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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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worden sein mussten.
    Aran richtete sich auf, wobei ihm gleich wieder schwindlig wurde. Er
sammelte sich einen Moment und das Gefühl verging: "Wir danken Euch sehr für
unsere Rettung und Eure Fürsorge. Bestimmt habt Ihr selbst nicht viel. Auf
jeden Fall werden wir das wieder gut machen, versprochen! Ich hoffe nur, dass
mein Freund, Tilgrem, auch wieder gesund wird."
    Kosanis Augen wurden breiter und Aran erkannte daran ein Lächeln:
"Das wird schon! Noch einige Tage muss er die Verbände auf den Augen
behalten, dann werden wir sehen. Erst einmal müssen wir ihn wieder zu
Bewusstsein bringen, vielleicht hast Du mehr Glück als wir und bekommst ihn
wach."
    Ein Mann, den Kopf ebenso umwickelt wie Kosani, trat zu ihnen unter das
Sonnendach. "Guten Tag, ich bin Teralf, na da ist ja der erste schon von
den Toten wieder auferstanden", sagte er breit lächelnd und reichte Aran
eine Schale mit Bohnen und Reis zusammen mit einem Stück Brot und einem flachen
Holzstiel, der einem Löffel recht nahe kam.
    "Lass es Dir schmecken, schließlich musst Du wieder zu Kräften
kommen."
    Er setzte sich zu Aran und sah schweigend zu, wie dieser sich gierig
über das Mahl hermachte. Es schien Aran, als hätte er noch nie etwas
Köstlicheres gegessen. Erst jetzt merkte er, wie hungrig er war. Als er fertig
war, wischte er sich mit seinem gesunden Arm über den Mund und reichte Teralf
die Schüssel ohne einen Krümel zurückgelassen zu haben.
    "Vielen Dank, es war köstlich."
    Teralf stellte keine Fragen, machte aber auch keine Anstalten sich zu
erheben. Aran spürte die tausend Antworten, die von ihm erwartet wurden. Er war
den Nomaden dankbar für ihre Hilfe, wer weiß, was aus ihnen beiden ohne sie geworden
wäre. Daher fühlte er sich verpflichtet, und begann, seine und jetzt auch
Tilgrems Geschichte zu erzählen. Als er geendet hatte, war er erschöpft und
hatte einen trockenen Mund. Er ergriff den Becher Wasser, der neben ihm auf
einem kleinen Holzbrett stand, und nahm einen langen Zug.
    "Da habt Ihr ja wirklich noch einmal Glück gehabt", sagte
Teralf. "Kaum jemand schafft es durch das Moor, sagt man. Was den Rest
Deiner Geschichte betrifft, bin ich sicher, dass Euch in Basab jemand etwas zu
dem Emblem sagen kann. Wirklich eine riesige Stadt. Es würde mich wundern, wenn
man dort nichts darüber weiß. Das mit Deiner Familie tut mir wirklich leid und
ich hoffe, dass Ihr bald weiterziehen könnt, um Deine Schwester zu suchen. Bis
dahin sollten wir zusehen, Deinen Freund hier wach zu bekommen, damit wir
wissen, was aus seinem Augenlicht geworden ist."
    Dies sollte allerdings noch viele weitere Tage dauern. Aran kümmerte
sich in dieser Zeit aufopferungsvoll um Tilgrem, wechselte seine Verbände,
wusch und kämmte ihn. Sogar seinen Bart versuchte er zu flechten, was ihm
allerdings nicht ganz gelingen wollte. In den Nächten wachte er neben Tilgrems
Lager und sorgte dafür, dass das Feuer nicht ausging. Sie lagerten dicht am
Berghang des Gebirges kurz vor dem Pass nach Basabani. Der Platz lag
windgeschützt in einer kleinen Nische, so dass sie trotz der kühlen Nächte
nicht froren. Schneewehe und Feuerhuf rupften in der Nähe trockenes Gras aus
dem ausgedörrten Boden. Sie hatten den Schrecken längst überwunden.
    Arans Arm tat zwar noch weh, aber die Salben und Verbände hatten gute
Dienste geleistet. In zwei drei Tagen würde er ohne sie auskommen. Ein dünner
Leinenverband, um die neue junge Haut zu schützen, würde genügen.
    Die Nomadenfamilie kümmerte sich weiterhin rührend um Aran und Tilgrem.
Inzwischen hatte Aran auch die anderen Familienmitglieder kennengelernt und
spielte ab und an mit den beiden wohlerzogenen Kindern.
    Eines Abends, als Aran verträumt in das lodernde Feuer schaute, krächzte
eine tiefe Stimme neben ihm:
    "Verdammt noch mal, wo ist das Bierfass? Ich verdurste
gleich!"
    Aran sprang auf, stürzte auf seinen Freund zu und umfasste ihn viel zu
heftig.
    "Au!", kam mürrisch zurück. "Sei doch vorsichtig!"
    Aran konnte vor Freude kaum an sich halten: "Den Göttern sei Dank,
Du bist wach! Meine Güte, ich dachte schon, Du wolltest hier Winterschlaf
halten!"
    Tilgrem fasste sich ins Gesicht: "Was ist das, was ist los? Ich
kann nichts sehen!"
    Aran nahm vorsichtig Tilgrems Hände und sagte: "Einen Moment
Tilgrem, Du hast Verbände vor den Augen, warte kurz, ich nehme sie Dir gleich
ab."
    "Was? Warum…? Was ist…?" Dann fiel es ihm wieder ein und er
legte gehorsam die Hände neben sich.
    "Oh, beim Barte des

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