Arbeit - Leben - Glueck
allem ältere Qualifizierte unausweichlich in die Arbeitslosigkeit.
Qualifikation ist gut, aber die Gefahr der Überqualifikation wird mit steigendem Alter größer. Gilt diese Überlegung für alle Berufsgruppen? Zum Beispiel für Pfarrer, Professoren oder Politiker? Nein. In diesen und noch einigen anderen Berufen ist das Alter kein Handicap. Beamte, Angestellte des öffentlichen Dienstes oder die Mitarbeiter großer Institutionen sind gut abgesichert und im Alter kaum beruflichen Risiken ausgesetzt.
Trotz aller Probleme gilt es heute als selbstverständlich, Qualifikationen zu erwerben und weiter auszubauen: im Rahmen einer Ausbildung, während eines Studiums, aber auch danach. Doch was passiert, wenn sich zeigt, dass die Entscheidung für ein Studium oder einen Beruf ein Fehler war? In dieser Situation weiß man oft nicht so recht, wie es nun weitergehen soll. Doch auch das ist eine wichtige Erfahrung. Wie man sie sich zunutze macht, zeigt das nun folgende Kapitel »Fehlermeldung I«.
|53| Fehlermeldung I
In diesem Kapitel geht es um Startfehler. Das sind Fehler im überschaubaren Bereich des eigenen Lebens, die man alleine gemacht hat und alleine ausbaden muss: Man hat eine Ausbildung oder ein Studium angefangen, aber nichts ist so, wie es sein sollte. Die Sache erweist sich als problematisch, könnte gar ein Fehlgriff sein. Also neuer Versuch. Oder etwa nicht?
Bei der Analyse eines Startfehlers liegen Verstand und Gefühl oft im Streit. Wann ist ein Fehlstart ein Fehlstart? Wie unterscheiden sich normale Anfangsschwierigkeiten von einem aussichtslosen Kampf? Warum hält man etwas durch? Wann ist es besser, sich nach etwas anderem umzuschauen? Verstand und Gefühl geben oft unterschiedliche Antworten, aber man muss sie trotzdem unter einen Hut bekommen.
Fehlstart
Viele Studenten eines Jahrgangs geben vorzeitig auf und machen in dem Fach, in dem sie sich zuerst eingeschrieben hatten, keinen Abschluss. Die Tabelle auf Seite 54 zeigt, welche Fächer am meisten betroffen sind. Sie zeigt außerdem, wie viel Prozent der Studenten der Universität ganz den Rücken kehrten und wie viele das Fach wechselten. Berechnungsgrundlage waren die Absolventen des Jahres 1999.
Nur Abbruchquoten über 20 Prozent, nur deutsche Studierende, Absolventenjahrgang 1999, alle Angaben in Prozent
Quelle: HI S-Studienabbrecheruntersuchung 2002
|55| Nicht alle, die nur das Fach wechseln, haben mit der Wahl ihres Erststudiums auch gleich einen Fehler gemacht. Es gibt gute Gründe dafür, sich nach dem Abitur zunächst irgendwo einzuschreiben: um den Unibetrieb besser kennen zu lernen; um den Studiengang oder die Fächerkombination zu entdecken, die einen wirklich weiterbringt; um auf einen Studienplatz zu warten, dessen Zugang durch den Numerus clausus geregelt ist; um den Professor zu finden, bei dem man später Examen machen will.
Abgesehen davon fangen viele nach dem Examen ein Zweitstudium an und gehören damit ebenfalls in die Gruppe der Studienfachwechsler. Sie wollen noch eine Weile in der vertrauten Umgebung sein, das gewohnte Studentenleben weiterführen oder scheuen den Eintritt ins Berufsleben. Außerdem bleiben Vorteile aller Art erhalten: günstige Krankenversicherung, billige Flugtickets, kaum Steuern und Abgaben, das Verschieben der Bafög-Rückzahlung.
Ein anderer Grund, nach dem Examen weiterzustudieren, sind die Aufbaustudiengänge, die mittlerweile angeboten werden. Sie sollen berufsbezogene Kenntnisse vermitteln und einen besseren Start in die Arbeitswelt ermöglichen.
Warum ein Studium aufgegeben oder das Fach gewechselt wird, geht aus der Statistik nicht hervor. Man kann also nur spekulieren: Neben den gerade genannten Gründen kann es etwas mit den äußeren Umständen zu tun haben, etwas mit einem selbst und/oder mit beidem. Mangelnde Qualität der Lehre, zu wenig individuelle Betreuung, Massenandrang und somit schlechte Lernbedingungen, fehlende Orientierung, zu wenig Ausdauer oder mangelnde persönliche Eignung können Gründe dafür sein, das Fach zu wechseln oder die Universität ganz zu verlassen.
Doch was trifft auf einen selbst zu, wenn man mit seiner Situation unzufrieden ist und mit dem Gedanken |56| spielt, etwas Neues anzufangen? Für die Frage, ob man weitermachen soll oder nicht, ist es zunächst wichtig, die äußeren Faktoren von den inneren unterscheiden zu können:
Sind die Anforderungen zu hoch oder nur die Hörsäle zu voll?
Liegt es an der Vorlesung, dass ich nichts
Weitere Kostenlose Bücher