Arbeit und Struktur - Der Blog
Rahmenerzählung mit einem Ochsen. Aus der Verfilmung erinnere ich jedes Bild, Spannung kommt nicht auf, kein Plot. Wikipedia erklärt Kästners Erfolg im Kontrast zu den “aseptischen Märchenwelten” der damaligen Jugendliteratur; daraufhin noch mal Pik reist nach Amerika (1927) gelesen. Das Buch, das ich neben Rot und Schwarz wahrscheinlich am häufigsten in meinem Leben gelesen habe. Besser. Bessere Sprache, bessere Dialoge, viel rasantere Handlung. Jedenfalls die ersten zwei Drittel. Das Happy End etwas gewollt. Antiquarisch ist das Buch noch zu haben, über den Autor Franz Werner Schmidt weiß Google nichts. Hat der später noch Konzentrationslager geleitet oder liegt’s am Allerweltsnamen? Und möchte das Buch nicht mal jemand wieder auflegen?
7.2. 2011 12:45
Im Flugzeug nach Fuerteventura. Unter uns der Atlantik. Neben mir Philipp, Kathrin und Sascha. Dann die Inseln, kreisrunde Vulkankrater. Aufbruchsstimmung und Beunruhigung halten sich die Waage. Wichtigste Frage nach der Ankunft: Wo ist das W-Lan?
8.2. 2011 8:20
Traum: Auf der Oberfläche der Sonne verursacht eine von der Erde ausgesandte Sonde eine Störung. Zuerst sieht man nur einen kleinen schwarzen Fleck, der sich aber rasch ausbreitet. Schließlich erlischt die Kernfusion auf der Sonne ganz. Mit C. suche ich im Dunkeln nach Kerzen, aber sinnvoll scheint das nicht. Es kann nur noch Tage oder Stunden dauern, bis die Temperatur auf diesem Planeten für immer bei minus 273 Grad angekommen ist, da helfen Kerzen jetzt auch nicht weiter. Wir resignieren.
Vor Sonnenaufgang gebadet, nur 15 Meter zum Meer. Man muß ein bißchen aufpassen, daß die Brandung einen nicht auf Felsen wirft. Beim Tauchen zwei unterschiedliche Sorten Fische gesehen.
10.2. 2011 19:00
Ausflug zum Surferstrand, vier Meter hohe Wellen rollen auf den Strand. Man versucht, ins Meer reinzulaufen und wird wieder rausgeschleudert, ein großer Spaß. Die Unterströmung so stark, daß es einem die Beine wegzieht. Passig: “Da, wenn sie die rote Fahne aufziehen, müssen wir alle sterben … ja, du lachst.”
12.2. 2011 12:13
Den dritten Tag hintereinander starke Schwummrigkeit. Kann nicht arbeiten. Gestern noch krampfhaft Satz für Satz unter die Datei gestrickt, aber während ich schreibe, weiß ich nicht, was weiter oben im Absatz steht, teilweise nicht, was im vorigen Satz steht.
Heute sechs oder sieben Meter hohe Wellen. Auf einmal saugt es mich raus, weit entfernt vom Strand schlucke ich Wasser und gerate in Panik. Aber dann spült es mich auch wieder zurück. Sehr unheimlich, dieses Meer. Der jährliche Bodycount auf den Inseln ist dreistellig.
14.2. 2011 15:11
Schon beim Frühstück der mit Spannung erwartete Goetz-Text, Sascha gibt das iPad rum, Enttäuschung. Man will ja das hören, was man kennt, und dann hört man: “In dieser Hinsicht sind die Tagebücher von Pepys keine einfache Lektüre.” Als hätte er seine Apparate für das Projekt Journalismus komplett runtergefahren. Gleiches Gefühl wie bei seinem Auftritt bei Harald Schmidt, wo er seine aus der Unmittelbarkeit der Rede kommende Schriftsprache selbst nicht spricht. Oder der Spiegel hat ihm alles wegredigiert, keine Ahnung. Aber was sind denn das für Sätze? “Das Begleitbuch zur jetzt vorliegenden Gesamtausgabe von Pepys’ Tagebüchern, der sogenannte Companion, informiert über historische Hintergründe …”
15.2. 2011 11:37
Endlich das Kapitel abgeschlossen, in dem Michelle dem Amnestiker die Tarotkarten legt und sein Ende vorhersagt. Ich weiß nicht, ob das außer mir noch jemand komisch findet. Aber wenn mich irgendwas im Leben wirklich aufgebracht hat, dann das gegen jedes Denken, jeden Gedanken und jede Aufklärung immune Gefasel von Sternzeichen, Rudolf Steiner und extravaganten Ahnungen fremder, unbegreiflich tröstlicher Welten. Freundschaften sind mir deswegen zerbrochen. Ich kann dem schon lange nur noch begegnen durch Affirmation, Affirmation als Rache. Alles, was Michelle vorhersieht, trifft genau ein. Die Zukunft ist düster. Der Held stirbt. Die Dummheit siegt.
20.2. 2011 15:41
Wenn ich bei der Arbeit in Gedanken von meinem Rechner aufschaue, bin ich immer geneigt, die Wolkenbank am Horizont für einen Tsunami zu halten. Heute über Nacht hat eine Flutwelle den Holzsteg, der dreißig, vierzig Meter über den Strand führt, abgerissen und weggeschwemmt. Es ist Vollmond. Einmal täglich wirft eine große Welle die Sonnenbadenden kreischend zur Seite.
21.2. 2011
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