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Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Titel: Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Bauer
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Detailvorschriften.
Anerkennung (»Reward«): Angemessenheit der finanziellen Entlohnung; soziale Anerkennung durch Vorgesetzte und Kollegen via Rückmeldungen zur geleisteten Arbeit.
Arbeitsklima und Kollegialität (»Community«): Gute kollegiale Beziehungen; angemessene Möglichkeiten zum Austausch/Gespräch; guter Umgang mit Konflikten.
Gerechtigkeit (»Fairness«): Gerechte Verteilung der Arbeit; gleicher Lohn und gleiche Wertschätzung für gleiche Arbeit; keine Intrigen; keine Bevorzugung Einzelner.
Beachtung von Werten (»Values«): Moralische Vertretbarkeit der zu leistenden Arbeit; ethische Vertretbarkeit der Produktionsweisen und der Produkte; keine Nötigung gegenüber Beschäftigten, Kunden/Klienten zu täuschen oder zu übervorteilen.

5
    Von der industriellen Arbeitswelt zur
»Kultur des neuen Kapitalismus«
    Um der Gefahr aufgeregter Übertreibungen der heutigen Probleme, aber auch unangemessener Beschönigungen unserer derzeitigen Situation zu widerstehen, kann es hilfreich sein, einen Blick auf die historische Entwicklung zu werfen. Tatsächlich kann ein solcher Blick zweierlei Eindrücke hervorrufen.
    Einerseits kann, wer die heutige Situation an den Arbeitsplätzen im Kontrast zu den Verhältnissen des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts betrachtet, leicht zu dem Schluss kommen, dass wir keinen Grund zum Klagen hätten, allenfalls Grund zur Dankbarkeit dafür, was viele Generationen erkämpfen mussten, um jenen sozialen Standard zu erreichen, den wir derzeit haben. Andererseits wird bei einer Betrachtung der Entwicklung der letzten zwanzig Jahre deutlich, dass die erreichten Standards in vielen Teilen der Arbeitswelt dabei sind, zu erodieren. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir im Interesse einer abgewogenen Einschätzung lohnend, die Entwicklung der Arbeitswelt innerhalb der letzten etwa 200 Jahre kurz im Zusammenhang Revue passieren zu lassen.

Textilindustrie, Bergbau, Eisen und Stahl als Schlüsselindustrien
    Die Arbeitsbedingungen des 19. Jahrhunderts waren für einfache Erwerbstätige verheerend. Eine der wichtigsten Branchen in der Vorläufer- und Frühphase der industriellen Revolution war die Textilherstellung, die zunächst im häuslichen Umfeld der Arbeiterinnen und Arbeiter angesiedelt war. Produkte, die von Hunderttausenden von Weberinnen und Webern an häuslichen Webstühlen hergestellt wurden, wur den von den gleichen Unternehmern, die ihnen Rohstoffe und Werkzeuge bereitstellten, wieder vermarktet – ein als »Verlagswesen« in die Geschichte eingegangenes Produktionssystem. Im Heimgewerbe der Textilindustrie waren um das Jahr 1800 herum in Deutschland etwa eine Million Menschen beschäftigt. In den darauf folgenden Jahrzehnten machten dann aber Spinnereifabriken mit mechanischen, maschinengetriebenen Webstühlen der Heimarbeit Konkurrenz. Die 1844 in Schlesien ausgebrochenen Weberaufstände waren nicht die einzige Revolte in dieser Branche. Sie waren ausgebrochen, nachdem die Auftraggeber die ohnehin niederen Stücklöhne weiter reduziert hatten. Die Aufstände wurden gewaltsam niedergeschlagen.
    Zu Schlüsselindustrien der industriellen Revolution in Deutschland wurden der Steinkohlebergbau, die Eisen- und Stahlindustrie, der Werkzeug- und Maschinenbau und der Eisenbahnbau. Der Einsatz von Dampfmaschinen, mit denen das Grundwasser kontinuierlich abgepumpt werden konnte, ermöglichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen immer tiefer gehenden Bergbau in Schlesien und im damals zu Preußen gehörenden Rheinland.
    Kohle war die Voraussetzung für den Betrieb von Eisen- und Stahlwerken. Um das Jahr 1850 produzierten an Rhein und Ruhr etwa 14 000 Arbeiter über 200 000 Tonnen Roheisen. Die rheinische Stahlproduktion expandierte von 1850 mit 20 000 Arbeitern, die damals über 200 000 Tonnen Stahl produzierten, auf 1,6 Millionen Tonnen im Jahre 1873 mit dann fast 100 000 Arbeitern. Die Schwerindustrie wiederum war es, die den rasanten Ausbau des Eisenbahnwesens ermöglichte. Um das Jahr 1850 herum betrug die Länge des deutschen Streckennetzes rund 7 000 Kilometer, im Jahr 1870 bereits etwa 25 000 Kilometer und um das Jahr 1900 herum rund 50 000 Streckenkilometer, Hunderttausende von Arbeitern fanden im Bau und Unterhalt des Eisenbahnwesens Arbeit. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergänzte die chemische Industrie und ab der Wende zum 20. Jahrhundert schließlich auch die Automobilindustrie den deutschen Industriepark.

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