ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)
Schmierfleck, den sie dort hinterlassen hatte. »Diesmal bist du fast so dreckig wie ich.«
»Er ist tot«, sagte Wolf.
»Tot«, stimmte sie zu.
Er schloss die Augen und erschauderte. Sie nahm seine Hand, und er drückte sie fest.
»Ich schätze, ich hab gerade noch genug Magie, um uns in die Bibliothek zurück zu bringen«, sagte er.
»Suchen wir Myr und erzählen ihm, was passiert ist. Dann sollte ich schleunigst nach Sianim zurückkehren und Ren davon in Kenntnis setzen, dass wir demnächst viele lästige Uriah in der Gegend haben werden und dass sich irgendjemand um die Sauerei kümmern muss. Wenn er es richtig anstellt, kann Sianim dabei eine Menge Gold verdienen.«
»Nicht, dass dich das interessieren würde«, erwiderte er. »Da du Sianim ja inzwischen aufgegeben hast, um Myr zu folgen.«
»Um dir zu folgen«, sagte sie. »Und ich hatte ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Meinst du, es war Zufall, dass Ren mich zu einer Herberge entsandt hat, keine zwanzig Meilen von dem Ort entfernt, wo sich der König von Reth versteckt hält? Und du weißt ja, was Ren über Zufälle sagt.«
»Zufälle gibt es nicht«, entgegnete Wolf.
EPILOG
Der fünfte Baron von Tryfahr, Seneschall des Königlichen Palastes (auch bekannt als Haris der Schmied), betrat die Küche, um die Speisen zu begutachten, die für das Fest anlässlich König Myrs offizieller Krönung vorbereitet worden waren. Als der Löwe von Lammfeste, der gegenwärtig den Titel des Verteidigungsministers innehatte, den Seneschall in die Küche huschen sah, beschloss er spontan, sich ihm anzuschließen.
In der Hauptküche saß die Köchin, die hier regierte, in ihrem Schaukelstuhl nicht weit von den Tabletts mit den Desserts entfernt und schlief, einen schmutzig aussehenden Holzpfannenwender in einer Hand. Der neue Hofvorkoster stand schweigend in der Nähe des Ofens.
Die neue Köchin war ein Wunder; nie war das Geflügel so saftig gewesen, nie das Rindfleisch so zart, und ihre Süßspeisen waren schlicht ohnegleichen. Doch verwunderlicher war noch, dass sie ihre Körperfülle überhaupt in der Küche umhermanövrieren konnte – obschon niemand außer dem ungeschlachten Vorkoster jemals Zeuge davon geworden war.
»So, so«, kommentierte Haris, »die Söldner haben also angeboten, uns beim großen Uriah-Kehraus zu helfen.«
»Aye«, schnaubte der Verteidigungsminister, »zu einem Sonderpreis, weil ihre Truppen sich dann nicht weit von Darran befänden, wo sie die dortigen Uriah gleich mit wegfegen können. Die Burg des ae’Magi haben sie bereits gesäubert.« Scheinbar gegen seinen Willen bewegte sich seine Hand von ihm weg, um über einem der Zuckergussküchlein zu schweben.
»Das würd ich nicht tun«, raunte der Seneschall dem Löwen zu und wies mit einem leichten Kopfnicken auf die gewaltige Hand, die sich merklich fester um den Pfannenwender schloss, obwohl die Augen der Köchin immer noch geschlossen waren. Er räusperte sich und sagte dann lauter: »Wahrscheinlich hoffen sie den ae’Magi in einem Zustand anzutreffen, in dem er sie bezahlen kann, aber ich hab gehört, sie können nirgends eine Spur von ihm finden.« Eine gewisse Befriedigung schwang in seiner Stimme.
Der Löwe zog seine Hand wieder zurück und erwiderte gedankenverloren: »Gefressen höchstwahrscheinlich, armer Mann. Vermutlich wird Sianim sich das Gold vom nächsten ae’Magi holen, bevor sie ihm den Schlüssel zur Burg –« Er wurde von dem lauten Geschrei eines der Knappen unterbrochen, welche die Burg neuerdings übernommen zu haben schienen.
»Haris! … Ähm, Verzeihung … ich meine, mein Lord. Myr … äh, König Myr möchte wissen, ob die Delegation von Ynstrah hier ist. Er kann sie nirgendwo finden, obwohl die Torwache behauptet, dass sie gestern Abend eingetroffen ist.« Der Knappe stand am oberen Ende der Treppe und zupfte an dem samtenen Wappenrock herum, den er trug.
»Sag ihm, ich komme, Stanis«, grunzte der Seneschall.
Der Löwe warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf die Küchlein und folgte dann Haris die Treppe hinauf.
Als kein Zweifel mehr bestand, dass sie weg waren, öffneten sich die schmalen, meergrünen Augen der Köchin, die beinahe in den Falten ihres Gesichts verschwanden. Sie stemmte ihre erstaunliche Masse aus dem Stuhl und watschelte hinüber zu den Tabletts mit dem Backwerk. Sie nahm eines der Küchlein in ihre dickliche Hand und warf es dem als Vorkoster dienenden Wachmann zu. Trotz seiner Augenklappe fing er es mühelos auf.
»Hab
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