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Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Titel: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz , Frank Rieger
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Überlegungen beschäftigen müssen. Denn es ist natürlich nicht zwingend technisch erforderlich, daß das Informationsnetz der Erfahrungen und Sensordaten der Maschinen in einer totalen Überwachungsdystopie endet.
    Für die allermeisten Anwendungen ist es gar nicht notwendig, die Kamerabilder aufzuheben. Viele interessanter und wichtiger sind die daraus extrahierten Informationen, etwa über die Position von Gegenständen und gut erkennbaren Orientierungspunkten sowie die daraus abgeleiteten Handlungsrezepte. Für private Bereiche, für die eigene Wohnung oder Werkstatt, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit private Instanzen einer solchen geteilten Datenbank geben. Diese wird dann nur für die eigenen Maschinen zugänglich sein: Der häusliche Reinigungsroboter muß seine Kamera- und Sensordaten ganz sicher nicht mit Googles Weltdatenbank für autonome Fahrzeuge teilen. Es bleibt zu wünschen, daß in ferner Zukunft nicht jeder Besitzer von Robotern permanent Rundumbilder von sich und seinen Maschinenhelfern in die Datenbanken überträgt, auf die im Zweifel auch die Geheimdienste und Big-Data-Auswerter Zugriff haben.
    Der Gedanke des Teilens, Kooperierens und der verteilten Lösung von Problemen stammt ursprünglich aus der Forschung selbst: Wissenschaftler sind es gewohnt, ihre Ergebnisse zu publizieren, damit andere Forschungsgruppen sie nachvollziehen, verifizieren und darauf aufbauen können. In der Robotik, die viele ingenieurswissenschaftliche und informationstechnische Disziplinen vereint, hat sich daher in den letzten Jahren nicht zufällig eine bemerkenswerte Dynamik des Teilens und Kooperierens entwickelt. Offengelegte Forschung und Open-Source-Software führt dazu, daß Entwicklungen nicht mehrfach stattfinden müssen, sondern eine Forschergruppe ohne viele Probleme die Ergebnisse und Erkenntnisse ihrer Kollegen verwenden kann.
    Kern der Kooperation ist das kurz »ROS« genannte Roboter-Operating-System. Die Idee dabei ist, daß durch die Verwendung einer gemeinsamen Basisstruktur die Software für jeden Sensor, jede Kamera, jeden Motor und die dazugehörige Logik nur noch einmal geschrieben werden muß. Wenn ein Forscherteam einen neuen Roboter konzipiert, kann es sich so auf sein eigenes Forschungs- und Entwicklungsthema konzentrieren, etwa eine neue Methode der Interaktion mit dem Menschen, und muß nicht bei den primitivsten Grundlagen anfangen. Das Rad nicht jedesmal neu erfinden zu müssen spart schlicht Zeit.
    Auf den Konferenzen der Robotiker, aber auch der Industrieforscher ist der Effekt dieses kooperativen Ansatzes gut sichtbar: Was noch im Jahr zuvor ein vielbeklatschtes und -bestauntes Forschungsergebnis war, ist beim übernächsten Meeting schon ganz selbstverständlich in den Forschungsrobotern vieler anderer Teams zu finden. Die Dynamik ist derartig ergiebig, daß auch die Industrie dazu übergeht, für ihre kleineren und preiswerteren Systeme eine ROS-Unterstützung anzubieten. Für die gesamte Branche betrachtet, hat sich dadurch der Technologiefortschritt merklich beschleunigt. Überall geht es neben der Fehlerfreiheit in erster Linie darum, die Maschinen besser, sicherer, angenehmer im Umgang mit dem Menschen zu machen.
    Eine der Methoden, um Roboter menschenfreundlicher zu konzipieren, dreht sich um die Limitierung der Kraft, die im Falle einer Kollision wirken kann. Dazu wird die Motorleistung und Geschwindigkeit der Bewegung reduziert. Wenn der Kollege Roboter seinen menschlichen Mitarbeiter doch einmal anrempelt, holt der sich maximal einen blauen Fleck, nicht aber einen gebrochenen Arm oder Schlimmeres. Ist die Maschine darüber informiert, wo der nebenan arbeitende Mensch sich in welcher Haltung gerade befindet, kann sie schon prophylaktisch Bewegungen insgesamt verlangsamen oder zumindest in Höhe von empfindlichen Körperteilen vermeiden. Zusätzlich werden Sensoren, die mit der gleichen Technologie wie der Touchscreen auf einem Smartphone arbeiten, an den Roboterarmen verbaut. Dadurch wird die Annäherung an einen Menschen schon in einigen Zentimetern Entfernung detektiert, und die Bewegung kann entsprechend abgebremst werden.
    Andere Forschungsansätze beschäftigen sich damit, wie sich Menschen mit Werkzeugen in der Hand typischerweise bewegen, so daß ein funktional ähnlicher Arbeitsgang wie Bewegung nicht als bedrohlich empfunden wird, wenn ein Roboter ihn ausführt. Halten wir einen Schraubendreher, ein Messer oder einen Lötkolben in der Hand, so rennen wir damit

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