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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ihre Entscheidung. Doch Wolf wusste, es war seine gewesen, und er hatte sie getroffen, als er begriff, was nötig sein würde.
    Es kam ihm wie eine Ironie des Schicksals vor. Als er endlich zum dem Schluss gekommen war, dass er es vielleicht verdiente zu leben, da hatte er entdeckt, dass er nun doch würde sterben müssen. Wie hatte sein Vater wissen können, dass er Aralorn einmal so sehr lieben würde, dass er sich für sie opfern würde? Und wenn auch nicht direkt für sie, so spielte seine Liebe für sie doch eine große Rolle dabei.
    Er strich über die Rücken eines guten Dutzends seiner Lieblingsbücher – keine seltenen Grimoires, sondern Heldendichtungen. Sein Vater war für all das verantwortlich, und allein Geoffrey ae’Magis Sohn konnte den Bösartigkeiten seines Erzeugers ein für alle Mal ein Ende setzen – sofern Cain ae’Magison sich dazu durchringen konnte.
    Immer wenn er Stärke gesucht hatte, um sich seinem Vater zu widersetzen, dann hatte er sich zu seinen Büchern geflüchtet. Und so war er auch heute hierhergekommen, in seine Bibliothek im Herzen eines Berges in den Nordlanden, um die Kraft zu finden, das Richtige zu tun.
    Er ging zwischen den Regalen hindurch, rückte hier und da einen Folianten auf dem Bord zurecht, bis er seinen Arbeitstisch erreicht hatte. Ohne den Stuhl eines Blickes zu würdigen, setzte er sich auf die Tischplatte, direkt neben den kleinen Stapel mit Büchern, die er aus der Burg des ae’Magi mitgebracht hatte. Er strich über einen eingetrockneten Tintenfleck, der ihn an die noch nicht allzu lang zurückliegende Zeit erinnerte, da Aralorn und er hier zusammen gearbeitet und in den Büchern nach einem Zauber gesucht hatten. Er erinnerte sich an ihre tintenverschmierte Hand, während sie in ihrer fast unleserlichen Handschrift Notizen gemacht hatte.
    Er erinnerte sich, wie sie es mehr tot als lebendig aus dem Kerker ihres Vaters geschafft und wie er ihren geschundenen Körper hier auf die Couch gebettet hatte. Und wie er gefürchtet hatte, dass alles, was er für sie tat, am Ende nicht reichen würde – dass sie sterben und ihn allein zurücklassen könnte.
    An all das erinnerte er sich, und er weinte dort, wo niemand ihn sehen konnte.
    Aralorn quälte sich durchs Abendessen. Bei Licht betrachtet war ihre Theorie ein Fischernetz mit Löchern so groß, dass ein Segelschiff hindurchpasste.
    Sie wusste, die Geschichte von Anslow war tatsächlich passiert. Ren die Maus hatte sie ihr erzählt, und der war persönlich bekannt gewesen mit dem Häscher von Südwald. Lag sie denn wirklich so falsch, wenn sie Parallelen zu ihrer merkwürdigen Vision von Nevyn zog? Wenn sie vermutete, dass das Bild des in der Mitte gespaltenen Baums ein Symbol war für seine andere, dunkle Seite?
    Doch warum hatte sie eigentlich ausgerechnet Nevyn in Verdacht? Auch in Kisrah mochten sich Abgründe auftun, die nie ein Mensch zu Gesicht bekommen hatte. Konnte der neue Erzmagier nicht der Traumwandler sein? Immerhin war er es gewesen, der behauptet hatte, Geoffrey und Nevyn seien die einzigen Magier, die das Traumwandeln beherrschten. Vielleicht hatte er ja gelogen. Vielleicht steckten er und Nevyn ja unter einer Decke?
    Aralorn starrte zur Decke hinauf. Kausalitäten, die ihr auf dem Rückritt von Ridanes Tempel noch sonnenklar erschienen waren, wirkten plötzlich alles andere als einleuchtend. Sie hatte einfach nicht genug Beweise, um zweifelsfrei festzustellen, wer für die Verhexung des Löwen wirklich verantwortlich gewesen war. Alles, was sie wusste, war, dass es nicht Geoffrey gewesen sein konnte.
    »Aralorn, geht’s dir gut?«, fragte Irrenna.
    Aralorns Blick klärte sich, und sie stellte fest, dass jeder am Tisch sie ansah. Offensichtlich war ihr gerade etwas entgangen. Oder vielleicht hatte sie auch einfach das Aalstück in Aspik, das sie mit ihrer Gabel aufgespießt hatte, zu lange angestarrt.
    »Ja, bitte entschuldigt«, erwiderte sie. »Bin nur müde.«
    Sie legte das schwärzliche Fischstück zurück auf ihren Teller. Schlangenfleisch war ja noch einigermaßen genießbar, aber fetter Aal war einfach nur eklig, besonders, wenn er eingelegt war. Sie schwor sich, zukünftig bei den Mahlzeiten etwas aufmerksamer zu sein.
    »Ich fragte dich gerade, wann du wieder nach Sianim zurückreisen musst«, sagte Irrenna.
    »Tja«, Aralorn lächelte. »Ich hab mich nicht offiziell vom Dienst abgemeldet. Hab nur eine Nachricht hinterlassen. Wenn man mich braucht, weiß man, wo man mich finden

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