Aratani
Köpfe von ihm abgewandt hatte, und schlug mit
einem heftigen Hieb seiner Axt zu. Er traf den Hals des Aran zugewandten
Wurmkopfes und trennte ihn komplett von dessen restlichen Körper. Ein helles
Jaulen und Kreischen ertönte und ein Ring aus blauen Blitzen bildete sich an
dem Stumpf des Halses, aus dem stoßwellenartig eine grüne schleimige Brühe
spritzte. Tilgrem musste etwas davon abbekommen haben, denn er fasste sich kurz
ins Gesicht, musste sich aber sogleich wieder am Hals des Wurms festhalten.
Jetzt wurde der zweite Kopf des Ungeheuers offensichtlich richtig wütend. Er
versuchte, sich zu drehen und zu wenden, um an seinen uneingeladenen Reiter
heranzureichen. Da Tilgrem ziemlich weit oben saß und nun hin und her
geschüttelt wurde, als wäre er ein reifer Apfel, kam er nicht dazu, mit der Axt
auszuholen, um auch diesen Kopf abzuschlagen. Kurzerhand warf er seine Axt in
den Schlamm, zog aus der am Gürtel befestigten Scheide einen etwas längeren
Krummdolch und zog ihn dem Wurm von hinten über den Hals. Der gebärdete sich
fuchsteufelswild und die Geräusche die er dabei von sich gab, mussten durch das
ganze Moor zu hören sein. Aran hoffte nur, dass durch das Gekreische nicht noch
mehr Würmer auf den Plan gerufen wurden.
Die Pferde wieherten wie toll, bäumten sich auf und waren kaum zu
bändigen. Aran dachte daran, was Tilgrem ihm vorhin gesagt hatte, konnte aber
nicht untätig zusehen, wie sein Freund sich dem Dämonen auslieferte. Er band die Tiere mit Hilfe ihres Zaumzeugs an einem ihm
stabil erscheinenden Baum sicher fest, sprach leise und ruhig auf sie ein und
sprintete dann vor. Er musste das Risiko eingehen. Sein Freund war ihm
wichtiger, als die Pferde oder sein Hab und Gut. Er hob den Arm und mit einem
einzigen Schlag seines Schwertes hieb er dem Wurm den bereits zur Hälfte
abgetrennten zweiten Kopf endgültig ab. Das Kreischen brach ab, als der Körper
des Wurms mit einem schmatzenden Geräusch in den Matsch klatschte.
Fast gleichzeitig spürte Aran das Brennen auf der Haut seines Armes. Er
hatte das Gefühl, in lodernden Flammen zu stehen. Der grüne Schleim hatte sich
über seine Hand bis hoch zur Achsel ergossen, und sonderte einen fauligen
Gestank ab. Den Schmerz ignorierend stürzte er zu Tilgrem, der im Schlamm saß
und sich stöhnend eine Hand vor das Gesicht hielt. Schnell steckte er sein
Schwert in die Scheide und eilte zu den Pferden, die durch die plötzlich
eingetretene Stille selbst fast verstummt waren.
Er nahm einen Wasserschlauch sowie den Beutel mit der Heiltinktur und
den Leinenverbänden, den ihnen Marela mitgegeben hatte, unter den linken Arm
und eilte zurück. Vorsichtig nahm er Tilgrems Hände von dessen Gesicht. Dicke
Blasen hatten sich auf Wangen, Hals und den inzwischen zugeschwollenen Augen
gebildet. Langsam spülte Aran, ebenfalls vor Schmerzen stöhnend, etwas Wasser
über Tilgrems Gesicht und tupfte Reste des dicken Schleimes ab. Tilgrem stöhnte
und wendete den Kopf hin und her, sichtlich bemüht, vor Schmerzen nicht laut
aufzuschreien. Aran tränkte einen langen Leinenstreifen in Wasser, beträufelte
ihn mit einigen Tropfen der Tinktur und legte ihn rund um Tilgrems Kopf. "Ahhh,
schon besser", presste der hervor. Aran half Tilgrem rückwärts an einen
Baumstumpf zu rücken und machte sich daran, seinen eigenen Arm zu versorgen.
Der sah nicht viel besser aus, als Tilgrems Gesicht. Nachdem Aran unter schrecklichen
Schmerzen seine Wunden auf die gleiche Art versorgt hatte, sprach er, sich
immer wieder umsehend und in das Moor hineinhorchend, leise zu Tilgrem: "Wie
sieht's aus, geht's schon etwas?"
Tilgrem sagte unter Stöhnen: "Wenn nichts weiter passiert, sollten
wir in kurzer Zeit hier raus sein. Siehst Du da vorne rechts? Da müsste ein
dicker Warlaunbaum stehen. Von dieser Stelle aus müssen wir uns scharf links
halten und dann immer geradeaus. Schaffst Du das, Kleiner?"
"Mach Dir um mich keine Sorgen. Hoffen wir nur, dass das alles war,
noch so ein Vieh und es ist aus mit uns. Bleib hier, ich hole die Pferde."
Aran holte die Axt aus dem Schlamm, nahm Tilgrem den Krummdolch, den er
immer noch fest umklammert hielt, aus der Hand, und verstaute beide Waffen an
ihrem Platz.
Leise ging er zu dem Baum, an dessen Stamm er Schneewehe und Feuerhuf
angebunden hatte. Die beiden hatten sich inzwischen beruhigt und Aran
tätschelte ihnen den Hals. Durch das Gebaren der Tiere hatte sich der Knoten um
den Baum fest zugezogen. Aran wollte sich nicht lange damit
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