ARALORN - Der Verrat (German Edition)
amüsieren. Er ist fort, um den ae’Magi zu finden.«
»Hat er auch gesagt, welchen?« Aralorn streckte sich. Wolf hatte lange nicht in den Schlaf gefunden in der vergangenen Nacht, obwohl sie ihr Bestes getan hatte, um ihn zu ermüden.
»Welchen?« Der Onkel drehte seinen Kopf zu ihr. »Es gibt doch nur einen ae’Magi.«
Aralorn schürzte die Lippen. »Und genau in diesem Punkt sind wir uns eben nicht sicher.« Sie berichtete Halven alles, was Wolf ihr über seinen Vater erzählt hatte, und auch über die Träume, von denen sie, Gerem und Kisrah heimgesucht worden waren. Nach einem kurzen Moment des Zögerns erzählte sie ihm auch von Wolfs Beziehung zu Geoffrey ae’Magi und beschrieb ihm, wie der letzte Erzmagier gestorben war. Sie gab nicht gern Informationen weiter, es sei denn, es ging um Leben und Tod. Allerdings hatte sie den Verdacht, dass sie in dieser Sache Hilfe benötigen würden, und ihr Onkel konnte von großer Hilfe sein, wenn er sich denn dazu entschloss, sie ihnen zuteil werden zu lassen.
Halven machte ein komisches kleines Geräusch, das Aralorn nicht zu deuten wusste, doch als er sprach, ließ die Skepsis in seiner Stimme keinen Zweifel an seiner Meinung zu dem Ganzen zu. »Du willst sagen, ein toter Menschen magier spaziert in die Träume eines Gestaltwandlers und des neuen Erzmagiers, und man ist nicht in der Lage, dem Einhalt zu gebieten? Die Toten besitzen nur sehr wenig Macht über die Lebenden, es sei denn, die Lebenden gewähren ihnen diese Macht. Also mir fiele da ein halbes Dutzend plausiblerer Erklärungen ein, einschließlich der Rückkehr des Träumers.«
»Ich war imstande, die Kontrolle über meine Träume zu erlangen«, sagte Aralorn. »Doch Kisrah liebte Geoffrey und hieß ihn daher willkommen. Was Gerem betrifft: Ich glaube nicht, dass er magischen Angriffen irgendwas entgegenzusetzen hat.«
Sie wandte ihren Blick von dem Bussard ab, als ihr etwas auffiel, worüber sie noch gar nicht nachgedacht hatte. »Die Träume, die ich hatte, waren echte Träume, Onkel. Wer immer sie mir sandte, hat zunächst versucht, sie zu verändern, aber ich vermochte durch sie hindurchzusehen, um die wahren Erinnerungen dahinter zu erkennen. Meine Träume betrafen Dinge, von denen nur der ae’Magi und Wolf etwas wussten.«
»Und woher weißt du, dass nicht Wolf dahintersteckt?«
»Es war nicht Wolf«, sagte sie mit Bestimmtheit.
»Wo war er, als dein Vater verzaubert wurde?« Die Stimme ihres Onkels klang düster. »Wenn sein Vater ein Traumwandler ist, wieso sollte er selbst keiner sein? Vielleicht weiß er ja gar nicht, was er tut. Du hast ja selbst gesehen, wie er fast die Kontrolle über seine Magie verloren hat.«
Aralorn schnaubte auf. »Würdest du Wolf kennen, dann wüsstest du, wie lächerlich es ist, ihn einer solchen Tat zu verdächtigen.«
Sie wusste nicht, wie sie etwas in Worte fassen sollte, das für sie so klar war, dass es dafür eigentlich keine Worte gab. »Zunächst einmal würde er nie andere Zauberer für seine Magie einspannen. Er vertraut in dieser Hinsicht niemandem, vielleicht gerade mal mir. Und er würde niemals – nie im Leben – freiwillig etwas aus seiner Vergangenheit, seiner Kindheit preisgeben, so wie es in meinem Traum geschah. Ich kannte ihn schon jahrelang, bevor er mir überhaupt gestand, dass er eigentlich gar kein Wolf ist.«
»Trotzdem halte ich das für eine bessere Erklärung als einen toten Magier«, sagte Halven. »Menschen leben nun mal nicht in solcher Wechselwirkung mit der Natur, als dass sie nach ihrem Tode noch etwas unternehmen könnten.«
Aralorn dachte über diese Bemerkung nach. »Aber Gestaltwandler tun das, meinst du?«
Der Bussard lachte sein Bussardlachen. »Kein Grund zur Sorge. Die meisten halten sich nach ihrem Tode nicht damit auf, die Lebenden zu belästigen.«
»Die einzige andere Erklärung, die uns noch einfiel, war die Möglichkeit, dass der Träumer wieder erwacht sein könnte.«
Halven machte ein Geräusch, das irgendwie spöttisch klang.
»Hast du denn eine bessere?«, fragte sie.
»Vielleicht ein anderer traumwandelnder Zauberer? Ein lebender Traumwandler könnte womöglich das tun, was du beschrieben hast.«
»Mir wurde gesagt, dies sei ein sehr seltenes Talent«, sagte Aralorn.
»Nicht seltener als ein toter Menschenmagier, der alle nach seiner Pfeife tanzen lässt«, sagte Halven. »Habt ihr denn rausgefunden, warum jemand den Löwen angreifen sollte?«
Sie zuckte die Achseln. »Wie schon früher
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