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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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Nachmittag durchwatet haben, wenn alles gut
ging. Er sagte:
    "Also los, gehen wir!"
    Aran nahm beide Pferde mit der linken Hand an die kurzen Zügel, stellte
sich dabei genau in die Mitte und ein Stück vor die beiden, so dass sie genug
Bewegungsfreiheit hatten, er sie aber unter Kontrolle halten konnte. Mit der
rechten Hand griff er nach seinem neuen Schwert. Wieder war er erstaunt, mit
welcher Leichtigkeit er es halten konnte und wie genau es sich seiner Hand
anpasste. Für den Schwertgriff hatte Tilgrem ihn seine rechte Hand extra in ein
Bett aus warmem Bienenwachs drücken lassen.
    Tilgrem nickte und beide gingen mutig und besonnen auf den Waldrand zu.
Erst als Tilgrem einige Äste teilte und abknickte, um den Weg für die Pferde zu
verbreitern, erkannte Aran einen kleinen Pfad. Leise und vorsichtig setzten sie
einen Fuß vor den anderen, bemüht, nicht auf einen Ast zu treten. Noch war der
Boden einigermaßen fest. Nur das stärkere Federn bei jedem Schritt unterschied
ihn von normalem Waldboden. Die Pferde vertrauten ihnen offensichtlich, aber
auch sie spürten die Gefahr des bevorstehenden Weges, verhielten sie sich
allerdings ruhig, schnauften nur ein wenig durch die Nüstern. Innerhalb des
Moores herrschte eine unheimliche Stille und bis auf das Blubbern und ab und zu
einem Quaken war kein einziger Laut zu vernehmen. Kein Vogel oder anderes Tier
schien sich hierher zu wagen. Dicke Nebelschwaden hingen drei Fuß über dem
Boden, was es ihnen erschwerte, auf ihre Schritte zu achten. Immer wieder
blieben sie kurz stehen und lauschten. Tilgrem nahm eine Hand voll Schlamm und
rieb sie sich ins Gesicht, eine weitere auf den Hals und die Arme. Auch die
Haare und der Bart blieben nicht verschont. Aran tat es ihm gleich. Nun rochen sie
beide, als würden sie hierher gehören. Auch die Pferde hatten ein paar Hände
voll abbekommen. Inzwischen hatte Aran sich an das schummrige Licht im Moor
gewöhnt. Tilgrem schritt etwa zehn Mannslängen vor ihm. Er war hochkonzentriert
und angespannt. In der linken Hand einen langen Stock, mit dem er immer wieder
vorsichtig in den Boden stach, und in der Rechten seine riesige Axt. Aran hatte
sie einmal in die Hand genommen und brauchte beide Arme, um sie auch nur über
seinen Kopf zu heben. Sie gingen eine ganze Zeit auf diese Weise durch das
Moor, ohne einen Zwischenfall. Aran hatte sich an den Boden gewöhnt. Er konnte
inzwischen gut festen Untergrund von gefährlich weichem unterscheiden. Die
beiden Pferde sanken des Öfteren mit einem ihrer vier Beine etwa einen Fuß tief
in den Morast ein, und Aran befürchtete schon, die Tiere würden in Panik
geraten, aber sie hatten sich immer wieder fangen können. Aran wünschte sich im
Moment nichts sehnlicher, als auch vier Beine zu haben. Halb in Gedanken versunken,
musste er bei der Vorstellung daran lächeln.
    Tilgrem blieb schlagartig stehen und hob seine Axt. Sofort verharrte
Aran auf der Stelle und hätte sich fast in die Hosen gemacht, als sich laut kreischend
und mit schmatzenden Geräuschen ein riesiger Wurm, mindestens doppelt so dick
wie Tilgrem und so lang wie eine Häuserfront aus dem Morast zwei Mannslängen
von seinem Freund entfernt erhob. Das hintere Ende steckte im Schlamm aber was
Aran sah, reichte ihm auch so. Der Wurm, oder sollte er sagen die Würmer, denn
in der Mitte des Körpers spaltete dieser sich wie eine Astgabel, richtete sich
mit seinen beiden Hälsen auf und schniefte mit einer Nase, die nur aus zwei
großen Löchern bestand, tief die moderige Luft um sich herum einsaugend. Dabei
riss er zwei Mäuler mit spitzen kleinen Zähnen weit auf.
    Die seltene Witterung aufnehmend, lief der dämonischen Bestie dicker grüner
Schleim aus Nasen und Mäulern. Der rostbraune Körper des Wurmes wurde von mehreren
breiten, knotigen Ringen unterbrochen. Ein penetranter Geruch breitete sich um
sie herum aus. Schuppig hingen Hautfetzen seiner offensichtlichen Häutung wie
bei einer Schlange am Körper des Ungeheuers. Die Köpfe selbst waren krebsrot
und hatten zu Arans Überraschung keine Augen. Jetzt verstand er die Sache mit
der Schlammeinreibung. Wenn sie nicht sehen konnten, würden die Würmer mit
Sicherheit über einen gehobenen Geruchssinn verfügen.
    Dann passierte es! In einer Schnelligkeit, die Aran zwar bei seinem
Training mit Tilgrem bereits annähernd kennengelernt hatte, die aber mit dem
hier nichts mehr gemein hatte, sprang Tilgrem auf den Rücken eines der beiden Wurmhälse,
als die Bestie gerade einen ihrer

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