Arbeit und Struktur - Der Blog
9:18
Arbeite wieder wie eine Maschine. Täglich vor Sonnenaufgang ins Meer, dann Arbeit, ab vier oder fünf Uhr Feierabend. Lektüre: Schuld und Sühne.
25.2. 2011 17:22
Liege mit Passig in den Dünen zwischen schwarzem Lavagestein und schaue auf die Wellen. Gespräch über den Tod und das Nichts. Habe den Eindruck, mich ganz unverständlich auszudrücken, und überlege, Passig zu bitten, in dreißig, vierzig Jahren auf dem Sterbebett noch einmal an mich und diesen Tag in den Dünen zurückzudenken. Vielleicht, daß es dann verständlicher ist. (Sie bestreitet es.)
27.2. 2011 4:13
Traum: In unserm Ferienbungalow stehend schwerer Anfall von Inexistenz. Ich bin nicht mehr da, und auch die Gegenstände um mich herum nicht. Ich sehe Passig durch die Tür kommen, hinter ihr der Schatten einer zweiten Frau. Ich versuche, mich ihnen durch angestrengtes Atmen bemerkbar zu machen, vergeblich. Schließlich schwebe ich, die Knie in der Luft und beide Arme über der Brust gekreuzt wie ein ägyptischer Pharao, auf sie zu und sage: Ich wollte nur, daß du mal siehst, wie sich das anfühlt, das Nichts. Das ist es. Und daß sie keine Angst vor mir haben muß. Wenn ich ihr etwas antun wollte, risse es meinen Körper fort von ihr, wenn er auf sie zuschwebe, sei ich harmlos.
Vierzehn :
28.2. 2011 11:30
Gewohnt schwerer Abschied vom Meer. Jede Nacht bei bei offenem Fenster gelegen, das Rauschen gehört, die Wellen gesehen. Jeden Morgen an der Wäscheleine gezogen, die aus Passigs Fenster hängt.
13.3. 2011 16:34
Mit C. draußen im Park in den ersten warmen Sonnenstrahlen. Weidenkätzchen, grüne Knospen, zwischendurch immer wieder am Rechner nachgeschaut, ob schon Kernschmelze in Fukushima. Die ungeheure und sympathische Gelassenheit der Japaner bremst irgendwie meine Empathie. Gewohnt an die Sakralarchitektur deutscher Atomkraftwerke mit ihren Kuppeln und Minaretten kann ich auch die kleinen japanischen Klötzchen, aus denen Rauchwölkchen puffen, in den ersten Tagen nicht ernst nehmen. Aber dann wird es doch langsam unheimlich.
Das ganze gegen die Natur und den Todesgedanken aufwendig aufgebaute Bollwerk der Zivilisation, der Technik, der Architektur und der angenehmen Dinge von einer riesigen Welle fortgeschwemmt zu sehen, ist nicht beunruhigend. So ist das eben. Aber eine der hochentwickeltsten Städte des Planeten bei ungünstigen Winden für immer unbewohnbar gemacht zu sehen, übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Ich werde ganz trübsinnig. Ich versuche, keine Nachrichten zu gucken, aber dann gucke ich doch die ganze Zeit.
16.3. 2011 9:08
Psychiater Bandelow im Spiegel: “Es ist ein großer Irrtum zu glauben, jetzt müssten alle ganz schnell therapiert werden. Die Wissenschaft hält das inzwischen für kontraproduktiv. Es gibt Untersuchungen zum Zugunglück in Eschede im Jahr 1998, wo 101 Menschen ums Leben kamen. Damals wurden mehr als 600 Helfer psychologisch betreut. Später stellte sich heraus, dass die Therapierten häufiger ein Belastungssyndrom entwickelten als jene, die nicht in ärztlicher Behandlung waren. Es gibt mehrere Untersuchungen, die das belegen.”
Meine Rede seit 1971.
18.3. 2011 19:06
Mit einer Frau telefoniert, die seit drei Jahren ein Astrozytom hat und in der Charité operiert wurde. Daraufhin noch mal rumgegoogelt und eine Studie gefunden, die einen Zusammenhang zwischen Tumorvolumen und Überlebenszeit postuliert, der mich sofort in Panik geraten ließ. Den ganzen Nachmittag gegoogelt, bis ich die gegenteilige Studie gefunden hatte.
Anschließend mit Herrn T. telefoniert, der mir vor ziemlich genau einem Jahr zu Arbeit und Struktur riet. Ihm geht es gut, mittlerweile 14 Jahre ohne Rezidiv. Er ist jetzt 66 und vermutlich sowas wie der Weltrekordhalter im Glioblastom. Fast jeden Tag des letzten Jahres an ihn gedacht. Dankbar.
In einer skandinavischen Studie mit 1147 Patienten waren alle Patienten, die länger als 10 Jahre überlebten (0,5%), zum Zeitpunkt der Erstdiagnose und Therapieeinleitung jünger als 38 Jahre (Salford 1988).
Und ich muß jetzt dringend aufhören zu googeln.
20.3. 2011 23:07
Interessante Zeiten, wo eine drohende Kernschmelze in gleich mehreren Atomreaktoren nur noch auf Platz 3 der Nachrichten ist.
23.3. 2011 18:23
Fahrradtour am Wannsee lang. Den ganzen Tag gefahren, ohne große Gedanken. Richtig schön ist es nicht ohne Grün. In den Badebuchten die Hand ins Wasser gehalten und den Eindruck gehabt, man könnte schon.
28.3. 2011
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