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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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eisenbeschlagenen ungefederten Räder
verursachten in der Stille des noch nicht begonnenen Tages einen Höllenlärm. Immer
wieder musste sich Tilgrem mit aller Kraft rückwärts gegen das Gefährt stemmen,
damit es nicht zu viel Schwung bekam, und sich an den unebenen Stellen der
Straße, die einen kleinen Abhang oder eine Mulde aufwiesen, selbständig machte.
Seine drei Gefährten versuchten die Ladung zu halten, was auch nicht ganz ohne Worte
oder weitere Geräusche vor sich ging. Inzwischen musste auch der letzte der
Bewohner der Stadt aus dem Schlaf gerissen worden sein und sich fragen, wer so
früh am Tage solchen Radau veranstaltete.
    Endlich am Nordtor angekommen, brachen alle in Gelächter aus und mussten
erst einmal verschnaufen. Sie waren trotz der Kühle schweißgebadet.
    Von hier aus war es nur noch ein kleines Stück des Weges bis zu dem
Pferdehändler, bei dem Lark vor einigen Tagen zwei kräftige Pferde für sie
ausgesucht und auch bezahlt hatte. Es war Aran unangenehm, sich auch diese
Anschaffung schenken zu lassen, obwohl er ja von Lark genug Geld erhalten hatte,
um selbst für den Kauf aufkommen zu können. Immer wieder während seines
Aufenthaltes hatte Lark darauf bestanden, die Kosten für alle möglichen Dinge
zu übernehmen. In der ganzen Zeit bezahlte Aran lediglich seine Stiefel und die
neue warme Kleidung selbst. An seinem Gürtel hing ein praller Geldbeutel. Einen
weiteren, ebenso reichlich gefüllten, hatte er im Gepäck verstaut. Er wollte lieber
nicht sein gesamtes Silber an einem Ort aufbewahren.
    Am nördlichen Stadttor von Arant bogen sie nach links ab auf die breite Handelsstraße,
die sie an ihrem Ende über den Pass nach Basabani führen würde. Die Straße war
gut befestigt, und augenblicklich glitt der Karren wie von selbst durch die
ebene mit feinem Schotter belegte Fläche. Sie kamen gut voran. Niemand sprach
ein Wort. Schritt für Schritt kam der Abschied näher.
    Lark hatte zwei wirklich schöne und kräftige Tiere ausgesucht. Beides
waren Hengste, gut genährte Traber, die es leicht mit ihnen und ihrem Gepäck
aufnehmen würden.
    "Welchen willst Du reiten"? fragte Tilgrem
    Aran war sich nicht sicher. "Welcher ist denn der bravere? Ich habe
schon längere Zeit nicht mehr auf einem Pferderücken gesessen."
    Sie unterhielten sich einen Moment mit dem Pferdezüchter, erhielten
Sattel und Zaumzeug und machten sich an die Arbeit.
    Aran hatte sich für den Schimmel entschieden. Bis auf die Blesse, die
mit kräftigem Schwarz wie die aufgemalte Form eines Herzens aussah, wies sein
Fell nicht eine dunkle Stelle auf. Er hieß Schneewehe .
Aran fand den Namen passend. Sacht streckte er seine Hand vor. Das Tier nahm
seinen Geruch auf, während Aran ruhig mit ihm sprach. Der Hengst gab leise
Geräusche von sich und stupste Aran mit dem Kopf an die Schulter. Aran nahm
eines von den eingepackten Küchlein aus dem Beutel und hielt es Schneewehe hin.
Die Nüstern des Pferdes blähten sich beachtlich, als es den frisch gebackenen
Teig roch. Vorsichtig nahm er den Leckerbissen mit seinen dicken weichen Lippen
aus Arans Hand. Erst jetzt sattelte Aran Schneewehe und legte ihm sein Zaumzeug
an.
    Aran griff noch einmal in den Beutel und nahm ein Küchlein für Talgrims
Pferd heraus. Der war mit seinem Schwarzen bereits fertig und nahm Aran das Leckerli für Feuerhuf aus der Hand. Gemeinsam
machten sie sich an das Aufschnallen des nicht wenigen Gepäcks. Entgegen ihrer
Befürchtungen hatten sie an den jeweiligen Seiten der Sättel alles befestigen können,
was sie mitnehmen wollten. Jetzt sah es gar nicht mehr so viel aus.
    Den Abschied hielten alle vier so kurz wie möglich. Von Marela hatte
Aran sich bereits gestern Abend über Gebühr verabschiedet. Er nahm sie nur noch
einmal kurz in den Arm und flüsterte ihr ein paar Worte zu. Lark umarmte er
auch und bedankte sich überschwänglich für die erwiesene Gastfreundschaft. Lark
hielt ihn noch einen Moment umfasst und wünschte ihm viel Glück bei seiner
Suche.
    "Wir würden uns sehr freuen, wenn Du uns später einmal besuchen
würdest, Du bist uns immer ein willkommener Gast. Auch Deine Verlobte, ist gern
bei uns gesehen."
    Leise schniefend sagte Aran: "Danke, vielen Dank, bestimmt komme
ich darauf zurück! Auf Wiedersehen, Lebt wohl!" Er wandte sich Schneewehe
zu und schwang sich gekonnt in den Sattel.
    Tilgrems Abschied fiel kurz und knapp aus. Er ging davon aus, bald
wieder hier zu sein, drückte jedoch Marela an sich, als wäre sie seine

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