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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Schulze
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Ausdauer gefordert. Gleich zwei Fehlstarts hätten gezeigt, dass sie da ein Problem haben könnte.
Auch für Anne stellen sich nach der Aufnahme eines neuen Studiengangs viele Fragen. Worauf muss sie jetzt besonders achten? Wie macht sie am besten weiter? Welche Geschichten könnte das Leben für sie schreiben? Und was wäre eine gute Geschichte?
    Was wann das Beste ist, lässt sich nicht sofort beantworten. Dazu sind die Probleme meist zu vielschichtig. Oft weiß man noch nicht einmal, was einen eigentlich genau stört. Man verwechselt Sachfragen mit Emotionen, man argumentiert nicht, sondern meckert nur herum, es geht nur vordergründig um dieses, in Wirklichkeit aber um jenes. Um in dieses Chaos mehr Ordnung zu bringen, schließt sich der folgende Abschnitt mit einer weiteren Übung an.
    |62| Verstand und Gefühl
    Gegen Ende des 20.   Jahrhunderts war es Mode, Entscheidungen »ganz aus dem Bauch heraus« zu treffen oder mindestens so zu tun, als könnte man das. Gefühl war gefragt und das Denken stand unter Generalverdacht. Es halte uns davon ab, wir selbst zu sein, so hieß es damals. Heute weiß man: Diese Anschauung ist falsch. Es wurde in mehreren Experimenten nachgewiesen, dass Menschen weder eine rein verstandesmäßige Entscheidung treffen noch ausschließlich emotional reagieren können. Der Verstand ist immer beteiligt, sogar dann, wenn eine Tat den Anschein erweckt, als habe man »den Verstand verloren«.
    Den Verstand gegenüber dem Gefühl abzuwerten war ein Versuch, die Welt und das Leben einfacher zu machen, als sie sind. Doch der Verstand gehört genauso dazu wie das Gefühl, und wenn wir kluge Entscheidungen treffen wollen, müssen wir beides ernst nehmen und uns auf die oft widersprüchlichen Botschaften einen Reim machen.
    Verstand und Gefühl sind immer aktiv, ob wir wollen oder nicht. Bei einem Berufswunsch zum Beispiel kann zuerst das Gefühl eine wichtige Rolle spielen. Wir begeistern uns für etwas, schlagen alle Warnungen in den Wind und versuchen es. Dann treten die ersten Schwierigkeiten auf und der Verstand meldet sich: »Das hast du jetzt davon«, sagt er, »nun sieh auch zu, wie du klarkommst«, während das Gefühl signalisiert: »Nichts wie weg, alles ist besser als das.« Jede dieser Einflüsterungen hat ihren Sinn, aber erst mal wissen wir nicht, welchen: Geht es darum, etwas auszuhalten und mehr Biss zu zeigen, oder geht es darum, so schnell wie möglich das Weite zu suchen, weil wir in die falsche Richtung marschiert sind? Wie wir einer Antwort näher kommen, zeigt das folgende Schema.

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    |65| Langfristig, kurzfristig
    Weitere Aspekte bei der Frage »Durchhalten oder Abspringen?« sind das kurzfristige und das langfristige Handeln.
    Kurzfristiges Handeln zielt auf das Hier und Jetzt ab, es reagiert auf die aktuelle Situation: auf Lust oder Unlust, auf Versagen oder Erfolg, auf Ärger oder schöne Erlebnisse. Es ist stark gefühlsbetont. Die Ratio ist nicht komplett ausgeschaltet, aber sie tritt in den Hintergrund.
    Langfristiges Handeln behält Ziele im Auge, die noch weit in der Zukunft liegen. Es ist nüchtern und berechnend, es setzt Pläne und Strategien um und verteidigt sie gegen Hindernisse. Es ist vor allem rational, Gefühle spielen kaum eine Rolle.
    Beide Arten zu handeln haben ihre Berechtigung: Kurzfristiges Handeln kann einen unerträglich gewordenen Zustand beenden, ohne sich groß um die Folgen zu kümmern. Es kann Chancen ergreifen, Risiken eingehen, dem Lebensplan eine unerwartete, aber richtige Wendung geben. Langfristiges Handeln kann einen unerträglichen Zustand gegen alle Widerstände aufrechterhalten und so geradewegs in die Katastrophe führen. Aber das Gegenteil passiert genauso oft: Kurzfristiges Handeln bringt einen dazu, auf jede Laune zu achten, nie etwas durchzuhalten, bei der geringsten Schwierigkeit aufzugeben, während langfristiges Handeln einen darin bestärkt, hartnäckig zu sein und seinen Zielen treu zu bleiben. Man braucht beide Arten des Handelns und es geht in diesem Abschnitt darum, sich mit ihnen vertraut zu machen.
    Die folgenden Beispiele zeigen Menschen, die eine folgenschwere Entscheidung treffen müssen. Es gibt mehrere Handlungsmöglichkeiten. Bei Tina sind diese Möglichkeiten skizziert, bei Heiner und Anna noch nicht.
    |66| Tina studiert Biologie. Das Studium macht ihr Spaß und später möchte sie Forscherin werden. Ihr Freund will aber nach Argentinien auswandern und Pferde züchten. Er möchte, dass sie ihr Studium

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