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Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Titel: Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Bauer
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dann – und nur dann – zum Zuge, wenn keine konkrete Aufgabe zu erledigen ist, sondern wenn ein diffuses Umfeld zu überwachen ist, wenn also eine Situation herrscht, in der jederzeit irgendetwas passieren kann, dabei aber nicht klar ist, was es sein wird. Man könnte dieses Stresssystem als »Unruhe-Stresssystem« bezeichnen 66 . Viele moderne Arbeitsplätze beanspruchen dieses System in besonderer Weise.

Aggressions- und Depressionsmechanismen
    Man könnte annehmen, die Aggression spiele bei der Arbeit nur in Ausnahmefällen eine Rolle, da Ausbrüche von Empörung, wie sie bei Streiks oder bei Revolutionen stattfinden, doch nicht zum täglichen Geschäft zu zählen seien. Dem wäre zuzustimmen, wenn man nur die offene Revolte als Aggression bezeichnen würde. Dies wäre jedoch eine Verleugnung der vielfältigen und oft versteckten Spielarten der Aggression. Im alltäglichen Ablauf am Arbeitsplatz kann sich Aggressivität nicht nur in einem erhöhten Maß an kollegialen Konflikten äußern. Mindestens ebenso unangenehm – sowohl für Kollegen als auch für Vorgesetzte – ist, was in der Fachsprache der Psychiater als »passive Aggressivität« bezeichnet wird: Sie findet statt, wenn Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen ihrem Ärger oder ihrer Wut nicht offen Ausdruck geben, sondern sich dadurch rächen, dass sie aus einem versteckten Ärger heraus »Dienst nach Vorschrift« machen und sich dabei so verhalten, dass Arbeitsabläufe behindert werden. Dies geschieht unmerklich und nicht nachweisbar, sodass man dem Betreffenden keinen Vorwurf machen kann. Derartige Verhaltensweisen, die wohl jedem Erwerbstätigen von bestimmten Kollegen oder Kolleginnen gut bekannt sind, können sich aber bis zur versteckten Sabotage steigern.
    Aggression am Arbeitsplatz ist für alle Beteiligten ein überaus unangenehmes Phänomen: Für Kollegen und Vorgesetzte bedeutet sie Stress, für die Arbeit ergeben sich aus ihr Störungen der Zusammenarbeit, Ineffizienz und schlechte Arbeitsergebnisse. Konflikte am Arbeitsplatz und die mit ihnen einhergehenden Aggressionen kommen überall vor, sie sind unvermeidlich. Das Ziel kann daher nicht sein, Konflikte abschaffen zu wollen bzw. zu verdrängen, sondern sie zu erkennen, unverzüglich anzusprechen und auf dem schnellsten Wege fair zu lösen. An dieser Stelle soll kein Streitschlichterprogramm entwickelt werden, aber doch kurz verdeutlicht sein, was wir von der Hirnforschung lernen können, um Aggression am Arbeitsplatz klein zu halten.
    Warum geraten Menschen in Ärger, warum entwickelt sich Wut, was ist der Nährboden für Aggression? Die sicherste Methode, einen anderen Menschen aggressiv zu machen, ist, ihm körperliche Schmerzen zuzufügen. Wer die Schmerzzentren im Gehirn seines Gegenübers reizt, wird auf Aggression nicht lange warten müssen. Eine weitreichende Entdeckung der modernen Gehirnforschung war die erst vor Kurzem gemachte Beobachtung, dass die Schmerzzentren des menschlichen Gehirns nicht nur dann aktiviert werden, wenn einem Menschen körperliche Schmerzen zugefügt werden. Sie reagie ren auch dann, wenn eine Person sozial ausgegrenzt oder gedemütigt wird 82 . Weil »aus Sicht des Gehirns« soziale Benachteiligung und Demütigung wie körperlicher Schmerz empfunden wird, reagiert der Mensch nicht nur auf körperlichen, sondern auch auf sozialen Schmerz mit Aggression. Menschen, die – meist aus Angst oder wegen starker Hemmungen – den in ihnen aufkommenden Ärger nicht zulassen, reagieren, anstatt mit Aggression, mit Depression 83 .
    Für die Situation am Arbeitsplatz lässt sich aus diesen Erkenntnissen Folgendes lernen: Alles, was soziale Ausgrenzung und Demütigung erzeugt, begünstigt Aggression und Konflikte. Unfairness und Ungerechtigkeit haben zur Folge, dass sich ein Teil der Beschäftigten benachteiligt und damit ausgegrenzt fühlt. Daher sind Unfairness und Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz kontraproduktiv.
    Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass alle Mitarbeiter gleich behandelt oder völlig gleich bezahlt werden müssen. Wer besonders aufwendige und langwierige Qualifikationswege durchlaufen hat, wer am Arbeitsplatz besondere Verantwortung oder Risiken trägt oder einen größeren Arbeitseinsatz als andere leistet, wird mit Recht eine dementsprechend angemessene Gratifikation beanspruchen. Bedeutsam ist aber, dass die Regeln, nach denen verfahren wird, transparent und verständlich gemacht werden. Wo allerdings bei gleicher Arbeit ungleich bezahlt

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