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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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Als dann Uralab kam, um sie abzuholen,
war Rincipea nicht mehr zu halten. Wir hatten ihr nichts davon erzählt. Meinen
Bruder habe ich nie zuvor glücklicher blicken sehen, als die beiden sich um den
Hals fielen. Sie müssen sich wirklich sehr lieben. Bereits am nächsten Tag brachen
sie auf nach Meshabadh. Seitdem habe ich weder von Uralab, noch von Rincipea
etwas gehört."
    Aran atmete hörbar tief ein und ebenso laut und erlöst wieder aus.
Oradin sah ihm die Erleichterung an, die nun von seinen Schultern fiel. Aran
wischte sich mit dem Ärmel seines Wamses über die Augen. Tränen der Erleichterung
hatten sich ihren Weg gebahnt, ohne dass es ihm möglich war, diese zu
verdrängen. Rincipea lebte! Und es ging ihr gut. Sie hatte außerdem einen
Freund gefunden, einen Beschützer. Aran konnte nicht in Worten ausdrücken, wie
dankbar er dieser glücklichen Fügung war. Er presste heraus:
    "Danke. Vielen Dank für alles! Ich bin so froh. Jetzt wird alles
gut! Wir werden noch ein oder zwei Tage hierbleiben, wenn es Euch recht ist,
und dann nach Meshabadh aufbrechen. Ich kann es kaum erwarten, meine Schwester
zu umarmen."
    "Betrachtet Euch als unsere Gäste und bleibt solange Ihr
möchtet."
    Mit diesen Worten erhoben sich die Männer. Aran tippte Tilgrem mehrmals
an, um ihn zu wecken. Oradin bat sie, ihnen zu folgen und führte sie zu einem
zweigeteilten Zelt, etwas abseits des Sees. Die orientalische Einrichtung ließ
Aran an die des Palastes eines Sultans denken. Geschnitzte, polierte Möbel, die
kein einziges Staubkorn aufwiesen, und eine kleine brennende Öllampe ließen
eine anheimelnde Gemütlichkeit in ihm aufkommen. Erst jetzt bemerkte Aran seine
Müdigkeit. Über dem großen Bett war ein Baldachin zum Schutz der Mücken
angebracht. Aran brachte es gerade noch fertig sich bei seinem Gastgeber zu
bedanken. Er wünschte Oradin und Tilgrem eine gute Nacht und ging schnurstracks
auf sein Bett zu.
    Während der nächsten beiden Tage sahen sich Aran und Tilgrem etwas näher
bei den Beduinen um, sprachen mit den Leuten, neckten hier und da einmal eines
der Kinder und waren ausgelassen und fröhlich, wie schon lange nicht mehr. Mehr
als einmal schwamm Aran in dem klaren Wasser des Sees und aalte sich in der
angenehmen Frische. Tilgrem war auch mitgekommen, blieb allerding in Ufernähe,
wo er noch den Boden unter den Füßen spüren konnte.
    Nach zwei Tagen, sie hatten ihre Wasserschläuche neu befüllt und ihre
mit Proviant beladenen drei Kamele in Empfang genommen, brachen sie auf nach Meshabadh.
Der Abschied fiel herzlich aus und beide dankten ihren Gastgebern mit vielen
Umarmungen. Sie schüttelten unendlich viele Hände, von Leuten, deren Namen sie
sich nicht merken konnten. Aran war es, als würde er seine neue Familie
verabschieden. Innerhalb der kurzen Zeit waren ihm etliche der Beduinen und
ihrer Kinder ans Herz gewachsen. Ihrer offenen und freundlichen Art konnte er
nicht widerstehen. Oradin hatte ihnen für ihren Weg gleich zwei Leute aus
seinen Reihen mitgegeben, die mit der Wüstenlandschaft schon ihr Leben lang
vertraut waren. Aran war mehr als beruhigt darüber. Eine heftige aber angenehme
Unruhe hatte von ihm Besitz ergriffen, als sie einem ihrer Führer folgten, der
bereits die kleine Beduinensiedlung verlassen und die Richtung vorgegeben hatte.
Der zweite Begleiter bildete den Schluss, so dass sie dieses Mal ganz unbesorgt
ihre zweitägige Reise genießen konnten.

16. Rincipea

 
    Sie ritten zwei Nächte lang und machten einen Tag Rast, ohne dass ihnen
auch nur das Geringste passiert wäre. Es hatte den Anschein, als würden die
Tiere der Wüste vor den Beduinen reiß aus nehmen, ja würden sie geradezu
fürchten. Es gab weder einen Sandsturm noch irgendein anderes Naturereignis,
was ihnen hätte zum Verhängnis werden können. Sie hatten vorher besprochen,
dass jeder von ihnen seine Achtsamkeit in eine andere Richtung lenkt, so waren
sie rundum abgesichert.
    Als am zweiten Tag die morgendliche Sonne ihre ersten Strahlen
ausschickte, streckte einer der Führer den Arm aus und wies in die Ferne. Aran kniff
die Augen zusammen. Am Horizont waren vereinzelte Palmenkronen zu erkennen. Da
sich die Oase in einer Art Wüstental befand, hätte Aran sie übersehen, wenn der
Mann ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Sein Herz begann zu klopfen und
er trieb sein Reittier an, noch schneller zu laufen. Es dauerte nicht lange und
er konnte die Umrisse von Menschen erkennen. Einige davon schienen auf

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