Arbeit - Leben - Glueck
Frischhaltemöglichkeiten gibt. Wenn ja, könnten wir in den Markt der gelben Bananen einsteigen.«
»Wieso gelbe Bananen? Mit den grünen kommen wir doch bestens zurecht.«
Was beim Thema Kommunikation am meisten verwundert, ist die Tatsache, dass gerade Führungskräfte, die in der modernen Arbeitswelt besonders viel kommunizieren müssen, dies oft am wenigsten können. Das führt zu einer unguten Konstellation: Macht ohne Führung. Jemand, der Macht hat, aber nicht führen kann, weil es mit der Kommunikation hapert, ist im Grunde eine lächerliche Figur. Lachen darf man deshalb aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Vor Chefs, die nicht kommunizieren können, muss man sich ganz besonders in Acht nehmen. Diesem Problem ist der nächste Abschnitt gewidmet.
|190| Der Chef. Was er meint, wenn er sagt, was er denkt
Chefs gibt es überall. In Behörden, Institutionen und Wirtschaftsunternehmen. Meistens läuft die Arbeit, ohne dass einem der Chef dauernd über die Schulter guckt, es sei denn, man arbeitet unmittelbar mit ihm zusammen. Doch egal, wie oft man ihn zu sehen bekommt, ob er täglich oder nur einmal die Woche vorbeischaut – wenn er da ist, muss man ihm aufmerksam zuhören und das, was er sagt, wenigstens so ungefähr verstehen.
Es gibt Chefs, die stecken morgens nur kurz den Kopf zur Tür herein und fragen: »Alles klar?« – »Ja!«, antworten die Mitarbeiter, und der Chef verschwindet wieder. Alle wissen, was sie zu tun haben, der Laden läuft und es besteht kein Grund zur Intervention. Ein Chef, der nur »Alles klar?« zu sagen braucht, hat es gut. Auch ohne viele Worte funktioniert die Zusammenarbeit. Nur wenn es nicht so gut läuft, wird es kompliziert, auch für den Chef. Aus dem lockeren Zweiwortsatz »Alles klar?« muss er etwas Längeres machen. Etwas, aus dem hervorgeht, was Sache ist und wie es laufen soll.
Aus der Perspektive des Chefs sieht es so aus: Er muss seinen Laden zusammenhalten und dafür sorgen, dass alles gut läuft. Er trägt die meiste Verantwortung. Zwar gibt er Teile davon an seine Mitarbeiter ab, doch wenn etwas schief geht, bleibt es an ihm hängen. Ein schlechter Chef ist der, der es nicht gewesen sein will, sondern sagt: »Ja, das und das ist schief gegangen, aber schuld sind nur meine unfähigen Mitarbeiter.«
Nicht jeder Chef hat schon einmal etwas von der Idee gehört, dass er als Sprecher Botschaften aussendet, die beim Empfänger ganz anders ankommen könnten, als er sie gemeint |191| hat. In der Regel läuft es so ab: Der Chef sagt etwas und geht davon aus, dass seine Mitarbeiter ihn schon irgendwie verstehen. Wenn er doch schon einmal etwas von Kommunikationsproblemen gehört hat, dann hakt er nach und fragt: »Haben Sie das verstanden?« Oder er sagt: »Fassen Sie bitte kurz zusammen, was wir besprochen haben.« Oder er sagt: »Gehen Sie bitte zu Ihrem Arbeitsplatz und protokollieren Sie unser Gespräch.«
Wenn mehrere Personen an einem Gespräch teilnehmen, ist ein Protokoll noch wichtiger, denn je mehr Menschen über einen Sachverhalt sprechen, desto mehr Versionen existieren hinterher davon und es kommt zu den absurdesten Debatten:
»Also ich hatte das so verstanden, dass wir weiterhin grüne Bananen verkaufen sollen und keine gelben.« – »Komisch, ich habe es umgekehrt in Erinnerung, also lieber gelbe statt grüne. Ist doch auch irgendwie besser so.« – »Wieso eigentlich Bananen? Ich habe schon immer gesagt, wir sollen endlich auf Ananas umsteigen.« – »Aber wir haben noch nie Ananas . . .« – »Das ist doch kein Argument. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, endlich zu wechseln.« – »Aber so war das nicht abgesprochen . . .« – »Doch, es war mal von Ananas die Rede, da bin ich ganz sicher.« Und so weiter. Und wenn es am Ende auf Erdbeeren hinausläuft, wäre das auch nicht weiter verwunderlich. Hat keiner ein Protokoll geschrieben, weiß man nach einiger Zeit nicht mehr, was gesprochen und beschlossen wurde.
Kommunikation ist für alle Mitarbeiter eine Herausforderung, aber dass sie möglichst gut gelingt, gehört eigentlich zu den Aufgaben des Chefs. Auch deshalb ist er davon entlastet, seinen Schreibtisch aufzuräumen, eine Fotokopie zu machen oder sich um die Buchführung zu kümmern. Dafür hat er seine Leute. Sie erledigen die so genannte Sacharbeit, während der Chef ausschließlich mit Führungsaufgaben betraut ist.
|192| Es gehört viel Menschenkenntnis dazu, Kommunikation positiv zu beeinflussen,
Weitere Kostenlose Bücher