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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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aufhalten und nahm
kurzerhand seinen Dolch zu Hilfe. Er nahm die Reste der Zügel und führte die
beiden ruhigen Schrittes zu Tilgrem. Wiederum band er die beiden an einen
Stamm, aber nur so fest, dass sie nicht weglaufen konnten und half Tilgrem beim
Aufsitzen. Er nahm, wie vorhin, beide Zügel in eine Hand und das Schwert in die
andere, die verletzte, und begab sich wie von Tilgrem beschrieben in Richtung
des dicken Warlaunbaumes.
    Ab hier wurde der Boden wieder etwas fester. Aran bog links ab und kam
jetzt gut voran. Er blieb aber trotzdem aufmerksam und setzte jeden Schritt so
vorsichtig, als würde er mehrere randvolle Trinkbecher auf einem Brett
balancieren. Es wurde immer heller und Aran konnte bereits eine Lichtung
erkennen. Heftig aufatmend und unter Aufbringung seiner letzten Kräfte, brachte
er sie alle vier sicher aus dem stinkigen Moor heraus. Sein Arm brannte ihm wie
Feuer und er hatte das Gefühl, das Aufplatzen tausender Blasen unter seiner
Achsel zu spüren, als er vergeblich versuchte, den Arm leicht anzuheben.
    Um ganz sicher zu gehen, dass die Pferde sich nicht voneinander
entfernen würden, band Aran Feuerhuf mit dessen Zügel an seinem eigenen Sattel fest
und schwang sich auf Schneewehe. Mit langsamer Gangart ritten sie den sich
auftuenden, nun wieder festen Weg in Richtung Pass entlang. Tilgrem war
inzwischen auf Feuerhuf zusammengesunken. Sie würden, bevor es dunkel wurde,
auf keinen Fall den Weg bis zum Pass bewältigen. Sie mussten dringend Hilfe
finden. Während er daran dachte, sah Aran nur noch, wie durch eine Nebelwand in
der Ferne, die Spitze des Vulkans gleich hinter dem Pass. Die Geräusche um ihn
herum hörten sich an, als würde er unter Wasser schwimmen oder als hätte er
verstopfte Ohren. Ihm wurde schwindlig und er stoppte Schneewehe. Dann sank er
vornüber und verlor wie Tilgrem das Bewusstsein.

8. Nomaden

 
    Aran hörte brabbelnde Stimmen. Langsam öffnete er einen Spalt breit die
Augen und blickte unmittelbar in hell lodernde Flammen eines wärmenden Feuers.
Sein Oberkörper war nackt und nur mit einer dünnen Decke verhüllt. Sein rechter
Arm befand sich rechtwinklig neben seinem Körper und war bis unter die Achsel
von dicken Verbänden umhüllt. Bei dem Versuch, ihn anzuheben, stöhnte Aran laut
auf, und er erinnerte sich. Sie mussten gerettet worden sein.
    Umgehend verstummten die Stimmen aus dem Hintergrund und eilig traten
vier Füße vor ihn. Aran bemühte sich, in ein Gesicht zu schauen, sah aber nur
Dunkelheit. Er schaffte noch die Worte: "Tilgrem? Wo ist mein Freund? Ist
er auch hier?", schon fielen ihm die Augen wieder zu.
    Als Aran wieder zu Bewusstsein kam, stand die Sonne hoch am Himmel. Über
ihm befand sich ein mit Stöcken aufgestelltes Stoffdach, um Schatten zu
spenden. Neben ihm lag Tilgrem. Aran sank zurück: "Isuryon sei Dank".
    Zwei große Augen einer Frau, in einem ansonsten vollständig mit langen
Stoffbändern umwickelten Gesicht, lächelten Aran freundlich an. Sie hielt eine
Schüssel mit Wasser in den Händen und begann, Aran die Verbände abzunehmen.
    "Wer seid Ihr und was macht Ihr hier?"
    "Wir sind Nomaden. Ich, Kosani, mein Mann Teralf und seine
Schwester mit ihrem Mann und den zwei Kindern. Wir reisen durch die Länder und
sind mal hier, mal dort. Sesshaft sind wir eigentlich nirgendwo. Wenn es uns an
einem Ort gefällt, bleiben wir ein Weilchen. Dann ziehen wir weiter. Wir haben Euch
vor einigen Tagen, zusammengesunken auf Euren Pferden, abseits der Straße gefunden.
Deinen Freund hier hat es schlimm erwischt. Wenn er Glück hat, behält er sein
Augenlicht. Du bist nicht weniger arg verletzt, wie Du sicher spüren wirst.
Aber das wird wieder, wenn Du ein wenig Geduld hast."
    Aran fasste sich an seinen schmerzenden Kopf. "Was sagst Du da? Vor
einigen Tagen? So lange waren wir bewusstlos?"
    "Du sagst es! Und Dein Freund ist es noch! Wo immer Ihr auch
hinwollt, es muss warten! Was habt Ihr überhaupt in dieser Einöde gemacht? Hier
gibt es weit und breit gar nichts. Wenn wir Euch nicht gefunden hätten, sähe es
schlimm für Euch aus."
    Aran starrte Kosani an, die eine dicke cremige Masse auf seine Wunden
strich. Die Schmerzen an seinem Arm und unter der Achsel waren inzwischen
erträglich. Immer noch sah sein Fleisch aus, als hätte er den Arm zum Garen
über einen Spieß gehalten, aber scheinbar bildete sich bereits neue rosige Haut
unter den Verätzungen, der Beweis dafür, wie lange sie schon von diesen
freundlichen Menschen gepflegt

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