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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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bloß ohne Deine Nähe ertragen, wo ich nicht einmal weiß, ob ich Dich
überhaupt je wiedersehen werde?"
    "Schschttt, ist ja gut", sagte Aran leise und strich behutsam
immer wieder über ihre langen weichen Haare. "Schschttt, ich habe Dich
auch sehr lieb gewonnen, aber ich kann Kirana nicht so hintergehen, das hat sie
nicht verdient. Ich liebe sie wirklich sehr und sie fehlt mir. Bitte versteh'
mich."
    Sie saßen eine ganze Weile auf dem Bettrand und taten nichts weiter, als
sich eng umschlungen hin und her zu wiegen. Als das Schniefen immer weniger
wurde und das Schluchzen nach und nach verebbte, fühlte sich Marela befreit und
erschöpft zugleich. Sie putzte sich die Nase und sah Aran in das gequälte
Gesicht.
    "Es tut mir leid, wie eigennützig und ungerecht ich bin, verzeih
mir. Ich möchte nur, dass Du glücklich bist und vor allem, dass Du Dich
vollständig auf Deine Aufgabe konzentrieren kannst. Lass uns ein wenig
aufräumen und dann zum Markt aufbrechen."
    "Ja", sagte Aran, "lass uns den Tag nicht schwerer
machen, als er ohnehin ist. Bestimmt werden wir uns irgendwann
wiedersehen."
    "Daran will ich glauben." antwortete Marela und beide machten
sich auf, ihre Einkäufe zu erledigen, nachdem sie in der Hütte noch etwas
Ordnung geschaffen hatten.
    Nicht weit von seiner Hütte entfernt stand Tilgrem und wusch sich am
Brunnen das Gesicht. Als er aufblickte und Marelas verquollene Wangen sah,
meinte er:
    "Na komm schon Kleine, so eine Handvoll kaltes Wasser, wirkt
Wunder! Du wirst sehen."
    Marela bemühte sich, zu lächeln, und ging auf den Brunnen zu.
Tatsächlich fühlte sie sich viel besser, nachdem sie ihr Gesicht mit der kühlenden
Erfrischung betupft hatte. Sie kannte Tilgrem seit sie ein kleines Mädchen war.
Gut konnte sie sich an ihre gemeinsamen lustigen Spiele und Neckereien
erinnern. Er war fast ein zweiter Vater für sie geworden. Immer wieder hatte er
es verstanden, sie zu trösten, wenn sie hingefallen oder traurig war.
    Aran und Marela machten sich auf den Weg. Die derben neuen Stiefel, die
Aran sich hatte im Sommer anfertigen lassen, hatten sie bereits damals
abgeholt. Sie würden ihm auf seiner Reise einen guten Dienst erweisen. Der
Preis, den er dafür hingegeben hatte, würde dies jedenfalls hoffen lassen.
    Als er an seinen Sturz mit den anderen weichen Stiefeln kurz vor seiner
Ankunft in Arant dachte, musste er lachen. Diesen Schuhen hatte er es zu
verdanken, dass er hier mit Marela Hand in Hand über den Markt ging. Nachdem
ihn Marela nach dem Grund für sein Gelächter fragte, erzählte Aran ihr seine
Gedanken an ihr erstes Zusammentreffen. Nun kicherten beide und konnten sich
über die inzwischen längst verheilten Wunden nur noch freuen. Das schwere Gemüt
war bei beiden wie weggeblasen und forschen Schrittes machten sie sich an die
restlichen Einkäufe.
    Rechtzeitig zur Mittagsstunde waren sie zurück, verpackten sogleich die
für Aran gekauften warmen Sachen in einem Gepäcksack und einige Kleinigkeiten
in einem weiteren. Anschließend eilten sie ins Haus hinüber, wo bereits Lark
und Tilgrem mit einem Imbiss auf sie warteten.
    Sie aßen und schwatzten dabei so ungezwungen und fröhlich wie möglich,
um den letzten Tag für alle in angenehmer Erinnerung zu behalten.
    Nachdem Tilgrem mit einem Schluck Wein die letzten Brotkrümel
hinuntergespült hatte, sagte er:
    "Ich habe alles zusammen, wir können also morgen vor Sonnenaufgang
los, wenn Du so weit bist. Wir haben eine ganze Tagesreise vor uns, wenn wir
nicht mitten in der Wildnis übernachten wollen."
    "Ich bin auch soweit", sagte Aran " und   gespannt , ob wir etwas herausfinden
werden. Ich kann es gar nicht abwarten, aufzubrechen!
    Ohhh…mit einem entschuldigenden Blick zu Marela - es tut mir leid."
    "Ist schon gut", sagte Marela, "mir würde es sicher nicht
anders ergehen, wenn es meine Familie betreffen würde."
    Sie verabredeten, sich am Abend ein letztes Mal zu einem Abendessen im
Haus einzufinden, und dann zeitig zu Bett zu gehen, da sie am nächsten morgen
früh raus mussten.
    Marela räumte im Haus auf, und Aran machte sich mit Tilgrem daran, die
inzwischen vier großen Reisesäcke mit stabilen Lederriemen auf dem Karren zu
verschnüren. Die Wasserschläuche und das Bierfass legten sie ohne weitere
Befestigung hinein. Sie schoben den Karren unter die Überdachung und wollten
sich bis zum Abendessen ausruhen.
    Aran ging in seine Hütte und holte einen kleinen Gegenstand, der in
einem hübschen Stoffbeutelchen verstaut war,

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