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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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War das der endgültige Beweis, dass es sich um eine gut gemachte Fälschung handelte?
    Vielleicht war die Übereinstimmung reiner Zufall und die Bedeutung eine ganz andere.
    Er musste sich setzen. Es gab weder GPS-Satelliten vor tausend Jahren noch eine Einteilung der Erdoberfläche in Längen- und Breitengrade.
    Die möglichen Erklärungen reduzierten sich für ihn auf zwei. Sein Verstand sagte ihm, dass es eine Fälschung sein musste, denn die zweite Möglichkeit war so fantastisch, dass er sich weigerte, sie zu akzeptieren:
    Die goldene Scheibe war die Botschaft eines Zeitreisenden.
    Was aber bedeutete dann der Hinweis auf die Aureliuskirche? Mussten Sie dort nach der Lösung aller Rätsel suchen?
    Er griff zum Hörer, um Herbert anzurufen, dann hielt er inne. Was sollte er ihm erzählen? Ein Gefühl sagte ihm, dass das Buch der geheimnisvollen Rosenbruderschaft der Schlüssel zu allem wäre.
    Er wollte seinen Kopf leer bekommen und legte die goldene Scheibe zurück in den Tresor, dann verließ er die Praxis und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Carolin sah auf, als er eintrat. Er lächelte sie an, und dieses Lächeln war ehrlich und verzweifelt zugleich.
    In diesem Augenblick wünschte er die Kalenderscheibe, Herbert, Silvia und das ganze Drumherum auf den Mond. Im Grunde liebte er seine Frau, und nun spürte er deutlich, dass etwas geschah, das sie alle in Gefahr brachte.
    Sie stand auf und umarmte ihn. Auch sie hatte Angst.
    Sie war sehr sensibel und bemerkte die Veränderung, die in ihm vor sich ging. Er wollte ihr alles sagen, alles erklären, um Verzeihung bitten für seinen Seitensprung, doch da war eine unsichtbare Mauer, die er nicht überwinden konnte.
    Sie gingen früh zu Bett, und er kuschelte sich an sie. Carolin presste ihr Schambein gegen seinen Oberschenkel, doch die Erotik des Augenblicks wurde überlagert von etwas Schalem, einem unangenehmen Beigeschmack, der jede Lust im Keim erstickte. Sie waren befangen, und weder sie noch er konnten sich dem anderen hingeben. Nach einem verzweifelten wie erfolglosen Versuch, die Leidenschaft der Vergangenheit noch einmal herauf zu beschwören, drehten sie sich um und spürten in diesem Moment, dass ein endgültiger Bruch zwischen ihnen stattgefunden hatte.
     
    Carolin schlief noch fest, als Christopher sich aus dem Schlafzimmer schlich. Er machte sich einen Kaffee und trank ihn auf dem Weg in die Praxis. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an. Da war eine innere Ruhe, die nichts mit innerem Frieden zu tun hatte. Er empfand eine Abwesenheit jedes moralischen Empfindens für das, was richtig oder falsch war.
    „Wenn das alles vorbei wäre, würde er zu seiner Frau und seinem alten Leben zurückkehren“, beruhigte er sich, doch er wusste nicht, ob es der Wahrheit entsprach.
    Er war wie durch ein unsichtbares Band an diese goldene Scheibe gekettet. Er konnte nur wie ein Galeerensklave aus Leibeskräften rudern oder mit ihr untergehen.

7.
     
    Carolin erwachte aus einem Schlaf, der sie nicht erholt hatte. Sie hatte einen Kater wie nach zu viel Alkohol, schleppte sich in die Küche und stellte überrascht fest, dass die große Dose Aspirin bis auf eine Tablette geleert war. Sie schluckte sie mit einem großen Glas Leitungswasser hinunter und verzog angewidert das Gesicht.
    Christopher musste die ganze Packung in einer atemberaubenden Geschwindigkeit konsumiert haben. Zusammen mit der Veränderung, die sie deutlich bei ihm wahrnahm, schrillten jetzt sämtliche Alarmglocken. Als sie ihn kennengelernt hatte, war sein Tabletten- und Drogenkonsum extrem hoch gewesen, und seine Persönlichkeit so labil, dass sie täglich Angst vor einer Kurzschlusshandlung hatte. Auch damals konnte sie ihm nicht helfen. Alles, was sie tun konnte, war, ihm die Geborgenheit eines Zuhauses zu geben, einen Ort, an den er zurückkehren konnte, wann er es für richtig hielt, ohne Fragen zu stellen.
    Sie hing noch ihren düsteren Gedanken nach, als das Telefon klingelte. Sie nahm ab.
    „Dienststelle von Polizeihauptkommissar Sven Richter, bitte bleiben Sie am Apparat, ich verbinde“.
    „Sven?“, erwiderte sie erstaunt, als sich einen Augenblick später eine freundliche Männerstimme meldete, „das ist aber eine Überraschung.“
    Sie waren in ihrer gemeinsamen Schulzeit ein Paar gewesen. Carolin hatte ihn kurz vor dem Abitur verlassen, was er damals nur schwer verkraftete. Dann hatten sie sich aus den Augen verloren und waren sich viele Jahre später auf der Silvesterparty eines

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