Aratani
auskennt. Ihr müsst also auf Euer Glück und Euren
Verstand vertrauen. Rincipea müsste entweder in Hilhabadh oder Meshabadh zu
finden sein. Leider hat Uralab nie verlauten lassen, in welcher der Siedlungen
er sein Domizil aufgeschlagen hat."
Aran atmete hörbar aus. "Ich würde lieber heute als morgen
aufbrechen. Die Aussicht, endlich meine Schwester zu finden, ist überwältigend
und in jedem Fall alle Risiken der Wüste wert. Wir brauchen allerdings Kamele,
Decken und Proviant."
"Keine Sorge, wir decken Euch mit allem ein, was Ihr benötigt. Die
Pferde könnt Ihr so lange hier lassen, wie Ihr wollt. Normalerweise begrenzen
wir die Zeit für deren Pflege auf einige Monde, bevor die Tiere in unseren
Besitz übergehen. Schließlich übernehmen die Reisenden im Austausch dafür die
Kamele von uns. Bei Euch sieht das jedoch anders aus, es geht schließlich um
unsere Ziehtochter, von der wir nun schon so lange nichts gehört haben, und um
die wir uns nach Eurem Bericht nun noch mehr Sorgen machen. Wir können gleich
morgen alles für Eure kleine Karawane zusammenstellen. Auch müsst Ihr Euch mit
den Kamelen etwas anfreunden. Sie können manchmal ziemlich eigenwillig und
regelrecht bockig sein."
Nachdem sie das Vorgehen für den nächsten Tag verabredet hatten, erhoben
sich Wadi und Vladi, um nach ihren anderen Gästen zu sehen und Ordnung zu
schaffen.
Aran unterhielt sich bei einem letzten Krug noch eine Weile mit Tilgrem
über die neuesten Erkenntnisse. Er war aufgeregt wie ein Kind vor lauter
Vorfreude über das bevorstehende Wiedersehen.
"Nun mal langsam, Kleiner, erst einmal müssen wir sie finden und
vor allem den Weg dorthin heil überstehen. Man verläuft sich schneller, als man
denken kann und schwuppdiwupp liegt man ausgedörrt wie eine Mumie in den
Sanddünen. Nachts fressen einen die merkwürdigsten Tiere dann das letzte
bisschen Fleisch von den Rippen. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Auch
Überfälle in der Wüste sind nichts Seltenes."
Aran fiel es schwer, sich zu zügeln, jetzt wo er seinem Ziel so nah
schien, aber er sah natürlich ein, dass Tilgrem recht hatte, und sie besonnen
und gut vorbereitet diesen gefährlichen Weg gehen mussten. Gemeinsam verließen
sie die offene Terrasse, nachdem es mittlerweile empfindlich kalt geworden war,
und begaben sich in ihre Schlafgemächer, um den nächsten Tag frisch und
ausgeruht zu beginnen.
Als Aran aus einem tiefen, seit langer Zeit einmal traumlosen, Schlaf
erwachte, schien die Sonne bereits durch die zugezogenen hellen Vorhänge. Kraftvoll
und mit neuem Mut sprang er aus dem Bett und ging, nachdem er sich flüchtig
gewaschen hatte, nach unten zum Frühstück. Tilgrem war nirgends zu sehen. So
begab sich Aran nach draußen, um sich etwas umzusehen. Eine flirrende Ruhe
strahlte über das Land. Rings um das Reisehaus nur Sand und ab und an das
Geräusch einiger Insekten. Bereits jetzt war die Hitze kaum auszuhalten und die
trockene Luft brannte beim Einatmen in Nase und Hals. Kaum hatte er sich
umgewandt, um sich auf den bequemen gepolsterten Bänken auf der Terrasse
niederzulassen, kam ihm Tilgrem entgegen. Er streckte sich und sagte:
"Na, Kleiner, hast Du auch so gut geschlafen, wie ich? Hier hat man
fast das Gefühl, die Zeit wäre stehengeblieben." Er ließ seinen Blick
ebenfalls kreisen und sog wie Aran zuvor die heiße Luft in seine dicke Nase.
"Wir sollten uns auf jeden Fall ein Tuch um das Gesicht binden oder auch
so eine Art Turban um den Kopf wickeln, wie die Beduinen ihn um haben, so
einen, wo man nur noch kleine Schlitze für die Augen hat. Sicher kann uns Wadi
damit aushelfen."
Sie wandten sich den Tischen zu. Vladi war gerade damit fertig geworden,
ihnen das Frühstück zu servieren und mit gutem Appetit schlugen die beiden
wieder einmal zu. Wer weiß, wann ihnen das nächste Mal so ein reichhaltiges
Mahl serviert würde. Nur noch heute Abend. In der Nacht wollten sie aufbrechen
und den größten Teil der Strecke am Tage ruhen. Auf diese Art würden die
meisten der Wüstenreisenden unterwegs sein, hatte ihnen Wadi erzählt. Das würde
Kraft und Wasser sparen. Außerdem wären die meisten der gefährlichsten Tiere in
der prallen Sonne unterwegs. Aber auch in der Nacht mussten sie mit Begegnungen
dieser Art rechnen. Die nachtaktiven Tiere konnten einem ebenso gefährlich
werden. Wadi hatte sie über die verschiedensten Tiere, vor denen sie sich
besonders in Acht nehmen sollten, aufgeklärt und ihnen auch sonst noch einige
wertvolle Tipps
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