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Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Titel: Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Bauer
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Arbeit.
    Selbstverständlich kann die Arbeit spontane, primäre Freude machen, vor allem wenn sie zu jener Resonanz führt, von der bisher schon mehrfach die Rede war. Doch ist unter dem Jahrtausende währenden Zwang zur Arbeit auch noch etwas anderes passiert: Unsere Spezies hat den Speer sozusagen umgedreht und aus dem Zwang zur Arbeit die innerlich empfundene Pflicht zur Arbeit, die »Arbeitsmoral« gemacht.
    Spiegelbilder dieser Entwicklung zeigten – und zeigen – sich in der Schöpfungsgeschichte des Alten Testamentes (»Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen«), in den Mönchskulturen des Mittelalters (»Ora et labora«), im Protestantismus Luthers und Calvins (»Der Mensch ist für die Arbeit gemacht wie der Vogel zum Fliegen«), aber auch im strengen Arbeitsethos der Linken, von Marx bis Lenin (»Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen«). Dies festzustellen bedeutet keinesfalls, die bereits erwähnte Möglichkeit einer spontanen Freude an der Arbeit zu bestreiten. Worum es mir hier geht, ist, den Blick zu schärfen für die Gefahr, unter dem Ein fluss der unbewusst wirksamen Kräfte des beschriebenen Me chanismus, den Sinn für und die Liebe zu dem zu verlieren, was dem Menschen jenseits der Arbeit Freude machen kann: die von mir bereits erwähnte Muße, das Spiel, die Musik, die Bewegung, das zwecklose Verweilen, das Träumen und das absichtslose Zusammensein mit anderen Menschen.
    Damit wären wir bei der Balance zwischen Arbeit und Muße . Die Lebensfreude kann, wenn diese Balance gelingt, sowohl mit der Arbeit als auch mit der Muße verbunden sein. Arbeit und Muße können sich unter bestimmten Umständen sogar verbinden. Dass wir arbeiten müssen, weil wir als Menschen – selbst bei gerechter Verteilung der Ressourcen dieser Welt – ohne Arbeit nicht leben können, haben selbst diejenigen Denker nicht bestritten, die vor einer Überbewertung der Arbeit gewarnt haben: Die Denker des antiken Griechenland haben – obwohl sie die Muße über alles stellten – die Notwendigkeit der (physischen) Arbeit nicht in Abrede gestellt (sie haben sie lediglich den Sklaven überlassen).
    Auch Jesus Christus, der dazu aufgefordert hat, sich über Arbeit nicht zu viele Sorgen zu machen, hat sich nirgendwo negativ über ihre Notwendigkeit geäußert. Viele Jahrhunderte später hat sich Paul Lafargue (der damit nicht auf eine Stufe mit dem vorher Genannten gestellt werden soll), obwohl er ein vehementer Kritiker der »Arbeitssucht« war, immerhin für drei Stunden Arbeit täglich ausgesprochen. Und schließlich war auch Bertrand Russell der Meinung, dass »jeder Mensch etwas zum Ausgleich für Kost und Wohnung leisten« müsse, obwohl er – ähnlich wie Lafargue – die Arbeitsmoral als »Sklavenmoral« betrachtete, für eine Reduzierung der täglichen Arbeitszeit auf vier Stunden eintrat und die Muße als »wesentlich für die zivilisatorische Entwicklung« bezeichnete. Er sprach sich sogar dafür aus, bereits Kindern »die Überzeugung zu vermitteln, dass Arbeit etwas Notwendiges ist« und ihre »Bereitschaft, ein gerechtes Maß an notwendiger Arbeit auf sich zu nehmen«, zu fördern 476 .
    Die Arbeit kann, indem sie der Energie, der schöpferischen Lust und den Selbstverwirklichungsmöglichkeiten des Menschen ein fast grenzenloses Betätigungsfeld bietet, eine Quelle großen Glücks sein. Zu zeigen, dass dies auch aus neurobiologischer, medizinischer und psychologischer Sicht wahr ist, war eines der Anliegen meines Buches.
    Die wirklich gefährlichen Feinde der Arbeit sind nicht die Faulen, sie haben keine Argumente auf ihrer Seite und grenzen sich selbst aus. Die wirklichen Feinde der Arbeit sind dort zu suchen, wo Menschen in der Arbeit entwürdigt, mit sinn entleerten Arbeitsschritten beschäftigt, unter unmenschlichen Druck gesetzt, schlecht bezahlt oder zu seelenlosen Maschinen gemacht werden. Das Glückspotenzial der Arbeit zerstören aber nicht nur jene, die andere in unwürdige Arbeitsverhältnisse zwingen, sondern auch diejenigen, die sich ohne Gegenwehr mit einer solchen Situation arrangieren. Damit ist die zunehmende Zahl derjenigen gemeint, die begonnen haben, die Arbeit wie eine Art Zwangsregime zu verinnerlichen oder sich bereits zu Arbeitssüchtigen entwickelt haben.
    Denen, die andere in unmenschliche Arbeitsverhältnisse zwingen, muss persönlich und politisch entgegengetreten werden. Dem verinnerlichten Arbeitsübereifer ist politisch nicht beizukommen, zumal sich viele

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