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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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gesehen hatten, wesentlich schneller
vonstatten, als der durch langsames Verdursten in dieser sengenden Einöde, aber
wäre Aran trotzdem lieber. Sie ritten die ganze Nach hindurch ohne weitere
Vorkommnisse. Tilgrem war in seinem Kamelsitz zusammengesunken und hielt den
vor ihm aufragenden Höcker mit seinem unverletzten Arm eng umschlungen. Eine
Wange an das weiche Fell geschmiegt, was aufgrund seiner Kleinwüchsigkeit kein
großes Verrenken notwendig machte, schnarchte er leise vor sich hin. Das
einzige Geräusch neben den Schritten der Reittiere im Sand. Aran ritt voran und
beobachtete aufmerksam die Umgebung. Er richtete seinen Blick immer wieder zu
den Seiten und auch nach hinten, um sich zu vergewissern, dass ihnen keine neue
Überraschung drohte. Nach Tilgrem brauchte er nicht zu schauen. Das
gleichbleibende schnurzelnde Geräusch, sorgte bei Aran zum ersten Mal für
Beruhigung. Solange er Tilgrem friedlich schlafen hörte, brauchte er sich keine
Sorgen um ihn zu machen. Erst, als die Sonne bereits hoch am Himmel stand und
Aran der Schweiß in Strömen den Rücken hinablief, hielt er an. Tilgrem zugewandt,
der inzwischen aufgewacht war, fragte er:
    "Wie geht es Deinem Arm? Hast Du noch starke Schmerzen?"
    Tilgrem grinste zu ihm herüber: "Ist schon viel besser! Ich habe
wunderbar geschlafen. Es war fast so gemütlich, wie an Riwanas Brüsten. Mir ist
gar, als hätte sie mich hin und her gewogen, wie ein Baby."
    Aran war froh, dass Tilgrem seinen spaßigen Humor wiedergefunden hatte.
Obwohl er sich nach dessen Worten nicht sicher war, ob das Gift nicht seinen
Teil dazu beigetragen hatte. So ganz klar schien sein Freund jedenfalls noch
nicht bei der Sache zu sein. Der übriggebliebene Proviant war zwar auf ein
kleines Häufchen zusammengeschrumpft, aber für ein ordentliches Frühstück würde
es noch reichen. Sanft gab Aran seinem Tier Anweisungen, wie er es von Wadi
gelernt hatte, und kam neben Tilgrem zum Stehen. Am Seil zog er das hinter
Tilgrem angebundene Kamel zu sich heran und griff ohne abzusteigen in den
Proviantbeutel. Beide hatten sich zusätzlich zu dem Turban und dem Tuch vor dem
Gesicht eine dünne Decke über die Köpfe gezogen, um sich vor der Sonne zu
schützen. Aber die Hitze machte ihnen wahrlich zu schaffen. Nachdem sie ihren
Durst und Hunger gestillt hatten fragte Aran:
    "Bist Du erholt genug, um vorn zu reiten? Dann könnte ich mich
jetzt auch ein wenig ankuscheln."
    Dabei fiel es ihm schwer, ein belustigtes Grinsen zu unterdrücken.
Sosehr er sich auch bemühte, immer wieder entglitten ihm seine Gesichtszüge bis
seine Mundwinkel fast die Ohren erreichten.
    Tilgrem zog in der ihm eigenen Art die buschigen Brauen zusammen und
gleichzeitig nach oben und sah Aran mit so ernstem Blick an, dass dem sein Grinsen im Gesicht gefror. Plötzlich brach Tilgrem
in schallendes Gelächter aus.
    "Ja, ja, diese Weiber, bringen einen doch wirklich um den
Verstand!"
    Beide lachten laut und ohne Hemmungen bis sie sich ihren Bauch halten
mussten. Aran wischte sich die Lachtränen aus den Augen. Die Erleichterung über
Tilgrems wundersame Genesung hatte ihnen ein beschwingtes und hoffnungsvolles
Gefühl vermittelt, und ließ sie frohen Mutes ihren Weg fortsetzen. Aran musste
noch immer, oder besser schon wieder, grinsen, als er es sich an dem vor ihm
befindlichen Höcker bequem machte. Die Anspannung der letzten Nacht und der
Erlebnisse mit dem Überfall der Ameisen fiel nun endgültig von ihm ab. Er
verließ sich ganz auf die Führung durch Tilgrem, als er gekrümmt auf sein
weiches Kissen sank, über sich die dünne Decke.
    Aran erschrak, als Tilgrem aus vollem Halse schrie:
    "Kleiner! Aufwachen! Ich seh ´ da `was!
Ist das eine Fata Morgana oder haben wir unser Ziel erreicht?"
    Aran riss sich die Decke vom Kopf und die Augen auf. Vor ihnen,
vielleicht noch eine Kerzenlänge entfernt, sah er Büsche und tropische Bäume in
saftigstem Grün. Bereits jetzt säumten ihren Weg einige ihm unbekannte
Pflanzen. Er wunderte sich über das Gedeihen der großen bunten Blüten an den Gewächsen
in diesem trockenen Sand. Es schien ihm, als würde er den Barabesi aus der
Heimat riechen, als ein angenehmer Windzug sein Gesicht streifte und durch sein
Haar flog. Er trieb seinem Kamel die Hacken in die Seiten und versuchte, es
durch laute Zurufe und hektische Bewegungen auf dem Kamelsattel, dazu zu
bewegen, in einen Galopp zu wechseln. Aber auch sein Tier war erschöpft und gab
merkwürdige Laute zur Antwort. Aran wusste

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