben mochte, bis der traumwandelnde Nevyn auch den ae’Magi bespitzelt hatte. Wer einmal missbraucht worden war, hätte sicherlich allergrößte Probleme damit, seinen neuen Lehrmeistern zu vertrauen. Kisrah zu bespitzeln hätte wohl keine Folgen für ihn gehabt. Aber den ae’Magi? Selbst Kisrah, ein damals schon Erwachsener, war ja durch den Charisma-Zauber hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen für Geoffrey und dem, was er auf der Burg miterlebt hatte. Und Kisrah hatte nicht mal die Hälfte dessen gesehen, was dort vor sich gegangen war. So wie Wolf. Und Aralorn hätte wetten können: wie auch Nevyn.
    Bei den Göttern , dachte sie, der arme Junge .
    Schimmer ritt eine Weile eigenständig voran, während sie die Zügel fallen ließ, um sich die Tränen zu trocknen. Als sie die Zügel wieder nahm, schüttelte sie den Kopf.
    Beim ersten Mal , dachte sie. Wie alt war Nevyn wohl beim ersten Mal. Und was hat er mit ansehen müssen?
    Sie hatte gesehen, wie Geoffrey Kinder getötet hatte. Hatte in einem stinkenden schlurfenden Uriah den Mann wiedererkannt, der diese Bestie einst war. Hatte eine Frau gesehen, die sich in ein menschenfleischfressendes Ding verwandelt hatte. Und sie war gerade einmal wenige Wochen beim ae’Magi gewesen, nicht Jahre. Wolf hatte Schlimmeres erlebt, und sie war sich sicher, Nevyn ebenso. Und während er schutz- und wehrlos auf der Burg des Schreckens ausharren musste, war er doch durch den Charisma-Zauber stets in dem Glauben, der Erzmagier sei der beste aller guten Menschen.
    Jeder Faden, den Aralorn zu diese Geschichte versponn, schien schwergängiger als der vorherige.
    Den ae’Magi auszuspähen hatte Nevyn auch in Kontakt mit schwarzer Magie gebracht. Auch Geoffrey war ein Traumwandler. Hatte er gewusst, dass Nevyn ihn bespitzelte?
    Natürlich hatte er das, dachte Aralorn. Was für eine Frage. Geoffrey war so mächtig, wie es nur ein Schwarzmagier sein konnte, der gleichzeitig auch noch der Erzmagier war. Hatte er die beiden, Wolf und Nevyn, miteinander verglichen, während er ihnen Dinge beigebracht hatte, die ein Kind niemals erfahren sollte. Aralorn merkte, wie ihr übel wurde. Es hätte ihm gewiss großes Vergnügen bereitet, sie beide in seiner Gewalt zu haben: den einen, der sich gegen ihn auflehnte, und den anderen, der bereits wusste, wie man einen schimpflichen Ausbilder erfreute und besänftigte, und der nun gezwungen war, seinen neuen Meister zu lieben.
    Keine Frage, Nevyn hätte völlig unter dem Einfluss der Magie des ae’Magi gestanden. Wissend , dass der ae’Magi einfach wunderbar war, und gleichzeitig die Gräueltaten sehend , die der Meister beging. Was hätte dies alles mit Nevyn angestellt?
    »Aralorn!«, bellte Falhart vor der Stalltür stehend, als sie heranritt. »Du hast unsere Verabredung verpasst.«
    »Verabredung?« Sie hob die Augenbrauen.
    »Die Revanche. Doppelter Einsatz oder nichts – schon vergessen?«
    »Ach«, sagte sie. »War mir nicht sicher, ob du mir noch einen zweiten Kampf gewähren würdest, wo ich doch den ersten verloren hatte. Das Glück kann einem nicht ewig hold sein, weißt du?«
    »Glück, sagt sie!«, rief er den Zuschauern zu, die ob seines Gebrülls jetzt im Innenhof zusammenliefen. Er drehte sich wieder zu Aralorn um. »Das war nichts als Können, Fliegengewicht, und das weißt du ganz genau.«
    »Hochmut kommt vor dem Fall«, gab sie zurück. »Lass mich rasch meine Stäbe holen. Wir treffen uns dann auf dem Kampfplatz.« Sie würde sich ein wenig verausgaben und dann sehen, ob sie nicht einen Weg fand, ihren Vater, Nevyn und Wolf zu retten. Denn mit Nevyn als Feind war Wolf in großer Gefahr.

12
    Falhart wartete schon, als Aralorn in den Übungshof trat. Er hatte sich bis auf die Hosen ausgezogen, was ziemlich mutig war, wie sie fand, wenngleich nicht besonders klug. Ein Lederwams war ein guter Schutz gegen Prellungen, und ganz nebenbei auch gegen die Kälte.
    Mit freiem Oberkörper wirkte er fast noch massiger als angezogen, wären da nicht die blaugefrorenen Stellen auf dem Fleisch, die den imposanten Gesamteindruck ein wenig trübten. Wie es aussah, hatte er so hart

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