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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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übers ganze Gesicht. "Wo müssen wir lang?"
    "Komm", sagte Marela, nahm ihm seinen Wasserschlauch ab, warf
ihn sich über die Schulter und ergriff Arans Hand. Er ließ es willig geschehen
und eilig schritten sie aus. Ein wenig schmerzten seine Füße wieder, aber sie
kamen gut voran. Sie gingen quer über den Marktplatz, an dem Brunnen und dem
Phönix vorbei, an hübschen kecken Häuschen und größeren stabilen Bauten. Nach
einigen verschlungenen Straßen wusste Aran nicht mehr, wo sie waren, so gut
kannte er sich hier nicht aus. Er ließ sich einfach führen, als wäre er ein
Kind an der Hand seiner Mutter.
    "Sieh, dort ist es!" riss Marela ihn aus seinen Gedanken.
    Vor ihnen lag ein großer eingezäunter Platz mit unzähligen ordentlich
sortierten Stapeln der verschiedensten Gesteine und Platten, Ständern, auf
denen bunte Glasscheiben fein säuberlich aufgestellt und abgedeckt waren,
kleine Berge mit Kies und Quarz sowie eine prachtvolle Werkbank übersät mit
Werkzeugen aller Art. Alles wurde überdacht vom einem riesigen Holzgestell, selbst so groß wie ein Haus. Vor dieser offenen Scheune
war eine Schmiede aufgebaut. Ein Amboss, ein wassergefülltes Tauchbecken und
ein Schleifstein standen daneben. Ein Berg Kohle, der ebenfalls durch ein
Holzgestell überdacht war, lag neben dem großen runden Schmiedeofen, an dessen
Rückseite ein Blasebalg für den notwendigen Zug sorgte. Durch die eiserne Tür des
Ofens konnte Aran glühende Flammen ausmachen.
    Zwei kleine Hütten standen weiter links auf dem Platz und geradeaus
erblickte er ein mittelgroßes Haus von schlichter aber edler Schönheit. Jedes
Detail in der Baukunst offenbarte eine Besonderheit, und Aran blieb stehen, um
den Anblick in sich aufzunehmen.
    "Es ist wunderschön, und so kunstvoll errichtet, wie in einem
Märchen." sagte er.
    "Komm, sehen wir nach, ob mein Vater im Haus ist, dann können wir
ihn gleich fragen", sagte Marela, ohne weiter auf seine Worte einzugehen, und
zog ihn mit sich.
    Aran konnte sich kaum satt sehen, fügte sich aber. Später hätte er noch
genug Zeit, Marelas Heim zu bewundern. Sie gingen auf die große verzierte
Eingangspforte zu und Marela öffnete mit einem Schlüssel das komplizierte
Schloss. "Vater bist Du da?", rief sie mit ihrer glockenhellen Stimme
"ich bin es, ich habe einen Gast mitgebracht."
    "Ich bin in der Küche!", schallte es von weiter hinten im Haus
"Ich komme gleich. Führe unseren Gast bitte in die Wohnstube!"
    Marela zog Aran mit sich in einen großen Raum, der durch viele bunte
Glasscheiben mit Tageslicht durchflutet wurde, und legte den Wasserschlauch auf
den Boden. Aran tat es ihr nach und befreite sich von seiner Last. Er nutzte
diesen sprachlosen Moment der Ruhe, um sich umzusehen.
    Der Raum war mit gemütlichem Mobiliar ausgestattet und überall standen
kleine Figuren oder Sträuße mit getrockneten Blumen. An den Wänden hingen altertümliche
kleine Werkzeuge sowie grazil bearbeitete Holzscheiben und Wurzelgebilde.
Mehrere knuffige Kissen lagen wahllos verteilt auf einem großen Teppich, in
dessen Mitte ein wahres Kunstwerk von Tisch aufgestellt war. Er war niedrig
genug, um an ihn heranzureichen, wenn man auf einem der Kissen saß, aber hoch
genug, ihn als Tisch erkennen zu lassen. Seine zwei Sockel wurde durchbrochen
von feinen Schnitzereien, die ihn aussehen ließen, als wäre je ein Stapel
Reisig aufgehäuft worden. Die hintere Seite des Zimmers zierte ein riesiger
Kamin, von dem ein dicker gemauerter Abzug nach oben führte. Davor waren
filigrane geschmiedete Eisengitter wie ein kleines Tor aufgestellt, um die
Funken in der Feuerstelle zu halten. An verschiedenen Stellen im Zimmer waren
kleine Öllampen mit verschiedenfarbigem Glas verteilt. Aran konnte sich gut
vorstellen, wie gemütlich der Raum am Abend wirken musste. Er strahlte sowohl
den maskulinen Geschmack eines Handwerkers sowie die zarte Hand einer
weiblichen Bewohnerin aus. Es musste sich wunderbar anfühlen, in so einem Haus
zu wohnen. Obwohl Aran und Kirana ihr Häuschen am Barabesi auch gemütlich
eingerichtet hatten, waren sie eher praktisch veranlagt, genauso wie ihre Eltern,
und so eine anmutige Verspieltheit war ihm neu, aber sehr angenehm. Wenn er
wieder zurück war, würde er auch einige Ideen verwirklichen.
    Bei dem Gedanken an Kirana wurde ihm bewusst, weshalb er überhaupt hier
war. Seine Stirn legte sich in Falten und Arans Gesicht bekam einen
sorgenvollen Ausdruck. Leise regte sich sein schlechtes Gewissen.
    Er hörte

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