Aratani
machen
würde.
Froh darüber, ihre Gedanken wieder unter Kontrolle zu haben, beschloss
sie, nicht länger untätig auf Arans Rückkehr zu warten. Es konnte den ganzen
Winter oder länger dauern, ehe sie wieder etwas von dem geliebten Mann hören
würde. Die Unwissenheit raubte ihr die Nerven. Sie musste unbedingt etwas tun.
Sie aß ein Stück altbackenes Brot ohne zu spüren, wie ihr die harten
Krumen die Kehle zerkratzten. Erst als sie einen Schluck von dem soeben
aufgegossenen Getränk nahm und sich auch noch die Zunge verbrühte,
konzentrierte sie sich auf ihr Vorhaben.
Nach dem Essen fertigte sie sorgfältig die Zeichnung des Emblems an. Als
sie meinte, diese wäre ganz ordentlich gelungen, legte sie sie in ein kleines
Kästchen und überlegte, wo sie das Amulett während ihrer Abwesenheit verbergen könnte.
Sie erinnerte sich an das Versteck im Haus von Arans Eltern, das er bei seiner
Rückkehr von dort erwähnt hatte und trat an die Feuerstelle. Auch hier konnte
sie im gemauerten Abzug einige kleine Spalten erkennen. Die meisten waren
allerdings so schmal, dass das Amulett nicht hineinpassen würde. Endlich,
weiter unten im Gemäuer, ein Stück neben der Feuerstelle, sah sie ein
längliches Loch. Sie schob zwei Finger hinein und befühlte den Hohlraum. Hier
müsste es gehen. Sie verpackte das Amulett wieder in dem Lederbeutel, schlug
ein kleines Stück Pergament darum, und schob das flache Päckchen vorsichtig der
Länge nach in den Spalt. Sie nahm ein paar Stückchen Holzkohle, drückte sie
darüber, und wischte die rußigen Hände an den Mauern ab. Da hier ohnehin die
Wände ziemlich schwarz waren, konnte man das Versteck nicht mehr als solches
erkennen.
Kirana war zufrieden. Sie wusch sich die Hände und machte sich daran,
einige Sachen in einen großen Beutel zu packen. Das bereitgestellte
Holzkästchen legte sie auch hinein. Außer einigen Kleidungsstücken, einem
Beutelchen mit Kräutern, einem kleinen Topf und einem Becher sowie etwas
Proviant würde sie nichts benötigen. Nur etwas Zunder und einen Tiegel mit
Heilsalbe und zwei Leinenstreifen fügte sie rasch hinzu.
Den Rest des Tages verbrachte Kirana damit, das Haus aufzuräumen und zu
säubern. Gleich morgen früh würde sie aufbrechen. Der Weg bis zu ihren nächsten
Nachbarn immer am Barabesi entlang, würde sie fast einen ganzen Tag kosten.
Aber so war sie immerhin nicht zur Untätigkeit verdammt. Sie hatte sich einen
Rundweg überlegt, über den sie die vier benachbarten Familien ohne Umwege aufsuchen
konnte. Den Weg weiter auszudehnen, erschien ihr sinnlos. Trotzdem würde sie
mehrere Tage unterwegs sein. Hier hielt sie jedenfalls nichts. Am liebsten
würde sie sich sofort auf den Weg machen. Aber die Vernunft siegte.
Seitdem sie mit Aran zusammen in ihrem Elternhaus wohnte, hatten sie
alles zusammen gemacht. Keiner wollte auch nur eine Minute ohne den anderen
sein. Jetzt kam ihr das Haus fremd und einsam vor. Noch nie hatte sie die
Stille um sich herum so deutlich wahrgenommen. Sie verschloss das Haus mit dem
dicken Balken und legte sich ins Bett. Ihr Vorhaben für den nächsten Tag ließ
sie sofort tief und fest einschlafen.
7. Wurmmoor Angrik
Am nächsten Morgen ging alles sehr schnell. Tilgrem hatte mit Aran die
restlichen Dinge auf dem Karren verstaut. Den Proviant hatten sie in der Nacht
lieber nicht im Freien lassen wollen. Jetzt brachte Marela einen zusätzlichen
Beutel mit Leckereien für unterwegs. Sie musste denken, die beiden würden auf
ihrem Weg verhungern, so viel von den klebrigen süßen Kuchen hatte sie ihnen
eingepackt. Aran fragte sich, ob Marela überhaupt geschlafen hatte. Ihr Gesicht
war blass und verquollen als sie ihm, um ein Lächeln bemüht, das Gebäck
reichte.
Sie hatten gemeinsam nur ein kurzes Frühstück zu sich genommen und jetzt
war es soweit. Tilgrem spannte sich vor den Karren. Lark und Aran packten
hinten an. Nachdem Marela das Haus verschlossen hatte, brachen sie ohne ein weiteres
Wort auf. Die Sonne versteckte sich hinter dem Horizont und Marela fröstelte in
der feuchten, kühlen Herbstluft. Die Nächte waren inzwischen bitterkalt und sie
fragte in die Stille hinein, ob sie auch genug Decken eingepackt hätten.
Um zu den Nordtoren von Arant zu gelangen, mussten sie einmal quer durch
die ganze Stadt. Mit dem Karren kein leichtes Unterfangen. Auf den glänzenden,
buckligen Steinen, mit denen die Straßen ausgelegt waren, hoppelte der Wagen mit
lautem Getöse durch die Dunkelheit. Die
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