Aratani
Vasbary, der Vulkan von Basabani lag vor ihnen. Es brodelte noch
immer in seinen Tiefen. Feiner Aschestaub rieselte ständig auf Häuser und
Menschen nieder. Der letzte Ausbruch lag tausende Jahre zurück. Trotzdem
mussten die Bewohner rund um die Mineneingänge in der Nähe täglich mit dem Schlimmsten
rechnen. Jeden Tag konnte die glühende Masse wutentbrannt auf sie
niederfließen. Sie hatten sich angewöhnt, nicht groß darüber nachzudenken und
hofften, dass der Vasbary auch die nächsten tausend Jahre Ruhe geben würde. Sie
genossen die angenehme Wärme, die sich auch im Winter in ihren Häusern und
Hütten bemerkbar machte.
Tilgrem hatte bereits vor ihrer Abreise in Arant angekündigt, dass er
auf ihrem Weg in den Westen hier in den Hütten der Minenarbeiter einen
befreundeten Zwerg und dessen Familie aufsuchen wollte. Von hierher wurden die
Rohstoffe, die Tilgrem und Lark in Arant in ihrem Baustoffhandel verkauften,
geliefert. So war es für Tilgrem eine Gelegenheit, die Geschäftsbeziehungen
aufleben zu lassen, vielleicht sogar auszuweiten, und gleichzeitig hatten sie
eine Möglichkeit, die nächste Nacht mit einem Dach über dem Kopf zu verbringen.
Tilgrem freute sich auf seine Freunde und Aran hoffte insgeheim auf ein
eventuelles Bad. Er hatte sich wochenlang nicht richtig waschen können.
Nach einer kurzen Pause am frühen Nachmittag, in der sie ohne die Pferde
abzusatteln einen kurzen Imbiss zu sich nahmen, ritten sie bis zum Abend ohne
weiteren Halt bis zu den Minen. Hier würden sie auch ihre Proviantvorräte
aufstocken können. Viele der in den Minen tätigen Zwerge waren verheiratet und
die Frauen betrieben kleine Marktstände vor den Hütten.
Sie hatten kaum den Weg, der in das sogenannte Minendorf führte,
eingeschlagen, als ihnen auch schon einige Zwerge entgegenkamen. Aran kannte
vorher nur Tilgrem und hatte in seinem Leben noch keine anderen Zwerge gesehen
und schon gar nicht kennenlernen können. Hier sahen alle so aus wie sein Freund
und auf einmal war nichts Komisches mehr an ihm. Er schien mit den anderen zu
verschmelzen. Aran fragte sich nicht zum ersten Mal, warum Tilgrem nicht unter
seinesgleichen lebte und nahm sich vor, ihn bei passender Gelegenheit einmal
danach zu fragen.
Ein Schrei! Ein Freudenschrei! Und eine kleine dicke Zwergenfrau kam auf
sie zu gerannt. Es musste sich bereits bis zu den Hütten herumgesprochen haben,
dass Besucher kämen. Tilgrem blieb kaum Zeit, von Feuerhuf abzuspringen und
Aran die Zügel zuzuwerfen, da sprang ihn auch schon die nett anzusehende
pummelige Zwergin an und warf ihn fast um.
"Tilgrem, Tilgrem, endlich lässt Du Dich einmal blicken! Ich freu
mich ja so, Dich zu sehen!"
Sie drückte und küsste Tilgrem ab, dass der fast keine Luft mehr bekam
und sie schließlich sanft von sich schob.
"Hohhh, hoo, hoo, ich freu mich auch, Dich zu sehen, Riwana! Aber
bring mich doch nicht gleich um!
Darf ich Dir meinen Freund Aran Albus vorstellen. Aran, das ist Riwana,
meine Verlobte, äh … ehemalige Verlobte."
Aran stieg ebenfalls vom Pferd und musste lächeln, als er Riwana mit
einem kurzen Blick zu Tilgrem die Hand reichte:
"Verlobte?" … "Freut mich sehr, Dich kennenzulernen,
Riwana. Ich dachte ..."
"Kommt, kommt, ich hab schon das Wasser aufgesetzt für ein Bad",
unterbrach Riwana ihn mit ihrer lustigen Stimme. "Und der Braten ist auch
schon am Spieß."
Aran glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Würden doch seine
geheimen Wünsche wahr werden?
"Langsam", sagte Tilgrem. Geh Du nur schon mit Aran vor, ich
muss noch kurz ein paar Geschäfte erledigen. Zum Essen bin ich bestimmt da."
Die Zwergin mit den roten, in einer kunstvollen Frisur
zusammengefassten, Haaren konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen:
"Also gut, dann bis nachher. Aber mach nicht zu lange!"
Sie nickte Aran freundlich zu und sie machten sich auf den Weg zu ihrem Haus.
Dort angekommen rief Riwana einen Jungen und übergab ihm die Pferde mit dem
Auftrag, sie gut zu versorgen und das Gepäck anschließend hinein zu bringen.
Sie betraten das geräumige Häuschen, welches durch dünne Wände in
mehrere Zimmer oder besser Kammern unterteilt war.
"Also, Aran", sagte Riwana, "Du bist bestimmt erschöpft
und willst Dich ein wenig erfrischen. Zwei Räume weiter steht ein großer Zuber
mit heißem Wasser bereit, Waschöl und was Du sonst noch brauchst. Bevor Du
hineinsteigst, lege bitte Deine Kleidung heraus, dann können wir sie gleich
reinigen lassen."
Aran ging in den
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