Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)
umständlich und zeitraubend saugen, da ein gut Teil des Bodens vielfach abgesaugt wird, doch der Roomba-Roboter kriegt es auch nicht im Kreuz, wenn er eine Stunde länger braucht.
Durch diesen simplen, aber einem menschlichen Vorgehen fremden Ansatz – ähnlich den Methoden, nach denen sich Insekten orientieren – konnten die Reinigungsroboter konkurrenzlos günstig gebaut werden. Fragt man Brooks, wonach sich der anfängliche Preis für einen Roomba richtete, ist seine Antwort so einfach wie pragmatisch: nicht mehr, als ein typischer Mittelschicht-Amerikaner mit seiner Kreditkarte ausgeben kann, ohne seinen Partner zu konsultieren, also etwa dreihundert Dollar. Durch die Unterschreitung dieser psychologischen Hemmschwelle war es viel einfacher, eine größere Zahl Kunden »auf gut Glück« zum Kauf seines Produktes zu bewegen, dessen Versprechen auf den ersten Blick zu gut klingt, als daß es wirklich funktionieren könnte.
Der durchschlagende Erfolg des Roomba war nicht nur für die Firma iRobot von erheblicher Bedeutung. Er läutete auch eine neue Ära der Robotik ein, schließlich war nun bewiesen, daß man einfache Roboter mit simplem Nutzerinterface auch im normalen Konsumentenmarkt in großen Stückzahlen verkaufen kann. Dadurch öffneten sich quasi über Nacht die Geldschatullen der Wagniskapitalgeber, die das Feld zuvor weitgehend gemieden hatten, nachdem frühere Versuche an zu hohen und schließlich unerfüllten Ambitionen und Gerätekosten gescheitert waren.
Rodney Brooks ist unterdessen bestrebt, seinen Erfolg im Endverbrauchermarkt in einem gänzlich anderen Bereich zu wiederholen. Rethink Robotics, seine neue Firma, versucht sich an der Konstruktion und Vermarktung eines neuen Typs von Roboter, der die Arbeit in Kleinbetrieben und Werkstätten revolutionieren soll. Dabei setzt er an zwei Kernproblemen an, die dazu führten, daß Roboter bisher primär noch auf Fertigungsstätten beschränkt sind, die große Stückzahlen produzieren: die Flexibilität der Programmierung sowie der Preis.
Für einen Betrieb, der seine Marktnische in der Fertigung von Kleinserien von ein paar Dutzend bis einigen tausend Stück von häufig wechselnden Produkten hat, ist der Aufwand, jeweils zur Umstellung der Fertigung umständlich die Roboter zu reprogrammieren, viel zu groß und zeitaufwendig. Bis ein herkömmlicher Roboter darauf programmiert wurde, ein Werkstück aus der neuen Produktionsserie zu erkennen und korrekt in eine Bearbeitungsmaschine einzuspannen oder in eine Kiste zu verpacken, ist die Produktion im Zweifel längst gelaufen.
Der Baxter, das erste Produkt von Rethink Robotics, soll laut Brooks beides revolutionieren: Programmierfähigkeit und Anschaffungskosten. Es lohnt sich, die Konzepte von Rethink Robotics im Detail zu betrachten, weil sie prototypisch für die neue Generation Roboter sind, die gerade Einzug in die Werkstätten und Fabriken halten.
Im Gegensatz zu den streng funktionalen traditionellen Industrierobotern ist der Baxter menschenähnlich proportioniert. Er hat zwei Arme, deren Schultergelenke sich auf der gleichen Höhe wie bei einem ausgewachsenen Menschen befinden. Dort, wo beim Menschen der Kopf wäre, hat der Baxter einen Bildschirm, auf dem im Normalbetrieb zwei Augen zu sehen sind, die dorthin blicken, wo der Roboter als nächstes hingreifen wird. Geht etwas schief, wird das Gesicht auf dem Bildschirm traurig, oder es schaut verwirrt drein. Der Roboter wird nicht irgendwo fest installiert, sondern er steht auf einem Gestell mit Rollen, das einfach am jeweils vorgesehenen Arbeitsort arretiert wird. Über verschiedene Kameras, die am Rumpf und an den Armen integriert sind, orientiert sich Baxter in seiner Umgebung.
Es gibt drei verschiedene Methoden der Programmierung von Baxter, von denen die einfachste gleichzeitig die derzeit spektakulärste ist: Wenn man den Roboter etwa darauf programmieren will, Werkstücke vom Band in Kisten zu sortieren, ruft man die entsprechende Funktion auf dem Bildschirm auf, greift sich einen der Arme und zeigt der Maschine direkt, von welcher ungefähren Zone des Fließbandes sie Teile einsammeln soll. Die Assoziation zum Zeigen und Vorspielen bei Kindern ist naheliegend. Danach zeigt man dem Roboter noch, wie die einzusammelnden Teile aussehen und wo die Kiste steht, in der sie landen sollen.
Eine solche einfache Programmierung dauert keine halbe Stunde und kann – und das ist der entscheidende Punkt – von jedem durchschnittlich
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