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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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eigene
Tochter, und sagte leise:
    "Es wird alles gut! Ganz ruhig! Gräm Dich nicht! Ich pass schon auf
ihn auf!"
    "Woher weißt Du …?", fragte Marela, worauf Tilgrem nur kurz
die Schultern zuckte und breit lächelte.
    "Bitte, seid vorsichtig", hauchte Marela.
    Auch Lark wurde von ihm umarmt, zwar kurz und knapp, aber man merkte den
beiden ihre enge Verbundenheit an.
    Die beiden Reiter hatten hinter sich je zwei Decken, einen Topf und
Trinkbecher. festgebunden. Über den Sattelknauf hingen zwei dicke längere
Seile. Tilgrem sah mit seinem auf den Rücken geschnallten Bierfass schon wieder
sehr komisch aus. Aran schmunzelte, verkniff sich aber ein Lachen. Er hatte dem
Zwerg viel zu verdanken und es lag ihm mehr als fern, sich dessen Zorn
zuzuziehen. Heute waren immerhin die Haare des Zwerges ordentlich gekämmt und mit
einem dünnen weichen Lederriemen zusammengebunden. Aus dem Bart, kunstvoll wie
immer frisiert, stand kein einziges Haar hervor. Beide zusammen gaben sie
bestimmt ein noch merkwürdigeres Bild ab. Ein langer Halbelf und ein kurzer
dicker Zwerg. Aran hatte bei seinen Freunden kein Wort über seine elfische
Herkunft väterlicherseits verlauten lassen. Wahrscheinlich aus Rücksicht auf
seine Erlebnisse hatte ihn auch niemand eingehender danach befragt. Trotzdem
spürte Aran, dass Tilgrem ihn durchschaut haben musste. Zwerge waren Elfen im
Allgemeinen nicht sehr zugetan, auch waren ihnen deren oftmals magischen
Fähigkeiten besonders zuwider. Er ließ sich nichts anmerken und Tilgrem auch
nicht.
    Aran führte Schneewehe neben Feuerhuf und die beiden so
unterschiedlichen Männer ließen ihren Tieren Zeit, sich warm zu laufen, ehe sie
in einen leichten Trab verfielen. Keiner sprach ein Wort. Nur das Getrappel der
Hufe in dem knirschenden Schotter unterbrach die Stille. Als die Sonne hinter
ihnen im Osten ihr neues Gesicht zeigte, ihnen den Rücken wärmte, und die Welt
in einem anderen Licht erscheinen ließ, wich langsam Arans Anspannung.
    So ritten sie den ganzen Vormittag nebeneinander her, betrachteten die herbstliche,
farbenfrohe Umgebung und lauschten den sie umgebenden Geräuschen auf Feld und
Flur. Aran genoss das Wehen seiner langen Haare im Wind. Er beobachtete weit
oben am Himmel einen Wolkenvogel, der ihnen vorauszufliegen schien. Seit er ihn
zum ersten Mal erblickte, hatte er sie begleitet. Inzwischen waren auch die vielen
kleinen Singvögel im angrenzenden Wald erwacht und ein Getöse von Zwitschern
und Schnattern füllte die Luft.
    Sie waren bis hierher keiner einzigen Menschenseele begegnet. Ab und an
sahen sie in der Ferne kleines und auch größeres Wild in der Morgensonne den
Tau von den Gräsern lecken. Die Rehe schauten kurz auf, ließen sich aber von
ihnen nicht beim Äsen stören. Die Handelsstraße war weiterhin in passablem
Zustand, so dass sie ein ganzes Stück vorankamen. Der wolkenfreie Himmel
gewährte ihnen eine klare Sicht bis zur westlichen Gebirgskette. Kurz davor
knickte die Handelsstraße nach Süden ab. In diesem Knick hatten sich einige geschäftstüchtige Familien zusammengetan
und ein Reisehaus errichtet. Hier wollten sie übernachten und am nächsten Tag
ihren Weg fortsetzen.
    Der Gebirgskamm erstreckte sich über den gesamten nördlichen und
westlichen Teil von Aratani und markierte gleichzeitig die Landesgrenzen. Nur
an wenigen Stellen führten Pässe über die Berge, die ansonsten unzugänglich
waren.
    "Brrrrr", Talgrim hielt Feuerhuf an und wandte sich Aran zu:
    "Was hältst Du von einer kleinen Rast? Ich könnte ein ganzes
Schwein vertragen!" Dabei zeigte er mit dem Kopf nach links nickend auf
einige Findlinge in der Nähe eines schattigen Platzes am Waldrand. "Es
sieht aus, als hätten wir dort auch einen Tisch."
    "Wunderbare Idee!" Aran sah in die gewiesene Richtung.
"Eine kleine Stärkung könnte ich auch vertragen. Da können wir dann auch
gleich die Pferde ein wenig grasen lassen. Ist sowieso bald vorbei mit dem
grünen Gras. Dort am Waldrand im Schatten scheinen jedoch noch ein paar saftige
Halme zu stehen. Und wenn ich ehrlich bin, ist mein Allerwertester auch schon
ein wenig mürbe."
    Beide lenkten ihre Pferde zum Waldrand und Tilgrem lachte.
    "Tja, da hab ich eine Menge mehr Sitzfleisch zu bieten was?"
    Nachdem sie die Pferde abgeladen und ihnen die Sättel abgenommen hatten,
banden sie die beiden an einer langen Leine an einem Baum fest.
    "Nur zur Sicherheit, damit sie nicht wieder nach Hause laufen. Noch
haben sie sich ja nicht an uns gewöhnt", sagte

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