Arbeit - Leben - Glueck
durchsuchen. Da sie nur noch wenig Zeit hat, nimmt sie die Plastiktüte mit in ihr Büro. Dem Chef gibt sie das Material in die Hand, das sie schon zusammengestellt hatte. Niemand außer ihr kann wissen, dass das noch längst nicht alles ist. Um den Rest wird sie sich später kümmern. Wer weiß, ob ihr das noch mal nützlich sein wird.
Die Frage, zu diesen vier Beispielen, lautet: Mal angenommen, ich wäre Personalchef einer Firma. Wen würde ich lieber einstellen: Elsie, Tina, Nomax oder Harry? Was spricht gegen die anderen?
Kommunikation
Die Arbeitswelt wird trotz aller Regeln immer demokratischer. Nicht im Sinn von mehr Mitbestimmung, wohl aber im Sinn von mehr Mitsprache. Aus diesem Grund gibt es |185| immer mehr Vermittlungsaufgaben, also Diskussionen, Lagebesprechungen, Brainstormings, Briefings, Konferenzen, Vorträge. All das ist mit Sprache verbunden und deshalb muss heute eigentlich jeder etwas von Kommunikation verstehen. Aber was gibt es da schon groß zu verstehen, wenn man die Vokabeln und die Grammatik einigermaßen beherrscht?
Wer sich mit dem Thema Kommunikation beschäftigt, der stößt recht bald auf einige Modelle, die ihm erklären sollen, wie Kommunikation überhaupt funktioniert. In diesen Modellen gibt es oft auf der einen Seite einen »Sender«, der etwas mitteilen möchte, und auf der anderen Seite einen »Empfänger«, der die Mitteilung verstehen soll. Es ist jedoch umstritten, wie dieser Prozess genau abläuft und ob er überhaupt stattfindet.
Einige Experten gehen davon aus, dass Kommunikation eine Illusion ist, ja sogar eine Irritation, wie der Philosoph Niklas Luhmann es in seiner
Systemtheorie
formuliert hat. Wir alle seien wie Inseln im Meer, heißt es dort sinngemäß, und eine Verbindung existiere nicht. Wenn uns ein Sprachgeräusch erreiche, dann störe es uns höchstens, aber mehr auch nicht. Kommunikation laufe ab, ohne dass wir etwas zu ihrem Gelingen beitragen könnten, und ein Verstehen gäbe es nicht. Für dieses Modell spricht etwa der vergebliche Versuch, seinem Gegenüber eine Farbe so zu beschreiben, dass er sie genauso sieht wie man selbst. Es erklärt, warum wir ästhetische Vorstellungen und sinnliche Reize nicht teilen können. Was schön ist und was nicht, lässt sich kaum verallgemeinern, und wenn es doch jemand tut, fühlt man sich immer unwohl damit. »Über Geschmack kann man nur streiten« – so bringt es der Volksmund auf den Punkt.
Die Grenzen der Kommunikation werden auch dann erreicht, wenn es um die politische Einstellung, moralische Standpunkte oder Sinnfragen geht. Da sieht die Welt für |186| jeden anders aus, und gerade in der Politik kann man so viel diskutieren, wie man will, oft ist gegenseitiges Verständnis nicht möglich.
Eine Abwandlung der Insel-Idee besagt, dass man sich durchaus versteht, aber oft ganz falsch. Eine Botschaft kommt an, aber sie verändert sich quasi beim Transport. Sie wird missverständlich formuliert und/oder nicht richtig gedeutet. Wir verstehen einander nur mit Mühe, aber wir versuchen es trotzdem. Manchmal scheint das auch gar nicht so schwer. »Ich habe Durst.« Diesen Satz versteht doch wohl jeder einigermaßen. Eine mögliche Antwort darauf wäre: »Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?« Man könnte es aber auch abkürzen und dem Sprecher einfach ein Glas Wasser reichen, je nach Kontext auch ein Glas Bier oder eine Cola mit Eis. In einem Western kann der Satz als Aufforderung verstanden werden, einen Whiskey über den Tresen zu schnicken, obwohl dieser den Durst gar nicht löscht. Trotz aller Variationen scheint es beim Verstehen des Satzes »Ich habe Durst« wenig Probleme zu geben.
Alle bisher geäußerten Vorstellungen sind Modelle, die Kommunikation erklären sollen. Sie passen manchmal, dann passen sie auch wieder nicht. Über die Kommunikation könnte man anhand dieser Modelle sagen: Es gibt Bereiche, in denen wir einander einfach nicht verstehen (Insel-Modell), und es gibt Bereiche, in denen wir es ganz gut hinbekommen (Sender-Empfänger-Modell). Trotz aller Missverständnisse gelingt es immer wieder, erfolgreich zu kommunizieren, oft sogar ganz gezielt. Ein geschickter Redner schafft es, dass seine Zuhörer genau das verstehen, was sie verstehen sollen. Er kann sie manipulieren und sie dazu bringen, alles zu tun, was er sagt. »Wollt ihr den totalen Krieg?«, fragte Joseph Goebbels 1943 im Berliner Sportpalast. Die Antwort ist bekannt. Wie kann man da noch behaupten, dass Botschaften
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