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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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einem leichten, mit Blumen bedruckten, weit
ausgeschnittenen Kleid. Bei jedem Schritt flatterte der luftige Stoff um ihre
schlanken Waden, an den Füßen flache Sandalen, die mit Flachsbändern zugebunden
waren. Die langen dunklen Haare hatte sie hochgebunden. Aran musste schlucken.
Er hatte außer bei Kirana und seiner Schwester noch nie so eine grazile Schönheit
gesehen.
    "Marela", stotterte er und ihm schoss die Röte ins Gesicht,
"Du siehst wunderschön aus!"
    Marela lächelte und freute sich über das Kompliment, konnte ihm aber
nicht in die Augen sehen. Längst hatte sie sich in Aran verliebt, aber nachdem
sie gestern seine ganze Geschichte erfahren hatte, wusste sie nun auch über
seine Beziehung zu Kirana Bescheid und wie sehr er sie liebte. Marela wollte
sich auf gar keinen Fall in diese Liebe drängen und es lag ihr fern, Aran zu
ermuntern, Kirana untreu zu werden. Er hatte schon genug Probleme. Trotzdem
genoss sie jede Minute, die sie mit ihm verbrachte und wollte einfach so tun,
als wäre er ein Familienmitglied.
    Gestern Abend, nachdem alle zu Bett gegangen waren, hatte sie noch lange
traurig wach gelegen. Aber Marela war hart im Nehmen und hatte beschlossen, das
Beste aus ihrer aller Situation zu machen. Schließlich hatten sie Aran etwas
versprochen.
    Aran verbrachte mit Marela bis zum Abend die Zeit mit einer Führung
durch die Stadt. Unterwegs kauften sie Kleidung zum Wechseln für ihn und
kehrten bei einem Schuhmacher ein, der Arans Füße abmaß, und sich sogleich an
die Arbeit machen wollte, für Aran ein Paar stabile Stiefel anzufertigen. Angenehmer
Duft nach Leder und Klebstoff stiegen ihm in die Nase.
    Es war gut, dass Aran mit Marela zusammen die verschiedensten Geschäfte
aufgesucht hatte, denn wie er feststellte, war sie sämtlichen Inhabern wohl
bekannt und alle begrüßten sie freundlich und zuvorkommend. Sie hatten die von
Marela angefertigte Zeichnung mitgenommen und befragten in jedem Laden und an
jedem Markstand, den sie besuchten, die Krämer nach ihrem Wissen über dieses
oder ein ähnliches Wappen. Die Leute waren ihnen ausnahmslos wohlgesonnen und
Aran merkte, wie beliebt Marela bei allen war. So gaben sie auch gern Auskunft,
aber niemand konnte sich erinnern, so ein Emblem schon einmal gesehen zu haben.
    Als sie alle Einkäufe erledigt hatten, holten sie sich an einem Stand am
Marktplatz einen Becher verdünnten Wein und setzten sich auf einen Steinsockel
in der Nähe des Brunnens. Eine Pause war genau das Richtige, schließlich waren
Arans Füße noch nicht ganz wieder hergestellt.
    Eine traurige Weise drang in ihre Ohren und sie schauten in die
Richtung, aus der die wohltönenden Klänge einer Ballade zu ihnen
herüberschallten. Sie hörten nichts anderes mehr, so sehr schlugen sie die
Worte der dort sitzenden Bardin in ihren Bann:
    Ich hab ihn gern
er ist so fern
und viel zu nah.
    Ist er bei mir, bin ich sehr froh
auch wenn sein Herz brennt lichterloh
für eine andre holde Maid
in einem wunderschönen Kleid.
    Es ist die Zeit
die für uns spricht
da ich ihn habe nur für mich
auch wenn er ist zu zweit.

 
    Marela lauschte dem Gesang. Als hätte die Bardin diese Weise nur für sie
gesungen. Auch Aran blieb nicht unberührt von den melancholischen Worten. Er
sah Marela an und bemerkte ihre feuchte Wange. Er sah sie mit seinen
Kohlenaugen an, direkt in ihr Herz, tupfte mit einem Finger zärtlich eine Träne
von ihrer Wange und sagte:
    "Ich glaube, wir sollten uns auf den Rückweg machen, es wird bald
dunkel."
    Marela lächelte traurig, entsann sich aber sogleich ihres Vorhabens,
Aran nur als einen Bruder oder Freund zu sehen. "Ja, Lark und Tilgrem werden
schon warten, gehen wir heim!"
    Beschwingt, als wäre nichts vorgefallen, gingen sie forschen Schrittes
in Richtung Baustoffhandel, ohne ein weiteres Wort zu wechseln. Jeder hing
seinen Gedanken nach.
    Tage und Wochen vergingen, ohne dass Lark und Tilgrem in Gesprächen mit
ihren Kunden etwas über das Emblem herausgefunden hatten. Sie zeigten das
originalgetreue Wappen, das Tilgrem meisterlich gefertigt hatte. Aber niemand
wusste auch nur annähernd etwas darüber. Aran wurde immer hoffnungsloser, sagte
sich aber, dass dies ja erst der Anfang seiner Reise war. Immer häufiger dachte
er daran, dass er bald weiterziehen müsse. Hier in Arant gab es Niemanden mehr,
den sie würden befragen können. Gleichzeitig fiel es ihm aus unerklärlichen
Gründen schwer, den Gedanken jetzt schon in die Tat umzusetzen.
    Aran wurde von seinen

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