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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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gesättigt waren,
sagte Aran:
    "Das war ein königliches Mahl. Vielen Dank. Die meisten der Speisen
kenne ich nicht. Allesamt waren sie unbeschreiblich köstlich. Wie kommt Ihr
hier mitten im Sand an so saftiges Fleisch, vor allem an diese süßen Früchte?"
    Oradin konnte ein Schmunzeln nicht verbergen: "Es freut mich, dass
es Euch gemundet hat. Es handelt sich übrigens einmal um frittierte
Skorpionschwänze und gegrilltes Schlangenfilet in Kakteensaft, und zum anderen
um geröstete Wüstenmausbällchen. Wir müssen hier mit dem Vorlieb nehmen, was
die Natur uns bietet. Auch Fische fangen wir hin und wieder in unserem kleinen
See. Rund um diesen wachsen die erlesensten Früchte. Tja, es lebt sich hier wie
im Paradies, vielleicht überlegt Ihr es Euch ja noch und findet Gefallen an
solch einem Dasein."
    Das brachte Aran wieder auf sein hauptsächliches Anliegen:
    "Wir sind aus einem ganz bestimmten Grund hier. Wadi und Vladi
lassen Euch übrigens herzlich grüßen. Die beiden haben uns den Weg zu Euch
beschrieben und uns mit allem Notwenigen ausgestattet, um die Reise zu
überstehen."
    Tilgrem war auf seinem weichen Sessel zusammengesunken und mit vollem
Bauch fest eingeschlafen. Aran weckte ihn nicht. Das Ameisengift schien immer
noch nachzuwirken und Aran gönnte seinem Freund die wohlverdiente
Verschnaufpause. Bis die ersten kühlen Winde, welche die bevorstehende Nacht
ankündigten, sanft über sie hinwegstrichen, erzählte Aran, was sie zur ihrer
Reise in die Wüste bewogen hatte. Er berichtete die ganze lange Geschichte bis
zu dem Punkt, an dem sie von Wadi und Vladi über Uralab und Rincipea erfahren
hatten.
    "Wir hatten gehofft, meine Schwester zusammen mit ihrem Freund hier
anzutreffen, aber sicher wären sie bereits zu uns gestoßen, wenn sie bei Euch
leben würden."
    Aran stand der Schmerz der Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, während
er zum wiederholten Male nach dem Glas mit dem süßen Kakteenwein griff. Mit
großen traurigen Augen schaute er den Beduinen an, der die ganze Zeit über
geschwiegen hatte.
    Oradin seufzte schwer: "Das ist wahrlich eine schaurige Angelegenheit
mit Deiner Familie. Einen Teil der Geschichte kenne ich schon. Deine Schwester
hat in der Tat eine Zeitlang bei uns verbracht. Letztlich aber war sie nur auf
der Durchreise. Sie wollte zu Uralab, meinem jüngeren Bruder. Der war aber
inzwischen weitergezogen nach Meshabadh. Er meint, das Klima dort oben wäre
nicht ganz so heiß wie hier und würde ihm besser bekommen. Wissen die Götter,
wie die Kleine es bis zu uns geschafft hat. Halb verdurstet und verhungert und
bis aufs Letzte erschöpft kam sie eines Tages wie aus heiterem Himmel hier an.
Bevor sie auch nur ein Wort hervorbringen konnte, brach sie am Rande unserer
Siedlung zusammen. Nachdem sie im Schatten kurz zu sich kam, konnten wir sie mit
Wasser und ein paar Häppchen notdürftig versorgen. Für weiterreichende
Erklärungen fehlte ihr die Kraft. Sie schlief zwei Tage und zwei Nächte, ohne
sich zu rühren. Wir waren besorgt und wollten schon nach einem Heiler schicken.
Aber ihr junger, starker Körper erholte sich. Als sie die Augen aufschlug,
strahlte sie uns an und fiel sogleich über eine Mahlzeit her, die drei ausgewachsene Männer hätte platzen lassen. Mein Bruder,
Uralab, hatte uns bereits erzählt, dass er sich verliebt hat. Er wollte
Rincipea auf einer seiner nächsten Rückreisen von Basab im Reisehaus abholen
und mitbringen. Sie konnte es aber nicht abwarten, wie das mit der Liebe so
ist, und wollte ihn überraschen. Uralab hatte uns auch von dem Mord und der
Entführung erzählt. Rincipea berichtete damals noch einmal mit eigenen Worten, was
geschehen war, und dass sie in Wadi und Vladi liebevolle Freunde gefunden
hätte, die ihr halfen, die erste Zeit zu überstehen. Der Begleiter, den sie ihr
für die Reise durch die Wüste mitgegeben hatten und ihr Reittier waren ihr
schon lange abhandengekommen. Die Kamele hatten sich bei einem Wüstensturm auf
und davon gemacht. Der Begleiter wollte ursprünglich von hier aus weiterreisen,
hat aber wohl die Hitze unterwegs nicht vertragen. Auf einmal ist er umgefallen
und war nicht mehr zu retten. Rincipea blieb nichts anderes übrig, als ihn
notdürftig zu verscharren und den Weg zu Fuß allein fortzusetzen. Nur diesen einen
ausgetrockneten Wasserschlauch über der Schulter, hätte sie es keinen Schritt
weiter geschafft. Sie blieb noch einige Tage bei uns. Inzwischen hatten wir
einen Reiter nach Meshabadh geschickt.

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