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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ohne das Geringste auszulassen. Zwischendurch
musste er immer wieder Pausen einlegen, um sich zu schnäuzen oder seinen
bebenden aufgewühlten Körper zu beruhigen. Die Bilder des Blutes tauchten
wieder auf. Nicht ein einziges Mal wurde er unterbrochen. Seine drei Gastgeber
hörten gespannt und betroffen zu. Schließlich beendete er seinen Bericht und
holte den Dolch aus seinem Gepäck und hielt ihn tief seufzend vor sich hin.
    In einem letzten Satz sagte Aran: "Ich muss herausfinden, wem
dieser Dolch gehört, und was das Emblem bedeutet, dann werde ich auch wissen,
wer meine Eltern ermordet hat, und wo ich meine Schwester finden kann, wenn sie
überhaupt noch lebt."
    Aran sah mit seinen großen Augen, und nun sehr traurigem Blick, in die
Gesichter der ihm gegenüber sitzenden neuen Freunde. Nach einigem Schweigen
unterbrach Tilgrem die Stille:
    "Uff…, das ist ja starker Tobak" sagte er und nahm den Dolch
aus Arans Hand. Sehr genau betrachtete er das Wappen und den Stein.
    Marela sagte mit Tränen in den Augen:
    "Ich hab ja nicht gewusst ..., das ist ja furchtbar ..., wir werden
Dir auf jeden Fall zur Seite stehen."
    Mit ernstem Gesicht sagte Lark:
    "Du bleibst jetzt vorerst bei uns, und wir werden versuchen, die
Leute etwas auszuhorchen. Wir kennen hier fast alle Bewohner. Auch Reisende
kommen oft auf unseren Hof, um sich neu auszurüsten. Du kannst Dich in der
linken Hütte einrichten und bist so lange unser Gast, wie Du es möchtest ."
    Und zu Tilgrem gewandt:
    "Vielleicht könntest Du eine Art Duplikat von dem Emblem herstellen,
das wir den Leuten zeigen können, ohne den Dolch oder etwas von den Vorfällen
zu erwähnen?"
    Tilgrem reichte den Dolch an Lark weiter und sagte mit freundlichem
Gesicht zu Aran blickend:
    "Tut mir leid wegen vorhin, Kleiner ,
hätte ich gewusst, was Dich in unsere Gegend getrieben hat…; auf jeden Fall
werde ich ein Emblem herstellen, das diesem hier zum Verwechseln ähnlich sein
wird. Gleich morgen früh fange ich an. Ich glaube auch, schon einmal etwas
Ähnliches gesehen zu haben, vielleicht sogar auf einer Rüstung."
    Aran war gerührt von so viel Anteilnahme und Hilfsbereitschaft und sagte
mit stockender Stimme:
    "Ich weiß gar nicht, wie ich Euch danken kann, es ist ein Geschenk
der Götter, dass ich Euch gefunden habe. Eigentlich, dass Marela mich gefunden hat. Ohne sie würde ich
sicher heute noch bei den schleimigen Wirtsleuten hausen. Ich möchte mich gern
erkenntlich zeigen, habe aber nicht viel Geld bei mir. Vielleicht wisst Ihr
auch jemanden, für den ich in der Zwischenzeit arbeiten und mir etwas verdienen
könnte."
    "Also erstens", sagte Lark "werden wir von Dir mit
Sicherheit keinen einzigen Kupfertaler annehmen, Du bist unser Gast!"
    "Und zweitens", unterbrach ihn Tilgrem, kannst Du bei mir in
der Werkstatt mithelfen. Da kannst Du Deinen Körper ein wenig auf Vordermann
bringen und gleichzeitig noch etwas lernen. Auch ein paar Silberlinge werden
schon dabei rausspringen."
    Aran entgegnete: "Das werde ich gern tun, und … vielen, vielen Dank
für alles."
    Sie hatten bis zum frühen Nachmittag hier zusammengesessen und Arans
Erzählung gespannt verfolgt.
    "Jetzt", sagte Marela, "sollten wir erst einmal die Hütte
für Aran herrichten, dann kann ich noch einmal seine Wunden versorgen, und Aran
kann sich etwas ausruhen. Anschließend werde ich uns ein Abendessen bereiten.
Wir können uns dann später zusammensetzen. Was haltet Ihr davon?"
    "Ja, so machen wir's", sagte Lark und alle erhoben sich. Aran
ging Marela hinterher, die ihm bedeutet hatte, ihr zu folgen und war immer noch
ganz ergriffen von der Freundlichkeit der beiden hilfsbereiten Menschen und des
Zwerges.
    In der ihm überlassenen Hütte war nicht viel einzurichten. Es standen
einige Kisten herum, die er mit Marela zusammen hinausschaffte. Danach fegte er
den Boden, während Marela das in dem recht gemütlichen Raum stehende große Bett
neu bezog. Die Hütte bestand nur aus diesem einen Raum, der aber in seiner
Größe und Ausstattung keine Wünsche offen ließ. Ein paar Meter von den beiden
Hütten entfernt war ein Latrinenhäuschen aufgestellt. An einem kleinen Brunnen
in der Mitte des Vorplatzes konnte er sich waschen.
    Marela versorgte noch einmal, wie angekündigt, die Wunden an Arans
Händen und Füßen mit der wundersamen Tinktur, legte neue Verbände an und begab
sich sodann in das Haupthaus, um das Abendessen vorzubereiten.
    Nachdem sie die Hütte verlassen hatte, legte

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