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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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Mannslängen. Auf dem Weg rief er: "Sei
vorsichtig! Lass lieber alles liegen, wir schaffen es auch so!"
    Tilgrem räumte so schnell er konnte das Zeltgestänge zusammen, sammelte
einige ihrer im Sand verstreuten Utensilien auf und rannte zu Aran hinüber, wo
er alles zu Boden warf und noch einmal loslief, um den Rest herüberzuschaffen.
    "Wir brauchen alles, es ist schon schlimm genug, auf die Hälfte
unseres Proviants verzichten zu müssen!", brüllte er auf seinem Weg.
"Halt Du die Kamele unter Kontrolle!"
    Aran beobachtete das Geschehen von weitem und konnte nur mit Mühe die
drei übrig gebliebenen Reittiere beruhigen. Wenigstens sie hatten keinen
körperlichen Schaden davongetragen.
    "Ahhh, verdammt!", brüllte Tilgrem als er mit einem
Wasserschlauch und zwei Seilen zu Aran zurückkam.
    "Hat mich doch tatsächlich so ein Mistvieh gebissen! Das brennt wie
Feuer!"
    Er zog mit den Zähnen den Korken aus dem mitgebrachten Wasserschlauch
und goss sich etwas von der kühlenden Flüssigkeit über seinen Unterarm; griff
zu seinem Dolch und schnitt ohne mit der Wimper zu zucken in das Fleisch. Dick
tropfte das Blut in den Sand. Schnell nahm Tilgrem die Bissstelle zwischen die
Lippen und begann zu saugen und zu spucken, zu saugen und zu spucken. Dies tat
er immer wieder, so lange, bis es nichts mehr auszusaugen gab. Der Blutstrom
war verebbt und ein Großteil des Sekretes entfernt.
    Aran kam sich wieder einmal ziemlich hilflos vor, und dankte Isuryon im
Stillen, ihm so einen wertvollen Freund an die Seite gestellt zu haben. Irgendwie
hätte er es auch allein geschafft, es schaffen müssen, dachte er. Aber bei dem
Gedanken an das Wurmmoor und jetzt an die Ameisen, war er sich nicht mehr ganz
so sicher.
    Rasch band er sich die Seile, mit denen er die drei, inzwischen
ruhigeren, Kamele hielt, um seine Schienbeine und wühlte in einem Reisesack
nach der Heilsalbe und einem Streifen der Leinenverbände, die sie eingepackt
hatten. Er befeuchtete den Verband und bestrich das zusammengeklappte Ende dick
mit der Paste.
    "Lass mal sehen?"
    Die Wunde hatte zwar aufgehört zu bluten, aber der Arm war innerhalb
weniger Momente auf das Doppelte angeschwollen.
    "Hoffentlich hast Du das meiste Gift erwischt. Bereits die kleinste
Menge davon bringt einen ausgewachsenen Mann zum Weinen, wie ein Kleinkind.
Normalerweise ist diese Sorte Ameisen eher in tropischen Gefilden beheimatet,
wo sie genug feuchte Nahrung findet. Es muss sich um eine Unterart handeln, die
sich wahrscheinlich hierher verirrt hat, und nun wahnsinnig vor Hunger über
alles herfällt, was ihnen vor die Greifer kommt."
    Er umwickelte Tilgrems Arm mit dem Verband und verknotete die Enden. Der
Ärmel seines Wamses ließ sich allerdings nicht mehr darüber ziehen.
    "Ich glaube, einzelne Bisse dieser Sorte Ameisen sind nicht tödlich
für den Menschen, und soviel ich weiß, gehen die schlimmen Schmerzen innerhalb
von ein bis zwei Tagen zurück, wenn die Wirkung des Nervengiftes nachlässt. Wir
sollten so schnell wir können aufbrechen und nur noch kurze Pausen einlegen.
Essen können wir auch im Sattel und mit dem Schlafen wechseln wir uns ab. Wir
könnten versuchen, uns gegen die Höcker zu lehnen."
    Tilgrem nickte benommen und sagte stöhnend:
    "Gut ich probiere das gleich mal aus. Lass uns aufladen und hier
abhauen! Woher weißt Du das eigentlich alles?"
    "Mein Vater hat mir eine Menge über die Natur beigebracht. Auch
über Tiere, die ich nur vom Hörensagen kenne."
    Aran schaute noch einmal zu dem angegriffenen Kamel hinüber. Erstaunt
riss er die Augen auf, als sich ihm das Bild eines bis auf wenige Stellen
völlig abgenagten Gerippes bot. Schnell packte er die verstreut umherliegenden
Dinge zusammen und verlud alles wieder in den Säcken, die an den Seiten der
Kamele befestigt waren. Sorgfältig schüttelte er jede Decke, jedes Stück der
Zeltplane aus und begutachtete die kärglichen Reste ihres Essens. Auf keinen
Fall wollte er das Risiko eingehen, eines dieser unappetitlichen Geschöpfe aus
Versehen mitzunehmen. Er half Tilgrem auf sein Kamel und überprüfte die Seile,
mit denen alle drei zusammengebunden waren.
    Froh, noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen zu sein, trabten sie
in ihre zweite Wüstennacht hinein. Es hatte Tilgrem zwar erwischt, aber sicher
würde es ihm in den nächsten Tagen wieder besser gehen. Schlimm hätte es auch werden
können, wenn alle Kamele und ihr gesamter Proviant befallen worden wären. Ein
Tod durch Ameisengift ging, wie sie

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