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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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nicht, ob man hier von Brüllen,
Knurren, Bellen oder Quietschen. sprechen konnte. In seinen Ohren hörten sich
sämtliche Töne dieser Tiere an, als wären sie Halbwüchsige inmitten des
Stimmbruchs.
    Widerwillig und bockig behielt sein Kamel den gleichbleibenden Tritt
noch eine Weile bei. Irgendwann muss es dann das Wasser gerochen haben, denn
ohne weiteres gutes Zureden verfiel es, genauso wie Tilgrems Tier, zusehends in
ein schnelleres Tempo. Mittlerweile mussten sich beide Männer kräftig
festhalten, um nicht aus ihren Sätteln geschüttelt zu werden. Tilgrem hatte
dabei mit seinem einen Arm so seine Schwierigkeiten. Obwohl die Wirkung des
Giftes auf seinen verwirrten Geisteszustand nachgelassen hatte, schmerzte ihn
die Bissstelle noch immer. Sie näherten sich der Oase. Den Göttern sei Dank war
es keine Fata Morgana. Den, ihnen von weitem zuwinkenden, Beduinen bot sich ein
witziges Bild, als die beiden langen und kurzen Gestalten, in ihren Sätteln hin
und her wankend und heftig mit dem Armen wedelnd, um das Gleichgewicht nicht zu
verlieren, auf sie zustürmten.
    Mehrere Beduinen, ebenso umwickelt wie Aran und Tilgrem, kamen ihnen
entgegen. Kinder riefen etwas in einer ihnen unbekannten Sprache. Arans Herz
klopfte wild, als er seinen Blick schweifen ließ. Rincipea war nirgends zu
entdecken. Die Menschen empfingen sie sehr freundlich und halfen ihnen beim
Absteigen. Ein Junge kümmerte sich um ihre Tiere und führte sie, nachdem man
ihnen das Gepäck abgenommen hatte, zum Wasser. Ein größerer kristallklarer See,
mitten in all diesem Sand, umrandet von Palmen und Büschen, Gräsern und hohen Blumen
in grellen Farben. Aran wähnte sich in Isuryons Reich, als er unter einen
großen Baldachin geführt und ihm ein köstliches gekühltes Getränk in die Hand
gedrückt wurde. Ein älterer Mann saß ihnen gegenüber. Den grauen Bart
sorgfältig gestutzt, blickten seine Augen, die wie der Eingang zur Nacht
schienen, Aran und Tilgrem freundlich an. Durch den Spalt des Tuches, welches
der Beduine vor Mund und Nase gebunden hatte, sah Aran braungebrannte, ledrige
und wettergegerbte Haut.
    "Das war wohl gerade zur rechten Zeit, was? Herzlich Willkommen in Hilhabadh,
der ersten Oase von Arabat. Es gibt nur noch eine weitere, namens Meshabadh,
noch weiter nordöstlich, sonst gibt es hier weit und breit nichts als Sand.
Aber das habt Ihr ja selbst mitbekommen. Ihr seht aus, als hättet Ihr ein gutes
Essen und ein weiches Lager nötig. Seid unsere Gäste und lasst es Euch
schmecken. Währenddessen könnt Ihr mir erzählen, was Euch zu uns verschlagen
hat. Warum seid Ihr in der prallen Nachmittagssonne unterwegs? Ach, und ja, ich
bin Oradin. Ich lebe nun schon mein halbes Leben hier an diesem idyllischen
Platz. Zusammen mit meinem Weib Oganda, unserer Heerschaar von mittlerweile
sieben Kindern und fast doppelt so vielen Enkeln, dazu einigen Gefolgsleuten
und Freunden, sind wir zur Zeit genau zweiundfünfzig Bewohner. Das heißt, jetzt
vierundfünfzig. Immer mal wieder gesellen sich weitere Menschen dazu, welche
die Einzigartigkeit und auch Einsamkeit dieses Ortes nicht mehr loslässt, und
die das freie Leben hier genießen wollen. Andere wiederum sind nur auf der
Durchreise. Jeder, unserer Mitbewohner hat eine feste Aufgabe in der
Gemeinschaft, so dass für alle genügend Zeit für Muße zur Verfügung steht. Ohne
Regeln geht es trotzdem auch hier nicht. Aber bitte, greift erst einmal
zu!"
    Aran lächelte zurück und ergriff das Wort:
    "Wir danken sehr für Eure Gastfreundschaft. Allerdings wollen wir
uns hier eher nicht für längere Zeit niederlassen. Schon gar nicht nach unserem
schrecklichen Erlebnis mit diesen giftigen Biestern. Eines unserer Kamele wurde
von ihnen innerhalb kurzer Zeit zerlegt. Als wir uns am Tage unter unserer
Plane vor der Sonne geschützt aufhielten, fielen in Scharen giftige Ameisen
über unseren Proviant, her, der sich noch in den Taschen, seitlich des Kamels
befand."
    Aran reichte Oradin die Hand und stellte sich und Tilgrem vor. Er wollte
nicht unhöflich sein und sofort mit der Tür ins Haus fallen. Da ihm bereits das
Wasser im Mund zusammen lief, tat er es Tilgrem nach und griff beherzt nach den
orientalischen Früchten und gebratenen Leckerbissen vor sich. Eine große
Schüssel mit knusprigen kleinen Teilen und eine übervolle Platte mit gegrilltem
Fleisch waren wohl die Hauptspeisen. Zum Nachtisch wurden starker Kaffee und
süßes klebriges Gebäck gereicht. Als Aran und Tilgrem angenehm

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