Aratani
tiefe Freundschaft entwickelt. In den vielen Stunden, in denen sie
trainiert hatten, bei der Arbeit in der Werkstatt oder am Schmiedeofen, an dem
beide schweißüberströmt auf die Eisen eingehämmert hatten, oder auch abends am
Feuer, wenn sie sich bei einem Krug Bier über die vielen Geschichten, die
Tilgrem erzählt hatte, den Bauch vor lauter Lachen halten mussten, kamen sie
sich immer näher, fühlten sie sich immer verbundener.
Aran war verblüfft, aber auch sehr ermutigt über die Entscheidung von
Tilgrem. Seine Nachforschungen würden sich natürlich viel einfacher durchführen
lassen, wenn sie zu zweit seinen Weg fortsetzen würden. Schließlich war die
Gegend im Westen auch bekannt für ihre gefährliche Tierwelt und die teilweise
diebischen Bewohner. Immer wieder wurden Reisende überfallen und beraubt oder
fielen den Bissen wilder Tiere zum Opfer.
Beide hatten zusammen für Aran ein Schwert geschmiedet und damit geübt. Tilgrem,
trotz seiner Fülle ein blitzschneller Kämpfer, war wie ein Wiesel um Aran
herumgetänzelt und mehr als einmal ging Aran schneller zu Boden, als ihm lieb
war. Meistens jedoch benutzten sie Holzknüppel oder -stangen in den
verschiedensten Längen und Stärken. Die Gefahr durch einen einzigen Hieb von
Tilgrem sein Leben zu verlieren, war damit zumindest abgemildert, und sie schlugen
beide kräftig mit ihren imaginären Waffen zu.
Durch seine Erfahrungen bei der Jagd, seinen muskulösen Körper und seine
Größe hatte Aran immer gedacht, dass ihn auch im Kampf niemand so schnell
besiegen würde. Nun hatte er erkennen müssen, dass die Welt da draußen für ihn
mehr als gefährlich werden würde. Dankbar hatte er sich von Tilgrem viele
kleine Tricks und den richtigen Umgang mit den unterschiedlichsten Waffenarten
beibringen lassen.
Sein neues Schwert lag gut in Arans Hand. Es ließ sich wunderbar leicht
führen und Tilgrem hatte viel Wissen in die Klinge und viel Liebe in den
Schwertknauf investiert. Die dazugehörige Scheide wäre eines Königs würdig
gewesen. Aran hatte sich für seine Begriffe gar nicht mal so schlecht
angestellt. Obwohl er sich mit einem Kämpfer auf dem Schlachtfeld nie würde
vergleichen können, meinte er, durch Tilgrems Ausbildung genügend Fähigkeiten errungen
zu haben, um sich ausreichend verteidigen zu können. Er kämpfte, wenn
überhaupt, lieber mit Säbeln, Dolchen und dem Bogen. Tilgrem bevorzugte die
Axt, wie die meisten Zwerge.
Längst hatte sich Aran abgewöhnt, über das Aussehen von Tilgrem zu schmunzeln,
vielmehr bewunderte er dessen pfeilschnelle Bewegungen während des Kampfes und
die wummernde, todbringende Kraft, die sich hinter einem einzigen Schlag verbergen
konnte. Er mochte Tilgrems fröhliche Ausgelassenheit, die er aber nur Freunden,
meist in Verbindung mit einem Fässchen Bier, offenbarte. Gegenüber Fremden
zeigte er sich eher mürrisch und misstrauisch. Gleichzeitig handelte Tilgrem
besonnen und überlegt, wenn es um ernste Angelegenheiten ging. Freunde konnten
sich in jeder Situation auf ihn verlassen.
Aran fühlte sich in Tilgrems Gegenwart einfach gut. Deshalb strahlte er
auch von einem Ohr zum anderen - beinahe schämte er sich dafür - und versuchte
mit halbwegs ernstem Gesicht, was ihm aber kaum gelang, zu sagen: "Wow…,
ich weiß gar nicht was ich sagen soll, Du wirst doch hier gebraucht und
überhaupt, das kann ich doch nicht annehmen!" Dabei grinste er immer noch.
Die Freude über Tilgrems Begleitung war einfach übermächtig.
Lark nahm den Faden wieder auf:
"Wie gesagt, wir haben bereits darüber nachgedacht. Das Geschäft
läuft zum Winter sowieso nicht allzu gut. Das bekomme ich mit Marela allein
hin. Und was den Werkzeugverkauf betrifft, so hat Tilgrem inzwischen ein
riesiges Lager voll der verschiedensten Gerätschaften. Das genügt auf jeden
Fall bis zum nächsten Herbst. Wir
haben besprochen, dass es am besten wäre, den Weg zu Pferde fortzusetzen und
Kontakt zum Pferdehändler vor den Nordtoren von Arant aufgenommen. Er hält zwei
kräftige Burschen für Euch bereit. Ihr könntet also in ein bis zwei Tagen
aufbrechen. Ihr solltet genügend Proviant und warme Kleidung, auch Decken und
Seile einpacken. Marela und ich werden Euch dann mit einem Karren bis vor die
Tore begleiten."
Aran blieb nichts weiter zu sagen als:
"Ich danke Euch allen noch einmal für Eure Gastfreundschaft, und besonders
Dir, Tilgrem, dass Du mich so selbstlos begleiten und unterstützen willst. Ich
könnte mir keinen anderen
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