Aratani
und ausgeruht zum Frühstück in
der Gaststube. Sie wollten getrennt die verschiedenen Ziele aufsuchen. Tilgrem
wollte mit einigen der vielen Wirtsleute und den Besitzern von Badehäusern und
Caféhäusern reden.
Aran machte sich mit Inati auf den Weg zum Tempel von Isuryon. Es war
früh am Morgen und es herrschte eine anheimelnde Stimmung. Der Markt wurde erst
etwas später geöffnet und die meisten Menschen waren noch nicht für laute
Gespräche bereit. Einige Händler begannen leise ihre Waren zu sortieren.
Bedienstete der verschiedenen Etablissements fegten den Boden vor den Eingängen
und in den Innenhöfen. Jeder gab sich Mühe, seine Arbeit so geräuscharm wie
möglich zu verrichten. Auch vor dem Tempel, den sie in kurzer Zeit erreicht
hatten, fegten die Diener wieder den Boden. Kein einziges Staubkorn bedeckte
die spiegelglatte Fläche. Aran bat Inati draußen zu warten und ging an den
Statuen vorbei über den Vorplatz und die Stufen zum Eingang empor. Zwei
Tempelwachen standen links und rechts neben dem Portal:
"Willkommen im Tempel von Isuryon! Mögen Deine Gebete erhört
werden!", wurde er freundlich empfangen.
Aran begab sich in das Gebäude, dessen Inneres aus einer einzigen großen
runden Halle zu bestehen schien, in dessen Mitte ein großes Kohlebecken mit der
nie erlöschenden Flamme von Isuryon stand. Dahinter eine weitere Statue des
Phönixes, der diesmal seinen Kopf nach unten senkte, so dass der Betende auf
den Bänken davor sich direkt angeschaut fühlte. Die Flügel nun nicht weit
gespreizt, sondern sanft nach unten ausgebreitet, als wollten sie die Gläubigen
beschützen. Aran kniete vor dem Sinnbild seines Gottes nieder, senkte andächtig
das Haupt und versank in ein tiefes Gebet. Er hörte ein Geräusch und sah erst
jetzt, die in der Wand eingelassenen Türen, die in das Hintere des Tempels
führten. Ein älterer Priester in einer dunklen Mönchskutte trat auf ihn zu und
sprach ihn an:
"Du bist wohl nicht von hier, Reisender? Was führt Dich in unsere
Stadt? Sei willkommen im größten Tempel von Isuryon."
Mit gefalteten Händen verbeugte er sich leicht vor Aran und dieser
erwiderte den Gruß auf die gleiche Art.
"Vielen Dank für Euren freundlichen Empfang. Das ist eine lange
Geschichte", sagte Aran. "Ich bin auf der Suche nach meiner Schwester
und den Mördern meiner Eltern. Leider bin ich auf meiner Reise noch nicht auf
eine Spur gestoßen, aber ich hoffe, hier in Basab etwas herauszufinden."
"Ich habe viel Zeit und höre Dich gern an", sagte der
Priester.
Sie waren ganz allein im Tempel und Aran erzählte. Am Ende holte er das
von Tilgrem geschmiedete Emblem aus dem Wams und hielt es dem Priester hin. Der
schwieg eine lange Zeit. Immer wieder wendete er das Emblem hin und her. Aran
fand sich schon damit ab, auch hier nicht mit seinen Ermittlungen
weiterzukommen. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Auf einmal begann der
Priester zu sprechen und Aran erschreckte durch den Hall dessen Stimme nach der
vorangegangenen Stille:
"Ich habe das Emblem schon gesehen. Die Wachen von Basab haben
einem Gefangenen einen Dolch abgenommen, der genau so ein Emblem hatte. Ich war
zufällig Zeuge davon, wie zwei bereits gesuchte Diebe von den Stadtwachen
überwältigt wurden, als sie in der Nähe des Basars mit diesem Dolch Reisende um
ihren Geldbeutel erleichtern wollten. Diebstahl wird hier sehr hart bestraft,
aber bis jetzt hat der Sultan noch kein Urteil gesprochen. Die beiden müssten
immer noch im Kerker von Basab unterhalb der Zitadelle sitzen."
Aran spürte sein Herz bis zum Hals als er fragte:
"Wisst Ihr, von wem das Emblem stammen könnte? Den Dieben wird der
Dolch wohl kaum gehört haben."
"Es könnte sein, dass es sich um das Emblem der Königin des 'Vierten
Landes' handelt. Wie die Diebe allerdings in den Besitz des Dolches gekommen
sind, kann ich mir auch nicht erklären. Eigentlich kommt nur Raub oder Mord in
Frage. Die Diebe scheinen jedenfalls nicht vom 'Vierten Land' zu stammen. Die
Wesire des Sultans verwahren die Hinterlassenschaften der Verbrecher. Vielleicht
solltet Ihr sie ansprechen. Kann sein, dass der Dieb etwas über die Herkunft des
Dolches von sich gegeben hat."
"Könnt Ihr mir etwas über die Königin erzählen?", fragte Aran.
"Ich habe Königin Reginata einmal gesehen. Ihre Schönheit war
selbst für mich als Priester atemberaubend. Ich erinnere mich an einen kleinen
Makel in diesem vollkommenen Gesicht. Ein kleines Muttermal unterhalb des
Kinns. Es war nicht die
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