Arbeit - Leben - Glueck
Problem haben, liegt es am Führungsstil des Vorgesetzten – das ist eine einfache Lesart. Sie kann stimmen, muss aber nicht. Jeder kann Täter sein, unabhängig von seiner Position.
Trotz einiger blinder Flecken ist die Mediation eine zukunftsweisende Idee. Es ist für alle Beteiligten gut, zu wissen, dass sie mit einem Konflikt nicht allein fertig werden müssen, sondern professionelle Hilfe möglich ist.
|177| Mobbing
Wenn es um Konflikte am Arbeitsplatz geht, ist der englische Begriff »mobbing« oft nicht weit. Vorgesetzte mobben ihre Untergebenen, aber durchaus auch umgekehrt, Kollegen mobben Kollegen, alles ist möglich. Oft schließen sich auch mehrere gegen einen zusammen. Mobbing ist Schikane am Arbeitsplatz. Es ist aber auch ein Modewort und dient oft als Schutzbehauptung. Jemand baut Mist, wird dafür kritisiert, steht unter Druck und sagt dann: »Ich werde gemobbt.«
Wenn tatsächlich gemobbt wird, ist das eine ernste Sache. Es ist so ziemlich das Gemeinste, was einem in der Arbeitswelt passieren kann. Die folgende Geschichte zeigt, wie Mobbing entstehen kann und was sich die Leute alles einfallen lassen.
Stefanie ist relativ neu in der Firma, aber irgendwie hat sie es schon geschafft, sich bei allen unbeliebt zu machen. Sie geht einfach vorbei, wenn sich die anderen auf dem Flur zu einem Schwätzchen versammelt haben. Sie drückt sich auch vor den kleinen Bürofeiern, die beinahe wöchentlich stattfinden. Irgendeiner hat ja immer Geburtstag, und da kommen dann alle, um Sekt zu trinken, Häppchen zu essen und einfach mal zu quatschen. »Social noise«, sagen die Amerikaner dazu und angeblich soll das die Zusammenarbeit fördern.
Stefanie versteht nicht, warum Arbeit nicht einfach Arbeit sein kann. Und sie mag es nicht, wenn man sie bei der Arbeit stört, nur um ein Schwätzchen zu halten. »Ist es wirklich wichtig?«, erscheint als Frage auf ihrem Bildschirmschoner, wenn sie nicht weiterarbeiten kann, weil ihr jemand unbedingt erzählen will, was er gestern zu Abend gegessen hat. Stefanie hofft, dass bald niemand mehr zu ihr kommt, es sei denn, es geht um die Arbeit.
|178| Einige versuchen, Stefanie deshalb fertig zu machen. Doch das ging bis jetzt gründlich schief. Sie hat sich ehrlich gefreut, dass sie als Einzige am Wochenende nicht zu einer Grillparty bei einem Kollegen eingeladen war, den sie sowieso nicht besonders gut leiden kann. Dass Gespräche abrupt aufhören, sobald sie den Raum betritt, merkt sie nicht, weil es sie nicht interessiert. Und als man ihren Schreibtisch abseits von den anderen in eine ruhige Ecke stellte, war sie glücklich. Es ist ihr egal, was manche Kollegen von ihr denken. Ihr kommt es vor allem darauf an, ihren Job gut zu machen und für ihre Arbeit anerkannt zu werden. Und sie verträgt sich am besten mit den Kollegen, die das genauso sehen. Stefanie wird gemobbt, aber sie ist sozusagen immun dagegen.
Woran erkennt man Mobbing und wie kann man darauf reagieren?
Wären auch andere Reaktionen denkbar als die von Stefanie? Welche könnten das sein?
Konkurrenz
Von allen Aspekten der Arbeitswelt kennen wir die Konkurrenz vielleicht am besten: Sportler konkurrieren um eine Medaille, Geschwister um die Liebe ihrer Eltern, Männer um die Liebe einer Frau, Unternehmer um einen Geschäftsabschluss, Arbeitnehmer um eine Stelle. Betrachtet man Konkurrenz im Spannungsfeld von Wirtschaft und Staat, kommt folgendes Bild heraus:
In einer marktwirtschaftlich orientierten Arbeitswelt ohne alle Kompromisse wäre der Konkurrenzkampf hart, aber fair. |179| Doch eine solche Arbeitswelt gibt es gar nicht. Ein fairer Wettbewerb wird häufig zugunsten von Vetternwirtschaft und Mauschelei untergraben oder durch Subventionen verzerrt. So überleben ganze Wirtschaftszweige, die unter normalen Marktbedingungen längst verschwunden wären. In Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern sind es vor allem Landwirtschaft und Bergbau, die staatlich subventioniert werden.
Auch im Kampf um Arbeitsplätze gewinnt oft nicht der Bessere, sondern der mit den besten Beziehungen. Zusätzlich greift auch hier der Staat regulierend ein: Er zahlt Zuschüsse, wenn ältere Arbeitnehmer, Behinderte oder Langzeitarbeitslose eingestellt werden. Im öffentlichen Dienst werden Behinderte bei gleicher Qualifikation bevorzugt, und auch Frauen haben einen Vorteil, während sie in der übrigen Arbeitswelt immer noch benachteiligt werden. Die Forderung der Politik ist hier, so lange Frauen
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